Das Hamburger Bezirksamt-Mitte hat die Ermittlungen gegen Bakery Jatta eingestellt.
Ermittlungen gegen Jatta eingestellt
Dies bestätigte die Behörde am Montag auf Nachfrage von SPORT1. Damit ist die Aufenthaltserlaubnis des Profis vom Hamburger SV gesichert. Damit behält die Spielberechtigung für Jatta weiterhin ihre Gültigkeit, bestätigte die DFL.
"Das Bezirksamt Hamburg-Mitte hat die bereits vorliegenden und neue Unterlagen, die im Rahmen der Anhörung vorgelegt wurden, geprüft. Aus den dem Bezirksamt vorliegenden Unterlagen gehen keine belastbaren Anhaltspunkte hervor, die ausländerrechtliche Maßnahmen begründen würden", sagte Bezirksamtsleiter Falko Droßmann in einer Pressemitteilung: "Die aufgekommenen Zweifel an der Richtigkeit der Angaben haben sich im Rahmen der Anhörung nicht bestätigt."
HSV-Trainer Dieter Hecking reagierte mit Erleichterung und sprach von einer "sehr erfreulichen Entwicklung. Das ist wunderbar. Es ist ein weiterer Schritt, um allen den Wind aus den Segeln zu nehmen, die geglaubt haben, dass da irgendwas falsch gelaufen wäre", sagte der Coach am Montag nach dem Mannschaftstraining: "Es bestärkt mich nur in dem Eindruck, den ich immer in der Geschichte gehabt habe. Ich hatte immer das Riesenvertrauen, dass Baka mich nicht anlügen würde."
Das Bezirksamt hatte am 8. August bekannt gegeben, ein Anhörungsverfahren gegen den Zweitliga-Spieler einleiten zu wollen.
Jattas Anwalt legt Beweise vor
Wie die Bild und die Sport Bild ebenfalls am Montag berichteten, hatte der Anwalt des 21-Jährigen - der für seinen Treffer beim 3:0-Sieg über Hannover 96 am Sonntag begeistert bejubelt wurde - beim Bezirksamt daraufhin offenbar neben einem gültigen Reisepass auch einen Auszug aus dem gambischen Geburtenregister mit Jattas Daten vorgelegt.
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Auch die eidesstattliche Versicherung eines zuständigen Beamten sei bei dem Amt eingegangen.
Jattas Rechtsanwalt bezeichnete die Entscheidung des Bezirksamts als "sehr positive Nachricht. Das ist eine Erleichterung. Wir haben es allerdings auch nicht anders erwartet", sagte Thomas Bliwier dem SID: "Ich gehe davon aus, dass der Fall nun abgeschlossen ist und sich das Verfahren damit erledigt hat."
DFL und DFB ermitteln nicht
Die Sport Bild hatte vor gut drei Wochen berichtet, Jatta habe bei seiner Einreise als Flüchtling im Sommer 2015 falsche Angaben bezüglich seiner Identität gemacht. Jatta sei in Wahrheit der Gambier Daffeh und zwei Jahre älter als angegeben.
Damals war Jatta als minderjähriger Flüchtling in Deutschland geduldet worden. Mit Erreichen der Volljährigkeit erhielt Jatta eine Aufenthaltsgenehmigung, weil er einen Profivertrag beim HSV unterzeichnet hatte und somit in einem gesicherten Arbeitsverhältnis mit entsprechendem Einkommen stand.
Die Deutsche Fußball-Liga und der Deutsche Fußball-Bund stellten im Fall Jatta bisher keine Ermittlungen an.
Die Klärung des Sachverhalts liege bei den staatlichen Behörden, der für die internationale Freigabe eines Spielers zuständigen FIFA, und dem satzungsgemäß für die Entscheidung über Einsprüche gegen die Spielwertung zuständigen DFB-Sportgericht.
Was wird aus dem Protest des 1. FC Nürnberg?
Für den 9. September ist dennoch eine Verhandlung eben jenes DFB-Sportgerichts angesetzt, in der über den Protest des 1. FC Nürnberg gegen die Wertung des 0:4 gegen den HSV am 2. Spieltag entschieden werden soll.
Ob die neue Faktenlage auch Auswirkungen auf das Verfahren vor dem DFB-Sportgericht hat, war am Montag zunächst unklar.
Der 1. FC Nürnberg, der Karlsruher SC und der VfL Bochum hatten nach ihren Niederlagen gegen den HSV jeweils Protest gegen die Spielwertung eingelegt. Es soll ein Kronzeuge aussagen. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, soll auch ein "Profiler" zum Einsatz kommen. Doch der HSV bleibt gelassen: "Da haben wir jetzt auch Richtung DFB und DFL die richtigen Argumente. Welche Auswirkungen das hat auf die Verhandlungen am nächsten Montag, kann ich nicht beurteilen", sagte HSV-Trainer Hecking.
Hannover 96 setzte derweil nach der krachenden Pleite gegen Hamburger am Sonntag ein Zeichen und verzichtete ausdrücklich auf einen Protest: "Im Fußball zählt das, was auf dem Platz passiert", twitterten die Niedersachsen.