Manchmal kann ein Abstieg auch heilsam sein. Alte Zöpfe werden abgeschnitten, ein Neuanfang gemacht. So geschehen beim 1. FC Köln und beim Hamburger SV.
So planen Köln und Hamburg den Aufstieg
Die Frustration ist neuer Lust gewichen.
"Wir hatten zwar bis zum Freiburg-Spiel immer ein bisschen Resthoffnung, noch drin zu bleiben. Aber wir haben uns von Beginn an auf den wahrscheinlicheren Fall Zweite Liga eingestellt", sagt FC-Geschäftsführer Armin Veh zu SPORT1.
"Wir haben in der spielfreien Zeit sehr viel umgesetzt. Man könnte sagen, der Grundstein für den Neustart ist gelegt.“
Auch der frühere HSV-Kapitän Rafael van der Vaart, von 2005 bis 2008 und 2012 bis 2015 für die Rothosen aktiv, ist zuversichtlich, was seinen Herzensverein angeht.
"Es ist so schön zu sehen, dass eine neue Begeisterung herrscht. Das zeigt, dass die Fans wirklich zum Verein stehen. Das freut mich total. Und so gehört es sich auch. Das zeigt, was für ein großartiger Klub der HSV ist", sagt der 35-Jährige SPORT1.
Veh: Auf Favoritenrolle einstellen
In Köln holte Veh mit Markus Anfang, der in der vergangenen Saison mit Holstein Kiel knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpasste, einen neuen Trainer in die Domstadt. Der Wiederaufstieg ist bei den Geißböcken das alleinige Ziel.
"Neben dem HSV, der ein noch größeres Budget hat, ist es klar, dass man uns immer die Favoritenrolle zuschreiben wird", weiß Veh.
"Darauf müssen wir uns einstellen, bereit sein, in jedem Spiel an unsere Leistungsgrenze gehen. Nur defensiv sicher zu stehen, wird nicht reichen. Wir müssen agieren."
Trainer Anfang wichtige Personalie
Wie will man mit der Favoritenrolle und der neuen Erwartungshaltung umgehen?
"Genau aus diesem Grund haben wir uns für Markus Anfang entschieden", so Veh. "Er hat in der letzten Saison mit Aufsteiger Kiel bewiesen, dass er die Liga kennt und offensiven Fußball spielen lassen kann."
Anfang schaffte 2017 mit den Störchen den Aufstieg von der 3. in die 2. Liga und scheiterte in der vergangenen Saison nur knapp in der Relegation am VfL Wolfsburg.
In Köln hat Anfang einen schlagkräftigen Kader, mit dem er arbeiten kann. Veh gelang es mit Leistungsträgern wie Torwart Timo Horn und Nationalspieler Jonas Hector die Verträge langfristig zu verlängern. Dafür bekam er viel Lob. Zu recht.
Auch HSV hält Leistungsträger
Seine Aufgabe sieht er vor allem darin, das Trainerteam und die Mannschaft "bestmöglich" zu unterstützen. Ein wichtiges Pfund sollen zudem die Zuschauer sein. "Wir wollen unseren fantastischen Fans etwas zurückzugeben", erklärt Veh. "Die Leute sollen wieder Freude haben, wenn Sie dem FC beim Fußballspielen zuschauen."
Worte, die auch für den HSV gelten.
Die Hamburger erleben ähnlich wie die Kölner eine neue Euphorie. 1500 Zuschauer kamen zum Trainingsauftakt. Mit Lewis Holtby und Aaron Hunt konnten zwei wichtige Spieler gehalten werden. Auch Torwart Julian Pollersbeck, der durch sehr gute Leistungen in der Rückrunde auf sich aufmerksam machen konnte, bleibt an Bord.
Van der Vaart: "Jungs wollen etwas gutmachen"
Zudem kommt Pierre-Michel Lasogga zurück. Der Stürmer, der auch in der 2. Liga fürstliche 3,2 Millionen Euro pro Jahr verdienen wird und eine satte Punktprämie erhält, war in der vergangenen Saison an Leeds United ausgeliehen.
Die Verantwortlichen konnten mit Christoph Moritz von Zweitliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern noch einen erfahrenen Mittelfeldspieler verpflichtet.
"Mich hat es nicht überrascht, dass wichtige Spieler geblieben sind. Die Jungs sind mit dem Verein abgestiegen und wollen etwas gutmachen. Wenn ich noch dort spielen würde, wäre ich auch geblieben", so van der Vaart.
Das Saisonziel kann für den Niederländer nur die sofortige Rückkehr in die Bundesliga sein. Dennoch ist er vorsichtig. "Der HSV muss sofort wieder aufsteigen, aber man soll es nicht zu verbissen angehen. Der Wiederaufstieg wird nicht einfach werden, denn die Erwartungshaltung ist extrem groß."