Vom FC Bayern berichtet Mathias Frohnapfel
Arjen Robben, der kritische Dauersieger
München - Die Bilanz ist grandios: Mit Arjen Robben hat der FC Bayern in dieser Saison jedes Bundesliga-Spiel gewonnen. Bei den drei Unentschieden fehlte der 30-Jährige verletzt.
Robben ist in dieser Saison beim FC Bayern der Unterschied-Macher. Unbändig, ballsicher, temporeich (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle).
Und nervenstark. Beim 2:1-Sieg über Borussia Dortmund(Spielbericht) verwandelte der Niederländer vom Elfmeterpunkt zum Siegtreffer.
Was nur wenige mitbekommen haben: Pep Guardiola beratschlagte sich zuvor an der Seitenlinie mit dem etatmäßigen Schützen Thomas Müller, der bereits ausgewechselt war. "Arjen!", schrien sie dann nacheinander ins Feld.
BVB-Schreck wie Gerd Müller
Robben traf und ist endgültig der größte Dortmund-Schreck, seit Gerd Müller beim 11:1-Sieg in grauer Vorzeit, also 1971, Schwarzgelb vier Gegentore verpasste. Robbens Momente gegen den BVB? Voila: Siegtreffer im Champions-League-Finale 2013 und der Führungstreffer im Pokalfinale 2014. Dass Robben 2012 in Dortmund einen Elfmeter verschoss und der BVB Meister wurde, ist längst vergessen.
Der FC Bayern pflügt weiterhin als Spitzenreiter durch Liga, DFB-Pokal und Champions League - auch dank Robben. Beim 7:1 in Rom steuerte der Flügelflitzer einen Doppelpack bei. Beim Rückspiel am Mittwoch dürfte er wieder für Sorgenfalten bei Roma-Coach Rudi Garcia verantwortlich sein.
Und trotz des scheinbar unaufhaltsamen Höhenflugs blieb Robben auch nach dem Erfolg über den Erzrivalen BVB kritisch.
"Intensität hat gefehlt"
"Uns hat in der ersten Halbzeit die Intensität gefehlt, wir haben nicht aggressiv genug Druck nach vorne gemacht", sagte Robben auf SPORT1-Nachfrage.
"Der ein oder andere dürfte schon reingehen", rügte er - und meinte auch sich selbst. In der ersten Halbzeit ließ er eine Großchance frei vor Roman Weidenfeller ungenutzt (
).
Auf Jubel-Arien kann Dauersieger Arjen gerne verzichten. Und das obwohl er seit dem Champions-League-Sieg quasi durchgehend zu den besten Münchner Akteuren gehört. Seine Bayern-Bilanz: 175 Spiele, 158 Torbeteiligungen, 94 Tore, 64 Vorlagen.
Mahnung zur Bescheidenheit
Selbst nach der kräftezehrenden WM gab Robben in München gleich wieder Vollgas.
Robben ist titelhungrig, ein Perfektionist, der seine Mitspieler mit seiner akribischen und erfolsbesessenen Art durchaus auch nerven kann.
"Wir müssen wie immer kritisch sein, versuchen, die Dinge zu verbessern, nicht nachzulassen und denken, wir marschieren locker durch", kommentierte er daher den Blick auf die Bundesliga-Tabelle. Und dann huschte dem Glatzkopf doch ein Lächeln übers Gesicht, als er mit Kulturbeutel in der Hand vor den Reportern stand.
Er wirkte dabei wie ein Kunstkenner mit einem plötzlichen Aha-Erlebnis. "Man muss sich auch nicht immer verstecken, teilweise spielen wir richtig guten Fußball", bemerkte Robben.
"Der Arjen hat’s gemacht"
Man könnte sagen, dass die Fans seinen eigenen magischen Moment kurz vor Spielende vorausgesehen haben.
Immer wieder schmetterten sie ja: "Ich hab geträumt von dir, von unsrer Wembleynacht. Wir ham den Cup gewonnen, den Thron erklommen, der Arjen hat's gemacht!"
Robben als Fanliebling. Nach dem verlorenen Finale-Dahoam 2012, bitter garniert mit Robbens Elfmeterfehlschuss, wäre das noch als Satire eigenordnet worden.
Genauso womöglich wie die Vorstellung eines Arjen Robben, der fast verletzungsfrei eine Saison durchspielt. "Arjen kennt seinen Körper viel besser als früher", kommentierte Coach Guardiola. "Er weiß, wann er fit ist und wann nicht."
Das Vertrauen zwischen Trainer und Superstar ist groß, wenn Robben ein Zeichen gibt, bekommt er eine Verschnaufpause. Umgekehrt überzeugen seine Fitness-Werte: Gegen Dortmund lief er 10,8 Kilometer - ein Topwert im Team, nachdem er zuvor zwei Spiele wegen Oberschenkelprobleme pausiert hatte.
Für Guardiola ist Robben ohnehin ein Musterprofi.
Komplimente für Ribery
Eines Tages in weiter Zukunft könnte der jetzige Dortmunder Marco Reus mal Arjen Robben beerben. Wer weiß? Aktuell überzeugt Robben aber an der Seite von Franck Ribery, ebenfalls ein kaum zu bremsender Individualist.
"Seine Einwechslung hat uns sehr geholfen", merkte Guardiola an, "er sollte seine Stärken im Eins-gegen-eins zeigen und hat das super gemacht."
Ribery zurück im Team, sein Pendant in Glanzform: Die Chancen stehen gut, dass die Dauersiegesserie Robbens weiter bestehen bleibt.