In Deutschland ist der Coronavirus für viele Fußball-Fans offensichtlich immer noch ein Witz.
Jetzt muss die EM abgesagt werden!
© SPORT1-Grafik/Getty Images/Imago
Wer sich während des ersten offiziellen Geisterspiels zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln auf Twitter tummelte, wurde mit schlauen Sprüchen überschwemmt. Hier und da unterbrochen von einem: "Das ist kein Fußball."
Das mag sein. Das gespenstische Derby vom Mittwoch ist aber erst der Vorgeschmack auf das, was den Fußballfans in den kommenden Wochen und Monaten bevorsteht. Denn wenn sich die Fußball-Funktionäre tief in die Augen gucken, muss ihnen klar sein, dass die pan-europäische EM in diesem Sommer abgesagt werden muss.
EM wäre ein unverantwortliches Risiko
In der aktuellen Situation ist es unvorstellbar, eine Veranstaltung in zwölf verschiedenen europäischen Städten mit zehntausenden reisenden Fans durchzuführen. Alleine die unterschiedlichen Einreisebestimmungen aufgrund der Corona-Krise machen das fast schon unmöglich.
Und auch die Vernunft sagt, dass es nicht gehen wird, im Juni ein unbeschwertes Fußballfest zu feiern. Selbst wenn die Pandemie-Bekämpfung bis dahin perfekt läuft, wäre es unverantwortlich, das Risiko dieser Massenveranstaltung einzugehen.
Die Absage eines Großevents ist ein radikaler Schritt. Für alle, die am Geschäft Fußball beteiligt sind, hätte er spürbare Folgen. Aber in diesem Fall steht die Gesundheit über dem Geschäft - und durch die Verteilung auf zwölf Städte in zwölf Ländern fielen die finanziellen Folgen für die einzelnen Ausrichter weniger ins Gewicht.
Für die Vereine und Verbände würde eine Verschiebung der EM den benötigten zeitlichen Spielraum schaffen, um ein geregeltes Ende der laufenden Saison zu planen. Denn was am Mittwoch auch klar wurde: Reine Geisterspieltage bis zum Saisonende kann niemand wollen. Das raubt dem Fußball die Seele.
Fans führen Geisterspiele ad absurdum
Da wäre es besser, für einen Zeitraum die Spiele auszusetzen, in der Hoffnung, die Partien dann im freigewordenen Frühsommer nachholen zu können.
Das hätte auch den Vorteil, dass Verbände, Politik und Behörden die Fans vor sich selbst beschützen würden. Es mag beeindruckend sein, wie viele Menschen sich vor den Stadien in Mönchengladbach und Paris versammelt haben, um ihre Teams zu unterstützen. Letztlich führen sie die Geisterspiele damit aber ad absurdum, sollten doch größere Menschenansammlungen verhindert werden.
Auch wenn es weh tut, wäre es besser, den vielen Millionen Fußball-Anhängern für ein paar Wochen ihr Hobby zu nehmen. Die gesellschaftliche Verantwortung geht in diesem Fall vor.
Wohin es führt, wenn der Virus unterschätzt wird, sieht man ja gerade in Italien.