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Tomislav Piplica: Kulttorwart von Energie Cottbus feiert 50. Geburtstag

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Tomislav Piplica: Kulttorwart von Energie Cottbus feiert 50. Geburtstag

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Energie-Kulttorwart Piplica wird 50

Wer an Energie Cottbus denkt, denkt automatisch auch an Tomislav Piplica. Der Kulttorhüter, einst Publikumsliebling in der Lausitz, feierte seinen 50. Geburtstag.
Wer an Energie Cottbus denkt, denkt automatisch auch an Tomislav Piplica. Der Kulttorhüter, einst Publikumsliebling in der Lausitz, feiert seinen 50. Geburtstag.
von Denis de Haas

Eine Geschichte über Tomislav Piplica könnte im Stadion der Freundschaft beginnen. Mit der Bundesliga-Partie Energie Cottbus gegen Borussia Mönchengladbach. Mit einem abgefälschten Schuss von Gästespieler Marcel Witeczek. Mit einem Ball, der in einer merkwürdigen Kurve in Richtung Tor segelt.

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Aber halt! Das würde Tomislav Piplica nicht gerecht werden. Der Kulttorwart, der am 5. April seinen 50. Geburtstag feierte, hat in seiner Karriere viel mehr erlebt..

Piplica an der Seite von Suker und Boban

Beginnen wir also in Santiago de Chile im Jahr 1987. Die jugoslawischen Fußball-Junioren hatten soeben das Weltmeisterschafts-Finale gegen Deutschland gewonnen. Auf dem Siegerfoto versammelten sich die Hochbegabten: Spätere Champions-League-Gewinner wie Davor Suker, Zvonimir Boban oder Pedrag Mijatovic feierten den Erfolg. Der geniale Robert Prosinecki führte diese Mannschaft an.

Außenansicht des Giuseppe Meazza Stadions in Mailand
People walk past concrete barriers placed at the entrance of the Giuseppe Meazza Stadium in Milan on August 27, 2017. / AFP PHOTO / Marco BERTORELLO        (Photo credit should read MARCO BERTORELLO/AFP/Getty Images)
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In der vordersten Reihe saß ein Mann im roten Torwarttrikot. Die Haare trug er damals schon etwas länger. Es war Tomislav Piplica. Obwohl er während des Turniers nicht zum Einsatz kam, denkt der Torwart heute noch gerne an die Nacht von Santiago de Chile zurück. "Das war eine unvergessliche Feier", sagt Piplica im Gespräch mit SPORT1.

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Vor dem jugoslawischen Fußball lag damals eine große Zukunft. Doch dann kam der Bürgerkrieg. Der Balkanstaat zerfiel. Viele Spieler aus der erfolgreichen Jugend-Nationalmannschaft spielten für die Topklubs im Westen. Piplica blieb.

Angebot von River Plate

Er spielte für die Provinzklubs NK Istra Pula, HNK Segesta Sisak und NK Samobor. Seine Leistungen dort sprachen sich bis nach Argentinien herum. Der Traditionsverein River Plate wollte Piplica sogar verpflichten. "Ich war mir mit dem Klub bereits einig", erzählt er. "Aber letztendlich habe ich keine Freigabe bekommen."

Ein anderes Mal verbaute sich Piplica mit seinen Prinzipien den Weg zur großen Fußballbühne. Miroslav Blazevic wollte den Torwart für die kroatische Nationalmannschaft nominieren. Der Trainer stellte aber eine Bedingung: Piplica sollte sich die Haare schneiden lassen. Doch der Torwart stand zu seiner Frisur. Die Kroaten wurden ohne ihn Dritter bei der WM 1998.

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Im gleichen Sommer dachte Piplica über eine sportliche Veränderung nach. Sein Berater hatte ihm ein Probetraining bei Energie Cottbus vermittelt. Piplica fuhr ins Trainingslager nach Österreich. Die Presse kündigte ihn als 1,85 Meter großen Profi an. Doch dann kam heraus: Piplica misst nur 1,82 Meter.

Energie-Trainer Eduard Geyer zürnte ob des Etikettenschwindels. Das wiederum verärgerte Piplica. Er wollte das Trainingslager verlassen. Doch sein Berater konnte ihn besänftigen. Piplica machte bei den Einheiten wieder mit und bekam einen Vertrag. "Meine Reflexe waren dann doch wichtiger als die drei Zentimeter Körpergröße", sagt Piplica und lacht.

Glücksfall für Eduard Geyer

Die Verpflichtung war ein Glücksfall für Geyer und Cottbus: Piplica hielt die Lausitzer mit seinen Paraden in der 2. Bundesliga. In der Saison 1999/2000 gelang sogar der Aufstieg in die Bundesliga.

Es war eine Mannschaft der Namenlosen, die die Sensation schaffte. Das Schlitzohr Antun Labak sorgte für die nötigen Tore. Der geniale Vasile Miriuta zog die Fäden im Mittelfeld. Und in der Abwehr räumte Christian Beeck mit seiner rustikalen Spielweise auf.

Piplica passte in diese Mannschaft. "Wir hatten einen guten Teamgeist", betont der Torwart. "Und dank Ede Geyers hartem Training waren wir natürlich topfit."

In der Bundesliga galt Cottbus als der große Außenseiter: Und was machte Geyers Mannschaft? Sie besiegte den FC Bayern München, gewann bei Bayer Leverkusen und hielt am Saisonende die Klasse. "Die Bayern haben in dieser Saison die Champions League geholt", sagt Piplica. "Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Feier besser war als unsere Nichtabstiegs-Feier."

Eigentor geht um die Welt

Auch in der Spielzeit 2001/2002 schaffte Cottbus den Klassenerhalt. Wiederum rettete Piplica seinem Team wichtige Punkte. Es bleibt aus dieser Saison aber ein Spiel hängen, in dem er den Sieg verspielte. Auf eine unnachahmliche Art.

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Witeczeks eingangs erwähnter Schuss wurde also abgefälscht. Der Ball nahm eine ungewöhnliche Flugkurve. Piplica hätte aber problemlos zupacken können, doch er zögerte und zögerte und zögerte. Der Ball landete auf seinem Hinterkopf und dann im Tor. Es war der Treffer zum 3:3-Endstand. Und Piplicas Slapstick-Einlage ging um die Welt.

Den "Raab der Woche" geholt

Auch Entertainer Stefan Raab zeigte die Eigentor-Szene bei "TV Total" immer wieder. Er nominierte Piplica sogar für den "Raab der Woche". Das Publikum stimmte für den Cottbuser. Doch der wollte den Pannenpreis zunächst nicht abholen. Mit Verzögerung folgte Piplica dann doch noch Raabs Einladung. "Ich kann auch mittlerweile darüber lachen", sagt der Ex-Profi. "Was mich stört, ist es, wenn Leute mich auf diese Szene reduzieren."

Andere Spieler wären an so einem Eigentor zerbrochen. Nicht so Piplica. Er blieb Stammtorwart in Cottbus, ging nach dem Abstieg im Jahr 2003 mit in die 2. Liga, nur um 2006 wieder in die Bundesliga zurückzukehren.

Allerdings war er bald nicht mehr gefragt: Am 19. Oktober 2007 bestritt Piplica sein letztes von 117 Bundesliga-Spielen für Cottbus. Fortan setzte der neue Energie-Trainer Bojan Prasnikar auf andere Torhüter. Im Sommer 2009 beendete Piplica schließlich seine Profikarriere.

Besondere Spiele sollten aber noch folgen: Mitte 2010 gab Piplica seinen Abschied im Stadion der Freundschaft. 15.000 Zuschauer feierten ihren "Pipi" – so wurde der Torwart liebevoll genannt.

Mit Messi im Maracana

Im Sommer 2014 stand Piplica dann im Maracana-Stadion. Als Torwarttrainer begleitete er die Nationalmannschaft Bosnien-Herzegowinas zur WM nach Brasilien. Besonders das Vorrundenspiel gegen Argentinien ist bei ihm haften geblieben. "Das war der Wahnsinn", erzählt Piplica. "Du stehst im Maracana und siehst aus nächster Nähe Lionel Messi zu."

Aber auch die Spiele auf Amateursportplätzen konnten Piplica begeistern. Er stand nach seiner Profikarriere noch beim FC Eilenburg im Tor – in der sechstklassigen Landesliga Sachsen. Ein Kumpel hatte ihn zum Comeback überredet. "Das hat mir echt Spaß gemacht", schwärmt Piplica. "Die Jungs hatten teilweise mehr Ehrgeiz als die Profis."

Mittlerweile arbeitet der nun 50-Jährige für Wacker Nordhausen. Piplica war beim Nordost-Regionallisten schon Torwarttrainer und Interimstrainer. Aktuell ist er als Scout im Einsatz. Zum Saisonende endet sein Vertrag.

Und was macht er dann? "Ich würde gerne wieder als Torwarttrainer arbeiten", erklärt Piplica. Eines steht fest: Der Verein, der ihn demnächst unter Vertrag hat, bekommt auf jeden Fall einen verrückten Typen.