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Arminia Bielefeld: Trainer Uwe Neuhaus über Aufstieg im Interview

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Arminia Bielefeld: Trainer Uwe Neuhaus über Aufstieg im Interview

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Neuhaus lüftet Aufstiegsgeheimnis

Trainer Uwe Neuhaus steht mit Arminia Bielefeld unmittelbar vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Im SPORT1-Interview lüftet der 60-Jährige sein Erfolgsgeheimnis.
Zwei Schritte ist Uwe Neuhaus mit Arminia Bielefeld vom großen Bundesliga-Traum entfernt. Der T60-Jährige verrät, was ihn als Coach ausmacht.
pberger
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Lukas Rott
Lukas Rott
von Patrick Berger, Lukas Rott

Zwei Schritte ist Uwe Neuhaus mit Arminia Bielefeld vom großen Bundesliga-Traum entfernt.

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Mit einem Sieg am Abend in Sandhausen (2. Bundesliga: Arminia Bielefeld - SV Sandhausen, ab 18.30 Uhr im LIVETICKER) und einem Dreier am Montag gegen Dresden könnten die Arminen vorzeitig nach elf Jahren wieder ins Oberhaus aufsteigen. Unterläge der HSV heute in Dresden und Heidenheim käme gegen Regensburg nicht über ein Remis hinaus, wären die Ostwestfalen bei einem eigenen Erfolg schon am Samstag wieder Erstligist.

SPORT1 sprach vor dem großen Coup mit dem 60 Jahre alten Trainer-Routinier Neuhaus.

Die Highlights der Freitagsspiele ab 22.15 Uhr in Sky Sport News HD - Die 2. Bundesliga im TV auf SPORT1

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SPORT1: Herr Neuhaus, wir würden Ihnen gerne vorab schon mal zum Aufstieg gratulieren.

Uwe Neuhaus: Bloß nicht. Dann gibt es Ärger ...

SPORT1: Warum? Ihre Mannschaft hat sieben Punkt Vorsprung auf Platz 3 bei einem Spiel weniger. (Die Tabelle der 2. Bundesliga)

Neuhaus: Weil wir noch nicht durch sind.

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SPORT1: Wie nehmen Sie die Gefühlslage der Bielefelder wahr. Bekommen Sie beim Spazieren durch Bielefeld momentan schon Schulterklopfen?

Neuhaus: Man spürt, dass in Bielefeld etwas Besonderes passieren kann

Neuhaus: Erstmal halte ich Abstand, da gibt also keine Schulterklopfer (lacht). Zweitens wohne ich gar nicht in Bielefeld und laufe hier gar nicht so oft durch die Straßen. Aber klar, man spürt schon, dass hier etwas Besonderes passieren kann. Aus vielen Erzählungen von Fabian Klos, der ja einige Aufstiege hier mitgemacht hat, weiß ich, wie sehr sich alle in Bielefeld auf diesen Moment freuen. Mit den Fans zusammen auf dem Balkon und das Bad in der Menge zu genießen, das wäre toll. Das wird aber wohl leider nicht möglich sein. Es hält uns aber nicht ab davon, möglichst in kurzer Zeit alles klarzumachen.

SPORT1: Am Montag könnten Sie ausgerechnet im Nachholspiel gegen Ihren Ex-Klub Dynamo Dresden alles klarmachen. Das wäre doch in doppelter Hinsicht besonders für Sie, oder?

Neuhaus: Nein, ich habe ja nichts gegen Dynamo Dresden. Es ist schade, dass sich damals die Wege getrennt haben. Aber so ist das eben. Gegen wen wir es letztlich schaffen, das ist mir egal. Wir wollen es so schnell wie möglich eintüten, ohne dabei unruhig zu werden.

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SPORT1: Sie haben die Mannschaft im Winter 2018 übernommen. Nach zehn sieglosen Pflichtspielen. Das Team funktionierte nicht. Was hat sich seither verändert?

Neuhaus: Ich konnte mich glücklich schätzen, weil ich eine Mannschaft übernahm, die eine sehr gute defensive Grundordnung hatte. Den offensiven Teil konnte ich dann nach meinen Vorstellungen verändern. Das hat die Mannschaft sofort gut umgesetzt. Wir hatten gleich im ersten Spiel Erfolg. Das half uns natürlich. Ich habe den Medien gesagt, dass unser erstes Ziel ist, Abstand nach unten zu gewinnen. Das ging ziemlich flott. Die Saison haben wir auf Platz sieben beendet als zweitbeste Rückrundenmannschaft. Wir hatten dann im Sommer eine gute Vorbereitung und Spieler bekommen, die menschlich voll hierher passten. In die neue Saison sind wir mit zwei Unentschieden schwer gestartet. Danach haben wir aber langsam in die Erfolgsspur gefunden und Stück für Stück unsere Spiele gewonnen.

Aufstieg? "Das hat sich im Laufe der Zeit so ergeben"

SPORT1: Haben Sie vor der Saison an den Aufstieg geglaubt?

Neuhaus: Wir haben vor der Saison nicht gesagt, dass wir aufsteigen wollen. Das hat sich im Laufe der Zeit so ergeben. Die Voraussetzungen waren ja denkbar schlecht. Mit Hannover, Hamburg, Stuttgart und Nürnberg gab es ja vier Topfavoriten. Hannover und Nürnberg sind von Beginn an unten reingerutscht, jetzt sieht man aber auch die große Klasse von Hannover.

SPORT1: Sie könnten im Alter von 60 Jahren erstmals in der Bundesliga trainieren. Ein großer Traum, der da für Sie in Erfüllung gehen könnte?

Neuhaus: Das war immer mein Ziel. Ganz klar. Ich habe nie aufgehört, daran zu glauben. Und ich glaube auch fest dran, dass wir das gemeinsam schaffen.

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Neuhaus lüftet sein Aufstiegsgeheimnis

SPORT1: Es wäre Ihr vierter Aufstieg als Trainer: Union Berlin haben Sie damals aus der Regionalliga in die 2. Liga geführt, mit Dresden haben Sie den Sprung aus der 3. Liga raus geschafft. Was macht Sie letztlich zu einem guten Aufstiegstrainer?

Neuhaus: Erfahrung spielt sicher eine große Rolle. Man muss seinen Beruf natürlich lieben, das ist die Grundvoraussetzung. Zudem braucht man ein gewisses Gefühl und Gespür für die homogene Einheit. Und natürlich Ruhe. Das ist mir glücklicherweise immer schon in die Wiege gelegt worden. Ich habe schon ein paar Aufstiege gefeiert. In jedem Fall gab es Momente, in denen es Klick gemacht hat. Wo man merkte: Ey, hier geht was! Meistens war das sogar ein bestimmtes Spiel, bei dem man vor Anpfiff in der Kabine die besondere Atmosphäre und Aura gespürt hat. Dass etwas in der Luft lag. Wo man merkt: Hier geht nichts mehr schief. Wenn alles normal weiterläuft, sind wir davon überzeugt es zu schaffen.

SPORT1: Wann war in dieser Saison dieser besondere Moment?

Neuhaus: Das Kiel-Spiel (2:1-Sieg in letzter Sekunde; Anm. d. Red.) kann so ein Moment gewesen sein. Wir hatten davor Osnabrück und Hamburg auswärts und sind mit zwei Unentschieden in das Spiel gegangen. Wir wollten hoch pressen und die Kieler unter Druck setzen, in der Hoffnung, dass in den letzten zehn Minuten auf unserer Seite ein paar Körner mehr bei uns sind. So war es dann auch. In dem Spiel hat man in der Mannschaft gemerkt, dass sie unbedingt will. Das war ein Befreiungsschlag.

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"Man kann nicht 24 Stunden über Fußball nachdenken"

SPORT1: Sie haben die Offensive als Ihr Metier angesprochen. Viele sagen, dass Sie sehr akribisch sind. Ähnlich wie Lucien Favre. Können Sie damit etwas anfangen?

Neuhaus: Natürlich muss man sich mit der Materie akribisch auseinandersetzen. Man will ja, dass die Mannschaft deine Idee so gut es geht umsetzt. Im zunehmenden Alter bin ich aber auch davon überzeugt, dass man ein bisschen Abstand braucht. Man kann nicht 24 Stunden am Tag nur über Fußball nachdenken und reden. Dann leidet die Qualität. Den Abstand finde ich dann immer bei meiner Frau und meinem Hund. Dann lasse ich das Handy zuhause, den Fußball beiseite und genieße die ausgiebigen Spaziergänge.

SPORT1: Mit Blick auf die zunehmende Erfahrung meinte Hertha-Coach Bruno Labbadia kürzlich, dass er jetzt "der beste Trainer ist, der ich sein kann". Merken auch Sie eine gewisse Entwicklung? In welchem Punkt haben Sie sich am meisten verändert?

Neuhaus: Ich war früher ab und an zu verbissen, zu verbohrt, wollte unbedingt mit aller Macht meine Ziele erreichen. Das hat nicht immer funktioniert. Der Fußball hat sich seither sicher auch verändert. Die Distanz im Alter zwischen mir und meinen Spielern wird immer größer. Die Interessen der Spieler haben sich total verändert. Ich glaube, dass Menschenführung einen Großteil des Erfolgs ausmacht. Es gelingt nicht immer, jedem das Gefühl zu vermitteln, dass er ein wichtiger Bestandteil des Mannschaftsgefüges ist. Es ist enorm wichtig, jeden mitzunehmen. Dafür braucht man eine große Überzeugung. Ich habe in einigen Punkten viel mehr meine Ruhe gefunden.

SPORT1: Woher kommt diese fast schon stoische Ruhe?

Neuhaus: Darüber gibt es ja auch unterschiedliche Auffassungen. Ich kann mich an meine erste Station als Verantwortlicher in Essen erinnern. Da haben sich alle aufgeregt. Von vielen Seiten hieß es: "Mensch, der lebt das ja gar nicht. Der sitzt anteillos auf der Bank und zeigt gar keine Emotionen." Mir war relativ schnell klar, dass ich kein Stehaufmännchen bin, das alle paar Sekunden von seinem Stuhl aufspringt, an der Linie herumtigert und seinen Frust ständig auslässt. Ich habe meinen Weg gefunden und korrigiere diesen vielleicht minimal nochmal.

Neuhaus über Lattek und Sammer

SPORT1: Sie wurden 2002 als Co-Trainer an der Seite von Udo Lattek und Matthias Sammer mit dem BVB Deutscher Meister. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Neuhaus: Wahnsinnig viel. Akribie, darüber haben wir vorhin ja angesprochen. Matthias war in jungen Jahren schon sehr akribisch und hat intensiv, aber vorausschauend gearbeitet. Bis ins kleinste Detail hat er versucht, die Dinge umzusetzen. Und Udo war in der Form nicht Trainer, sondern eher unser Schutzschild nach außen. Er hat uns die Medienarbeit abgenommen. Das war enorm wichtig.

SPORT1: Herr Neuhaus, wie erstligareif ist Arminia Bielefeld?

Neuhaus: Das ist mir aktuell noch egal. Natürlich planen wir im Hintergrund und schauen, wie die Mannschaft aussehen könnte. Aber unser konzentrierter Blick geht nach Sandhausen. Da können wir einen großen Schritt machen.

SPORT1: Wie schwer sind die Planungen für die neue Saison?

Neuhaus: Samir (Sportchef Samir Arabi; Anm. d. Red.) hört es nicht so gerne, wenn ich ihn frage, was wir uns für die neue Saison erlauben können. Das ist alles noch unklar. Es hängt von vielem ab: Können Zuschauer wieder rein? Wann normalisiert sich alles? Was machen die Sponsoren? Glücklicherweise unterstützen uns unsere Partner. Keiner weiß aber, wie hoch der Etat am Ende wirklich sein wird.

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Neuhaus: "Klos ist über jeden Zweifel erhaben"

SPORT1: Fabian Klos spielt seit 2011 in Bielefeld, steht vor seinem 150. Pflichtspiel für DSC. In dieser Saison kommt der Stürmer auf 18 Tore. Wie wichtig ist Klos für Sie?

Neuhaus: Sehr wichtig. Er ist unser Kernpunkt. Er ist mein Kapitän und über jeden Zweifel erhaben. Ich bin froh darüber, dass ich ihn habe. Die Zusammenarbeit mit ihm war vom ersten Tag an sehr vertrauensvoll. Ich habe ihm viele Dinge anvertraut. Und er hat mir viel zurückgegeben. Auch sportlich ist er natürlich total wichtig. Er spielt eine überragende Saison bis jetzt und ich hoffe, dass das so bleibt.

SPORT1: Die DFL plant zurzeit den Re-Start II. Die neue Saison soll wohl Mitte September starten. Mit oder ohne Fans – wie stehen Sie zu dieser Frage?

Neuhaus: Es wünscht sich doch jeder, dass die Hütte wieder voll ist. In jeder Stadt, in jedem Verein, in jeder Liga. Wann das soweit ist? Keine Ahnung! Mein persönliches Gefühl ist, dass eigentlich mehr geht als zurzeit. Das muss man jetzt mit Fakten belegen. Spiele ohne Zuschauer sind nicht das Nonplusultra. Es macht wenig Spaß. Uns hilft es in der Situation, dass wir so ein großes Ziel vor Augen haben.

SPORT1: Zum Abschluss: Welche Zeile würden Sie nach dem 34. Spieltag gerne auf SPORT1.de lesen?

Neuhaus: Arminia Bielefeld hat bis zum Schluss Gas gegeben, obwohl der Aufstieg schon am 31. Spieltag feststand.