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Als 27,50 Mark in der Kasse waren

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Als 27,50 Mark in der Kasse waren

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Als 27,50 Mark in der Kasse waren

Andreas Jung spricht vor Bayerns Jahreshauptversammlung bei <strong>SPORT1</strong> über Image, Sticheleien mit dem BVB und Ex-Präsident Hoeneß.

Vom FC Bayern berichtet Mathias Frohnapfel

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München - Schon als Andreas Jung zum FC Bayern kam, war er Fan. Der heutige Marketingchef des Rekordmeisters hat also sein Hobby zum Beruf gemacht.

Dass er den mit Herzblut lebt, merkt man, wenn er von neuen Bestmarken im Trikotverkauf schwärmt.

In der vergangenen Saison knackten die Bayern erstmals die Millionenmarken, setzten 1,3 Millionen Jerseys mit Vereinsemblem ab.

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Jung arbeitet seit 1996 für die Münchner, ist Vorstandsmitglied und kümmert sich unter anderem um die Bereiche Sponsoring, Markenführung und Merchandising.

Vor der Jahreshauptversammlung des Klubs spricht er im SPORT1-Interview darüber, was die Marke FC Bayern ausmacht.

Zudem erklärt er, warum nicht nur Vereine wie Borussia Dortmund, sondern auch die Nationalelf in Konkurrenz zum Klub stehen kann und geht auf die Auswirkungen des Prozesses gegen Ex-Präsident Uli Hoeneß ein.

SPORT1: Herr Jung, in der vergangenen Saison hat der FC Bayern 1,3 Millionen Trikots verkauft - eine neue Bestmarke. Was ist jetzt das Ziel?

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Andreas Jung: Natürlich, dass wir noch mehr Trikots verkaufen. Aber in einem WM-Jahr ist es nicht so einfach für uns.

SPORT1: Woran liegt das?

Jung: Wenn Deutschland Weltmeister wird mit damals sieben Spielern des FC Bayern, dann gibt es natürlich einen Hype. Die Nationalmannschaft hat auch wahnsinnig viele Trikots verkauft. Die Kaufentscheider, das heißt diejenigen, die es zahlen, also Eltern, Opa oder Oma, die kaufen nicht auch noch das Bayern-Trikot, sondern sagen: "Junge, du hast doch schon ein Götze-Trikot." Das ist so.

SPORT1: Die Nationalmannschaft steht hier also in Konkurrenz zum Klub?

Jung: Wenn Sie so wollen: in diesem Fall Ja. Wenn wir über den deutschen Markt und das Merchandising sprechen, ist die Nationalmannschaft der Hauptkonkurrent.

SPORT1: Klub-Legende Paul Breiter sagt gerne, er ist einer von Millionen Bayern-Fans. Haben Sie versucht zu erfassen, wie viele es tatsächlich in Deutschland gibt?

Jung: Die Zahl liegt immer zwischen zwölf Millionen und 14 Millionen. Das ist bei einigen auch ein bisschen erfolgsabhängig (schmunzelt).

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SPORT1: Und wie würden Sie die Marke FC Bayern definieren?

Jung: Wir sind eine internationale Marke, die mittlerweile eine globale Ausrichtung hat. Das Credo dabei ist, kaufmännisch zu handeln. Nicht mehr auszugeben als man einnimmt, wie Uli Hoeneß das immer gesagt hat. Die soziale Komponente und das Familiäre sind auch Attribute, die für den FC Bayern stehen.

SPORT1: Ihr großer Rivale in Deutschland, Borussia Dortmund, hat den Slogan "Echte Liebe", Bayern den Slogan "Mia san Mia". Wie sehen Sie Dortmunds Positionierung und das Wachstum des BVB?

Jung: Ich kann nur sagen, dass ich das absolut respektiere und die Dortmunder sehr gut arbeiten. Ich weiß von meinem Kollegen Carsten Cramer, dass sie damals genau analysiert haben, welcher Claim am besten zu Dortmund und zur Fanstruktur passt. Bei uns ist der Claim etwas anders entstanden. Das "Mia san Mia" stammt aus den Achtzigern, als die Spieler auf dem Rathausbalkon gesungen haben: "Mia san Mia, mia san stärker wia a Stier, mia san stärker wia a Ba(u)m, weil mia echte Bayern san." (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle)

SPORT1: Zwischen Bayern und Dortmund gibt es immer wieder Sticheleien. Hilft Ihnen das, aus Marketingsicht?

Jung: Klappern gehört zum Handwerk. Das ist völlig normal unter sportlichen Konkurrenten, es gibt unterschiedliche Strategien, jeder ist von seiner überzeugt. Was das Wirtschaftliche angeht, muss jeder entscheiden, welchen Weg er geht. Solange jeder die Regeln akzeptiert, ist das okay.

SPORT1: Wie sehen Sie in dem Zusammenhang die Entwicklung von RB Leipzig?

Jung: Sofern sich die Leipziger an die Richtlinien halten, ist das von allen zu akzeptieren. Bei Leipzig geht es über kurz oder lang Richtung Erste Liga. Die Regel 50+1 gilt für alle, das muss man beobachten, das macht man bei anderen Klubs auch. Sollte sich Leipzig mal für einen Europäischen Wettbewerb qualifizieren, greift aber das Financial Fair Play. Dann dürfen sie grundsätzlich nicht mehr ausgeben, als sie selbst auch einnehmen.

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SPORT1: Mit dem "Mia san Mia" des FC Bayern verbinden manche Leute Arroganz, ein zu selbstbewusstes Auftreten. Kann das auch negative Folgen für die Marke haben?

Jung: Jede erfolgreiche Marke polarisiert. Wenn Erfolg da ist, gibt es auch Neider. Deswegen kommt es zu einer emotionalen Positionierung. Wir sind uns unserer Rolle und Verantwortung bewusst. Die Leute, die den FC Bayern kennen, wissen, dass der Klub nicht diese Arroganz hat, die ihm der eine oder andere zuschreibt. Auch der FC Bayern hat klein begonnen, wir waren zum Beispiel kein Gründungsmitglied der Bundesliga. Andere hatten zu dem damaligen Zeitpunkt schon Stadien mit über 60.000 Zuschauern. Für den FC Bayern war es ein langer und aufwändiger Weg, die Marke sportlich und wirtschaftlich so zu positionieren, wie sie heute ist. Und das alles mit der Vorgabe, dass die FC Bayern AG weiterhin im mehrheitlichen "Besitz" der Mitglieder ist.

SPORT1: Wie muss man sich diese Anfänge vorstellen?

Jung: Den Begriff Merchandising gab es zum Beispiel zu Beginn der achtziger Jahren noch nicht in Deutschland. Uli Hoeneß hat die Idee aus den USA mitgebracht. Zuerst gab es einen Schal, ein Poster und ein Käppi. Im alten Klubgebäude wurde zum Verkauf die Poststelle ausgeräumt. Eine Sekretärin von Uli Hoeneß hat dort die ersten Fan-Artikel verkauft, am ersten Tag waren 27,50 Mark in der Kasse. Das waren die ersten Merchandising-Einnahmen des FC Bayern.

SPORT1: Und heute?

Jung: Heute nimmt der FC Bayern mit Merchandising pro Jahr über 100 Millionen Euro ein und der Fan-Katalog hat eine Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren. (SHOP: Jetzt Fanartikel des FC Bayern kaufen)

SPORT1: Sie haben in einem früheren Interview gesagt, Uli Hoeneß sei am Anfang Ihr Vorbild als Manager gewesen.

Jung: Nicht nur am Anfang. Uli Hoeneß ist mein Vorbild und er wird es bleiben. Ich war schon immer Bayern-Fan und habe genau beobachtet, wie hier was passiert ist. Man orientiert sich daran, wie er zuerst Visionen entwickelt und diese dann umgesetzt hat. Jederzeit konnte ich zu ihm gehen, wenn ich einen Rat brauchte. Es gab bei ihm nie geschlossene Türen.

SPORT1: Wie sehr haben Sie während des Gerichtsprozesses mit ihm gelitten?

Jung: Jeder hat extrem mit ihm gelitten, das ist mehr als traurig, unbeschreiblich. Über den Prozess möchte ich jetzt nichts mehr sagen, man sollte sich vielmehr darauf freuen, dass der schwerste Teil der Strafe jetzt bald vorbei ist und er vielleicht bald die Möglichkeit erhält, hier wieder tätig zu werden.

SPORT1: Bei der Jahreshauptversammlung wird das Thema "Uli Hoeneß" mitschwingen. Welche Reaktion erwarten Sie von den Mitgliedern? Er hat ja im Mai angekündigt: "Ich komme wieder".

Jung: Ich denke, wir würden hier nicht diese Zahlen präsentieren können, wenn Uli Hoeneß nicht dagewesen wäre. Wir werden mit den wirtschaftlichen und sportlichen Rahmendaten eine gute bis sehr gute Jahreshauptversammlung haben, die auch harmonisch ablaufen wird. Es spricht für ihn, dass die eine oder andere Frage zu ihm kommen wird.

SPORT1: Sie kennen Uli Hoeneß sehr lange. Wird er noch einmal ein Amt im Klub anstreben?

Jung: Die Entscheidung obliegt erstmal ihm allein und dann den Mitgliedern. Ich freue mich auf alle Fälle auf ihn. Aber er muss seine Situation beurteilen und weiß mit Sicherheit, welche Schlüsse er zu ziehen hat.

SPORT1: Gab es während des Prozesses gegen Uli Hoeneß auch Auswirkungen auf die Marke?

Jung: Es gab überhaupt keine negativen Auswirkungen. Ich betone nochmal: Die Stärke der Marke FC Bayern ist auch zum großen Teil sein Verdienst.