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TSV 1860 in der Krise

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TSV 1860 in der Krise

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1860 nur noch zum Heulen

1860 München steckt in der Krise. Jetzt sprechen bei SPORT1 Ex-Trainer Reiner Maurer und SPORT1-Experte Christian Beeck Klartext.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Die Szene war bezeichnend für die Krise bei 1860 München.

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Nach der bitteren 1:4-Klatsche bei Erzgebirge Aue am letzten Spieltag kauerte Christopher Schindler weinend auf dem Rasen.

Die Pressesprecherin des Vereins legte den Arm um den Abwehrspieler und versuchte ihn zu trösten, doch dieses Vorhaben scheiterte kläglich. Schindler, immerhin Kapitän der "Löwen", wollte sich nicht beruhigen (Bericht).

Unter Tränen musste er in die Kabine gebracht werden. Eins ist klar, die Nerven beim Münchner Traditionsverein liegen blank. Die aktuelle Lage ist beschämend: Nur zwei Siege nach zehn Spielen. Platz 17. 

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Beeck rechnet mit 1860 ab

"Jetzt heulen die schon über sich selbst", sagt SPORT1-Experte Christian Beeck. "Das ist der Tiefpunkt vom Tiefpunkt. Das geht gar nicht. Der Verein hat wieder mal vom Aufstieg geredet und spielt jetzt um den Klassenerhalt. Was bei dem Aufwand da rauskommt, ist desolat."

Einer, der sich vor dem Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig (So., ab 13.15 Uhr LIVE auf SPORT1.fm und im LIVE-TICKER) auch um die Löwen sorgt, ist Ex-Trainer Reiner Maurer.

Der 54-Jährige arbeitete von 2004 bis 2006 und von 2010 bis 2012 bei 1860 und hat die beste Bilanz aller Trainer im Verein in den letzten zehn Jahren. Auch er hat natürlich Schindlers Reaktion mitbekommen.

"Das Spiel in Aue war sehr enttäuschend. Die genauen Gründe, warum er geweint hat, weiß ich nicht", sagt Maurer zu SPORT1.

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"Vermutlich war es die Handverletzung, der schwache Auftritt der Mannschaft und insbesondere seine eigene schlechte Leistung."

"Es hat sich nichts geändert"

Beeck ist fassungslos und meint: "Man hat den Hinterberger (Ex-Sportdirektor Florian Hinterberger, Anm. d. Red.) rausgehauen, warum weiß ich nicht, denn es hat sich nichts geändert, außer dass es ein bisschen spanischer geworden ist bei den Löwen."

Hinterbergers Nachfolger Gerhard Poschner holte im Sommer mit dem Trio Edu Bedia, Ilie Sanchez und Rodri drei Spanier von Barcelona II an die Grünwalder Straße, doch die Drei konnten die Erwartungen bisher nicht erfüllen.

Genauso wenig wie Gary Kagelmacher, der eigentlich als "Abwehrchef" (Poschner) geholt wurde, aber seit dem ersten Saisonspiel einer der größten Unsicherheitsfaktoren in der Defensive ist. Lediglich Stürmer Rubin Okotie ist ein Volltreffer (sechs Tore).

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Kritik an Poschner

"Kollege Poschner ist nicht nur angezählt, er muss sich mal intensiv hinterfragen, was er da die ganze Zeit gemacht hat", wettert Beeck.

Die Mannschaft sei "null homogen". Individuell habe "man da irgendwo etwas, aber es gibt überhaupt keine Balance im Team".

Man könne froh sein, "dass sich der Scheich (Hasan Ismaik, Anm. d. Red.) zurück hält, aber wie sie den ruhig gestellt haben, ist mir auch ein Rätsel. Beim Hinterberger ging zumindest noch etwas, Poschner hat es in drei Monaten geschafft, dass gar nichts mehr geht", schmipft Beeck.

Maurer hofft noch

Beeck glaubt nicht daran, dass es mit dem neuen Cheftrainer Markus von Ahlen besser wird: "Mit von Ahlen kann das nicht gut gehen. Bei dem Chaos niemals."

Mit Moniz sei man "schon ein Risiko gegangen, nach seinem Aus musst du doch einen Mann holen, der eine ganz neue Ansprache hat.

Und weiter: "Der Co-Trainer, der in dem gleichen Saft schmort, ist plötzlich der Chef. Das ist eine glatte 6, was da abgeht."

"Bei 1860 einen Tick schneller"

Maurer sieht es ähnlich kritisch: "Grundsätzlich wird man heutzutage überall schnell entlassen, bei 1860 geht es noch einen Tick schneller. Ob die Entlassung richtig war, ist aus einiger Entfernung schwer zu beurteilen."

Der Umbruch mit vielen Spielern, "die die Liga nicht kennen und die Sprache nicht sprechen", sei "enorm groß" gewesen, so Maurer.

"Dadurch erfolgt schnell eine Gruppendynamik, die eine große negative Auswirkung haben kann. Durch die hohe Erwartungshaltung ist sehr großer Druck für die Verantwortlichen da."

Gerede vom Aufstieg

Druck, der vor der Saison von Ex-Coach Moniz aufgebaut wurde. Der nämlich sprach tollkühn von Platz 1 und wurde dafür belächelt.

"Wenn man Trainer bei den Löwen wird, ist es relativ egal, welche Aussage man trifft. Wenn der Erfolg aber ausbleibt, bekommt man jede Aussage um die Ohren gehauen", sagt Maurer.

Es sei dann "für jeden Trainer schwierig, mittelfristig erfolgreich zu arbeiten. Das wird für Marcus von Ahlen nicht anders sein."

Das Verhältnis Anspruch und Wirklichkeit stimmt seit Jahren nicht bei den Blauen.

"'Die Wahrheit will keiner hören' wurde mir oftmals während meiner Tätigkeit bei 1860 von führender Stelle vermittelt", verrät Maurer. "Ich denke, dieser Satz sagt sehr viel aus."

Wut-Rede von Poschner

Nach Aue mussten sich die Spieler einige Sätze anhören. Es gab eine nächtliche Wut-Rede von Poschner. Ob es hilft? Man müsse sich schon "im Klaren sein, dass ein Abstieg für einen Ausbildungsverein insbesondere im Nachwuchsbereich gravierende Einschnitte bringen würde", betont Maurer.

Er selbst dürfte jedoch froh sein, momentan nicht Trainer bei den "Löwen" zu sein.

"Ich war bislang im Profifußball Trainer bei 1860 und bei einigen Vereinen in Griechenland", sagt Maurer: "Ich habe mir oft überlegt, ob es einen Verein gibt, wo es schwieriger ist Trainer zu sein als bei 1860 München."