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Silvio Meißner: Ex-Profi vom VfB Stuttgart nun im Pflegedienst

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Silvio Meißner: Ex-Profi vom VfB Stuttgart nun im Pflegedienst

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So hilft Ex-Profi Meißner Schwachen

Mit dem VfB Stuttgart wurde Silvio Meißner einst Deutscher Meister. Heute arbeitet der Ex-Profi in der Pflege und hilft Menschen in Not. Den Fußball sieht er kritisch.
Silvio Meißner hat einen für einen Bundesligaprofi eher ungewöhnlichen Weg nach der aktiven Laufbahn gewählt: Der Ex-Stuttgarter ist im sozialen Bereich tätig.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Rechnungen, Bewerbungen, Prospekte und viele ausgedruckte Mails: Der Schreibtisch von Silvio Meißner ist voll mit Papierkram.

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Der 46-Jährige hat dennoch seine gute Laune nicht verloren. Im Gegenteil. Das neue Leben gefällt dem ehemaligen Fußball-Profi, der unter anderem für den VfB Stuttgart und den 1. FC Kaiserslautern spielte. Seit Anfang des Jahres leitet Meißner seine eigene Firma "Die Alltagsbegleiter" und geht im neuen Job völlig auf. Meißner kümmert sich im Saarland um hilfsbedürftige und kranke Menschen.

MUNICH, GERMANY - AUGUST 16: A general view as Singer Nico Santos performs prior to the Bundesliga match between FC Bayern München and Hertha BSC at Allianz Arena on August 16, 2019 in Munich, Germany. (Photo by Daniel Kopatsch/Bongarts/Getty Images)
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FRANKFURT AM MAIN, GERMANY - NOVEMBER 02: Niko Kovac, Head Coach of FC Bayern Munich reacts after Djibril Sow of Eintracht Frankfurt scored their team's second goal during the Bundesliga match between Eintracht Frankfurt and FC Bayern Muenchen at Commerzbank-Arena on November 02, 2019 in Frankfurt am Main, Germany. (Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)
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Sein Freund Jens Krieger, ein früherer Amateurspieler des 1. FC Kaiserslautern, brachte ihn auf die Idee. "Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich das mache. Doch es gibt so viele Menschen, die Hilfe brauchen, manche wollen einfach nur zum Arzt gefahren werden", sagt Meißner im Gespräch mit SPORT1. Er habe "reingeschnuppert und gewusst, dass das eine super Sache ist."

"Gewusst, dass es eine super Sache ist"

Für Meißner, 2007 mit dem VfB Deutscher Meister, ist es ein neues Leben. Er spürt, dass es wichtig ist, was er macht: "Es ist schon krass in Deutschland, wie ältere Menschen leben und wie sie wohnen. Wie sich der Tagesablauf bei manchen Menschen gestaltet, ist einfach nur erschreckend. Wir helfen den Leuten, und sie sind sehr dankbar dafür. Und das macht auch noch sehr viel Spaß."

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Früher bestimmten Training und Spiele Meißners Alltag - heute dominiert ein anderer Tagesrhythmus.

Dazu gehören zum Beispiel Hausbesuche am Morgen. "Ich mache die Ersttermine, frage, was die Patienten brauchen und nach Notfallnummern, damit wir schnell helfen können, wenn etwas ganz Dringendes anliegt", erklärt Meißner.

Der älteste Kunde ist 99 Jahre alt 

Sein Team besteht aus 17 bis 20 Mitarbeitern. Der tägliche Austausch mit seinen Mitarbeitern läuft über eine WhatsApp-Gruppe. "Manchmal höre ich auch 14 Tage gar nichts von meinen Leuten. Doch die wissen, was sie draußen machen müssen. Sie können sich selbst die Zeit einteilen", sagt Meißner.

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"Die Alltagsbegleiter" betreuen Menschen ab Pflegestufe I, die Hilfe bei alltäglichen Belangen benötigen. "Der älteste Kunde bei uns ist 99 Jahre alt, er ist noch fit. Er kann auch mit einem Handy umgehen. Für ihn gehen wir einkaufen", erzählt Meißner.

Die Krankenkassen übernehmen 125 Euro im Monat als Entlastungsbetrag, was viele gar nicht wissen. "Darüber finanzieren wir uns. Es ist eine gute soziale Sache", findet Meißner.

Abrechnung mit dem modernen Fußball

2008 hatte er mit dem Fußballspielen aufgehört, arbeitet heute nebenbei noch als Berater. Meißner betreut zwei Spieler, einer spielt in der Oberliga beim VfB, der andere in Halle.

Die grundsätzlichen Mechanismen des Fußballgeschäfts sieht Meißner inzwischen sehr kritisch, es gehe nur noch ums Geld: "Es werden Ablösesummen und Gehälter gezahlt, mit denen ein normaler Mensch gar nicht umgehen kann. Der Hype ist zu groß."

Es gebe "zu viele Machenschaften", sagt Meißner und fügt hinzu: "Wenn viele Fans wüssten, was hinter den Kulissen abläuft, dann weiß ich nicht, ob sie noch ins Stadion gehen würden. Das ist für mich keine Normalität, sondern fernab des realen Lebens."

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Sein jetziges Betätigungsfeld seit Januar macht ihn umso froher: "Es gibt jeden Tag viel Dankbarkeit für sinnvolle Arbeit."

Bedrückendes Erlebnis

Ein bedrückendes Erlebnis hat sich in Meißners Gedächtnis eingebrannt. Ein älterer Mann, dessen Frau im Krankenhaus lag, rief ihn an und bat ihn darum, Einkäufe zu erledigen.

"Ich habe ihm gesagt, dass es meine Mitarbeiter machen werden, er der Mann bestand aber darauf. Also bin ich zu ihm gefahren und habe den Kühlschrank kontrolliert - der war leer." Meißner schaute anschließend noch in die Schränke - und fand verschimmeltes Brot. "Er hatte eine Woche nichts zu essen gehabt", sagt Meißner: "Wir haben ihm dann sofort geholfen." Heute wird der Mann durchweg von den "Alltagsbegleitern" betreut.

SPORT1-Reporter Reinhard Franke (l.) zusammen Silvio Meißner und dem früheren Torwart Horst Zingraf (M.) am Ludwigsparkstadion in Saarbrücken
SPORT1-Reporter Reinhard Franke (l.) zusammen mit Silvio Meißner und dem früheren Torwart und Trainer Horst Zingraf (M.) am Ludwigsparkstadion in Saarbrücken

"Nur gesund machen können wir leider nicht"

Der Bedarf, solchen Menschen zu helfen, sei in Deutschland "riesengroß", so Meißner - Tendenz steigend. "Die Menschen werden immer älter und wollen zu Hause wohnen. Sie wollen nicht ins Heim."

Das SPORT1-Zeugnis der Hinrunde
Leipzig's German headcoach Julian Nagelsmann gestures during the German first division Bundesliga football match Fortuna Dusseldorf v RB Leipzig in Duesseldorf on December 14, 2019. (Photo by INA FASSBENDER / AFP) / DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)
DORTMUND, GERMANY - DECEMBER 17: Timo Werner of RB Leipzig scores his team's second goal during the Bundesliga match between Borussia Dortmund and RB Leipzig at Signal Iduna Park on December 17, 2019 in Dortmund, Germany. (Photo by Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images)
Moenchengladbach's German head coach Marco Rose (C) celebrates with team members and the mascot after the German first division Bundesliga football match Borussia Moenchengladbach vs Bayern Munich in Moenchengladbach, western Germany, on December 7, 2019. (Photo by UWE KRAFT / AFP) / DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO (Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)
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Die Hinrunden-Zeugnisse aller Bundesligisten

Mit  SPORT1 besuchte Meißner auch den demenzkranken Horst Zingraf. Der frühere Torwart des 1. FC Saarbrücken war in der Saison 1972/73 als Trainer der Saarländer auch Nachfolger von Otto Rehhagel.

"Herr Zingraf ist ein Freund, der noch fit ist und auf uns aufmerksam wurde. Wir unterstützen ihn gemeinsam mit seiner Frau", erklärt Meißner.

Auch wenn er den Fußball schon noch verfolgt und auch regelmäßig ins Stadion geht - eins hat Meißner durch seinen Job verinnerlicht: Es geht auch ohne Fußball.

"Nur gesund machen", sagt Meißner und spürt sein ehrliches Bedauern, "können wir leider nicht."