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1. FC Kaiserslautern: Rote Teufel vor Abstieg in die Regionalliga - Reif rechnet ab

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1. FC Kaiserslautern: Rote Teufel vor Abstieg in die Regionalliga - Reif rechnet ab

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Reif: Fritz-Walter-Stadion abreißen

Der 1. FC Kaiserslautern steht am Abgrund und hinter den Kulissen tobt ein Machtkampf. SPORT1-Experte Marcel Reif rechnet schonungslos mit seinem Herzensverein ab.
Fritz Walter war das Gesicht der Weltmeistermannschaft von 1954. Ein bodenständiger Mann, der Zeit seines Lebens skandalfrei und beliebt war.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Beim 1. FC Kaiserslautern ist es wie mit einem kleinen, ungezogenen Kind. Benimm-Regeln werden oft nicht ganz eingehalten beziehungsweise einfach ignoriert.

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Der pfälzische Traditionsverein, der laut Aufsichtsratsmitglied Markus Merk intern seit Monaten für Geschlossenheit steht, zerfleischt sich mal wieder selbst. Und das in der schwersten Krise der Vereinsgeschichte. Die Roten Teufel stehen nach 28. Spieltagen auf Rang 18 der 3. Liga.

Die Partie zu Hause gegen den Halleschen FC am Samstag ist ein Endspiel (3. Liga: 1. FC Kaiserslautern - Hallescher FC, ab 14 Uhr im LIVETICKER). Verliert der FCK, könnte es das schon gewesen sein mit der Rettung. Aktuell hat man sieben Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz.

Zur gruseligen sportlichen Situation kommt ein Machtkampf, der hinter den Kulissen tobt. Grund war ein eigentlich interner Brief des am 10. März freigestellten Sportdirektors Boris Notzon an die Mitglieder der Gremien sowie an die Geschäftsführung. Wieder mal gelangten vertrauliche Unterlagen an die Öffentlichkeit. Von wegen Geschlossenheit, es herrscht Chaos.

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Krise beim 1. FC Kaiserslautern: Kritik an Merk nimmt zu

Am vergangenen Freitag Aufsichtsratsmitglied Bernhard Koblischeck zurück, am Mittwoch folgte ihm Martin Weimer. Nur einen Monat nach den Neuwahlen des Kontrollgremiums. Die Kritik an Merk nimmt zu. Die Bild berichtet schon von einem möglichen Rücktritt des früheren Weltklasse-Schiedsrichters.

Aufsichtsratsmitglied Markus Merk hat sich mit seinen Alleingängen in den vergangenen Wochen nicht nur Freunde gemacht.
Aufsichtsratsmitglied Markus Merk hat sich mit seinen Alleingängen in den vergangenen Wochen nicht nur Freunde gemacht.

Für Aufregung sorgte vor allem folgende Aussagen in dem Rücktritts-Schreiben Koblischecks: "Ich habe von zahlreichen Vorkommnissen Kenntnis erlangt, die ich mit meinem Verständnis von Recht und Gesetz nicht in Einklang bringen kann. Die Verantwortung für mögliche Konsequenzen der Handlungen der bisherigen und derzeitigen Führung und Aufsicht kann und möchte ich nicht mittragen."

Einer, der den FCK seit Kindesbeinen im Herzen trägt, ist SPORT1-Experte Marcel Reif. Er ist fassungslos, wenn er sieht, was aus seinen Verein geworden ist.

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Reif leidet mit Lautern

"Ich wurde FCK-Fan, als ich im Alter von sieben Jahren nach Kaiserslautern gezogen bin. Dann habe ich dort Fußball gespielt und habe alle Jugend-Mannschaften durchlaufen. In der Stadt gab es für einen jungen Menschen nur die Roten Teufel und sonst nichts", sagte der 71-Jährige im Gespräch mit SPORT1.

"Beim Blick auf die aktuelle Tabelle und die Gesamtsituation des Vereins geht es mir nicht gut. Ich versuche das zu verdrängen, aber man hat nur einen Klub im Leben und der bleibt bei einem - das ist auch bei mir so. Deswegen interessiert es mich immer noch, was mit dem FCK passiert. Aber ich merke, dass sich die Dinge in einer Schieflage befinden."

Reif rät daher zu drastischen Maßnahmen. "Ich glaube auch, dass man das Fritz-Walter-Stadion abreißen und irgendwann wieder damit anfangen sollte, das Kerngeschäft Fußball anzugehen.“

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Reif: "Nicht den vergangenen Zeiten nachweinen"

Man solle dies "in den richtigen Größenverhältnissen" tun und "nicht vergangenen Zeiten nachweinen. Das ist immer noch unausgegoren. Du hast seit vielen Jahren nicht das Gefühl, dass die Themen realistisch angegangen werden."

Die Frage, die sich jeder Fan stellt: Steigt der FCK ab?

"Ich fürchte ja. Das Herz blutet - knallrot", meint Reif. Jetzt an den entscheidenden Schrauben zu drehen, sei aber viel zu spät. Er blickt wehmütig zurück: "Ich habe in Kaiserslautern das Abschiedsspiel von Fritz Walter gesehen, er war der Größte. Ich bin als Fan Deutscher Meister mit dem FCK geworden, bin in die 2. Liga ab- und dann wieder aufgestiegen. Und ich habe Otto Rehhagel als Trainer erlebt, der mit dem FCK Deutscher Meister wurde."

Entscheidender Fehler

Doch dann wurde für Reif ein entscheidender Fehler gemacht, nämlich der Umbau in ein viel zu großes WM-Stadion. "Es wurde viel zu viel in Steine statt in Beine investiert. Das war der Anfang vom Ende", betont er. "Man fing an zu träumen und dachte, man könne mit den Großen mitspielen, doch das konnte man nie. Die Großen ärgern, das hätte gereicht."

Großmannssucht und Fehler im Management über viele Jahre waren für Reif an der Tagesordnung. "Die handelnden Personen von heute kann man gar nicht mehr in Haftung nehmen, das ist nur noch das Verwalten einer katastrophalen Grundlage."

Ob Merk der Alleinschuldige ist, will Reif nicht beurteilen. "Ich weiß nicht, wie die Kräfteverhältnisse aktuell sind, weiß, dass Merk ein Lauterer ist und dass er sicher guten Willens ist wie viele FCKler. Aber ich glaube, es ist jetzt zu spät."

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Keine Einzelpersonen schuld

An einer Person werde es nicht mehr festzumachen sein, "sondern das gesamte Umfeld muss völlig verändert werden. Mit neuen Personen, die damit besser umgehen können".

Der Kader sei nicht mehr gut genug, weil er auch nicht dafür zusammengestellt wurde. "Es war seit Jahren ein Kommen und Gehen. Ähnlich wie bei 1860", meint Reif. "Wenn ich höre, wer alles beim FCK war und diese Spieler geblieben wären, hätte man drei Mal die Champions League geholt. Früher war das Jugendzentrum das große Pfund, doch wieviel da noch investiert wird, weiß ich nicht." Spieler wie Miroslav Klose (heute Co-Trainer beim FC Bayern), Willi Orban (RB Leipzig) oder Dominique Heintz (SC Freiburg) sind hier zu nennen.

Für ihn ist die Situation schwer zu akzeptieren. "Es bricht mir das Herz, und je mehr ich darüber nachdenke, umso trauriger werde ich", verrät Reif. Man sollte ein neues Stadion bauen und zwar so, dass der 1. FC Kaiserslautern mit seinen Strukturen da auch spielen kann. Ein WM-Stadion und die Regionalliga passen nicht zusammen.

"FCK muss raus aus der Tasche der Stadt"

Und weiter: "Dort sollten Häuser gebaut werden, und der Klub muss raus aus der Tasche der Stadt, die selber viel zu wenig hat." 

Alles andere als wenig beträgt der Abstand zum rettenden Ufer. "Sieben Punkte Rückstand sind viel, und die anderen Teams punkten seit einigen Spielen wieder", weiß Reif. "Du hast immer noch das Gefühl 'Es kann ja gar nicht sein - doch es ist leider so.'" (Service: Ergebnisse und Spielplan der 3. Liga)

Halle werde kein Endspiel, glaubt Reif, denn "ich befürchte die Endspiele sind längst gespielt. Am Ende wird es nicht reichen".