Ein starkes Zeichen!
Israeli wechselt nach Auschwitz
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Eliezer Sherbatov wechselt zur kommenden Saison in die polnische Eishockeyliga zu Unia Oswiecim. So weit, so normal.
Wenn man allerdings bedenkt, dass der 28-Jährige die israelische Nationalität besitzt und Oswiecim auf Deutsch Auschwitz heißt, wird einem klar, warum das kein normaler Vereinswechsel ist.
Lediglich sechs Kilometer trennen die Eissporthallte von Unia Oswiecim und die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz. Der Ort, an dem über eine Million Juden den Gräueln einer verblendeten Rassenideologie der Nazis zum Opfer gefallen sind, soll nun also der Ort sein, an dem Sherbatov sportliche Erfolge feiern will.
Heftige Kritik an Sherbatov-Engagement
Ein Umstand, der nicht nur auf Zustimmung stößt. So verkündete der New Yorker Rabbiner Elchanan Poupko per Twitter: "Für einen Juden ist es Verrat, für ein Team in Auschwitz zu spielen, ein Verrat am jüdischen Volk, ein beschämender Stoß in den Rücken von Millionen." In seinen Augen sei es ein Unding, dass der Kapitän der israelischen Nationalmannschaft mit seinen Toren Stolz an einen Ort bringe, "der Tag und Nacht dabei zugesehen hat, wie unsere Brüder und Schwestern in Rauch aufgingen."
Doch dieser Kritik möchte der Nationalmannschaftskapitän nicht zu viel Gewicht beimessen. "Ich bin natürlich nicht einverstanden damit, was dieser Rabbiner sagt. Aber ich kann ihm das nicht vorwerfen. Der Holocaust betrifft ja nicht nur einen Juden, sondern alle."
Dennoch ist ihm bewusst, dass sein Einsatz für den Klub aus dieser Stadt eine besondere Bedeutung hat. "Ich habe nicht unterschrieben, um als Tourist dorthin zu gehen, sondern um zu zeigen, dass die Juden zurückgekommen sind, stärker denn je", sieht er sich als eine Art Botschafter an diesem für Israel so bedeutsamen Ort.
Unterstützung vom Verein und der Gedenkstätte
Unterstützung bekommt er dabei vom Verein selbst wie auch von der Gedenkstätte Auschwitz. Diese schrieb als Reaktion auf die Aussage des Rabbiners, dass es vor dem Zweiten Weltkrieg eine 400-jährige Geschichte der jüdischen Gemeinde in Oswiecim gegeben habe, selbst ein jüdischer Fußballverein habe hier existiert. Vielmehr stehe die Geschichte von Auschwitz sinnbildlich dafür, welche Gefahren in Stereotypen lauern. Der Rabbiner zeige mit seinen Äußerungen seine Wissenslücken oder ignoriere historische Fakten.
Auch die polnischen Fans scheinen ihren Neuzugang schon ins Herz geschlossen zu haben. "Die Menschen hier in Polen sind glücklich, dass ein Jude aus Israel gekommen ist, um für Auschwitz zu spielen", berichtete er von seinen bisherigen Erfahrungen.
Gedenken durch Titel
Unabhängig von seiner Nationalität will der in Israel geborene und in Kanada aufgewachsene Flügelstürmer auch sportlich für Furore sorgen. "Ich will die Meisterschaft, den polnischen Pokal und den europäischen Titel gewinnen", setzte sich der Mann, der bereits für Teams in Kanada, Frankreich, Kasachstan und der Slowakei gespielt hat, hohe Ziele.
Sollte ihm das gelingen, werden ihn die polnischen Fans noch mehr lieben und dann "wird jeder wissen, dass derjenige, der das getan hat, ein jüdischer Israeli ist."
Das ist Sherbatovs Art des Gedenkens an die Geschichte.