Peter Stöger war nach dem "bittersten Abend, seit ich in Köln bin", restlos bedient. Sauer auf den seiner Meinung nach parteiischen Schiedsrichter, dem er die Schuld an der Last-Minute-Niederlage im rheinischen Derby am Karnevalssamstag bei Borussia Mönchengladbach gab.
Platzsturm und Pleite erbosen Stöger
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Sauer auf die Chaoten, die dem Ansehen des 1. FC Köln nach dem 0:1 (0:0) wieder einmal schadeten. Und Stöger war sogar sauer auf die vermeintlich normalen FC-Fans - und teilte mächtig aus. (Datencenter: Ergebnisse und Spielplan)
Stöger poltert
"Das sind alles Dinge, die kein Mensch braucht", sagte der 48-Jährige sichtlich ernüchtert. Die Zwischenfälle - FC-"Fans" verursachten mit dem Abbrennen von Bengalos einen späteren Spielbeginn und eine Unterbrechung, nach dem Abpfiff stürmten 30 Chaoten das Spielfeld - lastete der Österreicher aber auch all jenen Anhängern an, die sie nicht verhindert hatten.
"Vielleicht verliere ich Leute, die mir wohlgesinnt sind, aber ich habe das Gefühl, die Leute wollen das gar nicht kontrollieren", schimpfte Stöger: "Denn man kann das kontrollieren, es gibt doch auch normal denkende Menschen im Block. Es wird immer gesprochen von Liebe, Herz und Tradition. Aber ich weiß nicht, wo da die Liebe zum Verein sein soll. Und wir werden dauernd für Dinge bestraft, für die wir nichts können."
Verein verurteilt Randale
Auch Torhüter Timo Horn, der einst als FC-Fan selbst in der Kurve stand, forderte: "Die Fangemeinschaft muss eine Lösung finden, diese Leute im Zaum zu halten." Der Verein erklärte in einer Mitteilung, er behalte sich "harte Schritte gegen die beteiligten Gruppierungen vor. Wer von sich behauptet, Fan des 1. FC Köln zu sein und sich so verhält, ist unerwünscht."
Die Strafe für den vorbelasteten FC, der im Vorjahr schon mal auf Bewährung zu einem Teilausschluss der Fans verurteilt wurde, "wird sicher deutlich werden", fürchtet auch Manager Jörg Schmadtke. Er kündigte an, "dass wir uns Gedanken machen müssen, wie wir damit umgehen."
Stöger kritisiert Schiedsrichter
Sein Gladbacher Kollege Max Eberl hofft nach dem Zwischenfall mit zwei Festnahmen und einem verletzten Polizisten, "dass diese Menschen hart bestraft werden. Sie müssten einmal ihrem Arbeitgeber erklären, warum sie am Montag nicht zur Arbeit kommen können."
Doch die Randale waren nicht der einzige Grund, weshalb Stöger die Laune so vergangen war, dass der Karnevals-Fan direkt nach Spielschluss keine Lust hatte, "mich auf den Zug zu stellen". Auch die Leistung des Schiedsrichter-Gespanns um Deniz Aytekin stieß ihm sauer auf. "Es gab über 90 Minuten eine klare Tendenz, alle Kleinigkeiten gegen uns zu pfeifen", sagte er. (Service: Die Statistiken zum Spiel)
Wimmer fassungslos
Abwehrspieler Kevin Wimmer, dessen Aktion gegen Branimir Hrgota vor dem folgenschweren Freistoß in der Nachspielzeit tatsächlich kein Foul war, übte ebenfalls harsche Kritik. (Datencenter: Tabelle)
"Ich bin extra zurückgeblieben, und der Linienrichter steht zwei Meter weg", meinte der Österreicher und berichtete, dass er sofort das Gespräch mit dem Schiedsrichter-Assistenten Markus Häckler gesucht habe: "Aber wenn sie eine Fehlentscheidung treffen, kann man nicht mit denen reden. Das war immer so, und das wird auch immer so bleiben."
Xhaka: Rot oder Tor
Xhaka köpfte den Freistoß von Thorgan Hazard zum Siegtor ein. "Ich wusste schon vor dem Spiel: Entweder sehe ich heute Rot, oder ich mache ein Tor", sagte der Heißsporn aus der Schweiz, der nach Stögers Meinung in der Tat "schon vor dem Tor mit Gelb-Rot vom Platz gemusst hätte". (Die Highlights zum Nachhören auf SPORT1.FM)
So eroberte die Borussia durch den Sieg einen Champions-League-Platz, und der FC wartet seit mittlerweile neun Derbys auf einen Sieg. "Das war ein guter Rückrundenstart", sagte Eberl zufrieden: "Darauf können wir aufbauen."