Pep Guardiola bezeichnete ihn einst als den intelligentesten Spieler, den er je trainiert habe: Philipp Lahm.
Lahm: So machte Pep uns besser
Nun hat der langjährige deutsche Nationalspieler selbst zum großen Ritterschlag für seinen Trainer angesetzt.
"Guardiola ist ein Spitzentrainer, er liebt die Fähigkeiten und das Talent seiner Spieler", schrieb Lahm in seiner Kolumne für die Zeit.
"Manche Trainer reduzieren die Komplexität des Fußballs. Guardiola will sie beherrschen. Man kann seine Aufgabe mit einem Schachgroßmeister vergleichen oder mit einem Dirigenten, der jede Musikerin, jedes Instrument zur Entfaltung bringt."
Ex-Bayern-Star Lahm: Guardiolas Leidenschaft unerreicht
Guardiola trainierte von 2013 bis 2016 den FC Bayern und gewann mit Philipp Lahm auf dem Feld unter anderem drei Mal die deutsche Meisterschaft, die Klub-WM und den Supercup.
"Ein großer Trainer weiß bald, wer wozu fähig ist, wer für ihn zentral sein wird. Er vermittelt jedem im Team die eigenen Stärken und Schwächen sowie die der anderen. Täglich feilt er an der Aufgabe jedes Einzelnen. Guardiola tut das mit einer Passion, die ich bei keinem anderen erlebt habe", führte Lahm weiter aus.
"Alle, auch die, die nicht zum Zuge kommen, wissen, dass der Trainer Recht hat. Das gibt ihm absolute Autorität."
Der CHECK24 Doppelpass mit Nagelsmann-Berater Volker Struth und Lena Goeßling am Sonntag ab 11 Uhr im TV auf SPORT1
Man erkenne Guardiola-Mannschaften sofort, schrieb der ehemalige Bayern-Kapitän. Die Liebe zum Detail, die Guardiola umtreibe, bestimme das Spiel seiner Teams.
"Das Freilaufen, die Passfolgen, die Positionierung im Strafraum, die Dribblings, die Art, wie seine Elf den Ball gemeinsam nach vorne trägt und das Geschehen in die andere Hälfte verlegt. Das kann ein Trainer nicht bestimmen, indem er in der Kabine mal eben die Parole ausgibt. Eine solche Überlegenheit muss man sich tagtäglich erarbeiten", lobte Lahm seinen Ex-Chef.
Lahm: Guardiola kann sich anpassen
Den Vorwurf, dass Guardiola keinen Plan B neben seiner Liebe für den Ballbesitzfußball mit vielen kurzen Pässen habe, will Lahm so nicht stehen lassen.
"Wer Guardiolas Hochphase in Spanien vor Augen hat, erkennt auch, dass er sich anpasst. Barca war eine durchkomponierte Elf, wo nahezu jeder jedes Instrument spielen konnte. Bei den Titelgewinnen 2009 und 2011 erdrückte sie die Konkurrenz", erklärte der 37-Jährige.
Bei Bayern habe er dann schon Abstriche von seinem Idealbild gemacht und beispielsweise Franck Ribéry und Arjen Robben auf der Außenbahn agieren und dafür die beiden Außenverteidiger bei Ballbesitz mehr ins Zentrum rücken lassen.
"Mit City spielt er defensiver, setzt auf athletische Verteidiger mit Präsenz in der Luft. Das Team gibt den Ball auch mal her, zieht sich zurück, verteidigt im Sechzehner, schnauft durch, wartet auf Konter. Er hat zudem gelernt, einfache Tore nach Ecken oder durch Distanzschüsse zu schätzen - auch dass sie attraktiv sind", meint Lahm.
Lahm weiter: "Er kann nicht nur das ultraoffensive Tiki-Taka, entwickelt Kompetenzen in beide Richtungen, denkt für jeden Spieler defensiv wie offensiv."
Guardiola als "Diener" der Spieler
So habe der Katalane nicht nur ihn besser gemacht.
"Jérôme Boateng sagt ja auch, dass Pep ihm Entscheidendes beigebracht habe. Wir Spieler vom FC Bayern haben vom Trainer Guardiola individuell profitiert, aber auch als Kollektiv", verriet Lahm, der aktuell als Turnierdirektor der EM 2024 fungiert.
Seine Lobeshymne schloss der Weltmeister von 2014 mit pathetischen Worten: "Pep Guardiola würdigt seine Spieler und erhebt weder sich noch irgendein 4-3-3- oder 3-5-2-System über sie. Er ist ihr Freund, er ist ihr Diener."