Die Darts-Legende war wieder angriffslustig und erfolgshungrig wie in jungen Tagen. "Wissen Sie, wen ich gerne im Finale schlagen würde? Michael van Gerwen", antwortete Phil Taylor auf die Frage nach der Weltmeisterschaft im Dezember. Er ließ das durchdringende Lachen eines Siegers folgen.
Taylor hat noch ein großes Ziel
Taylor hatte allen Grund zur Freude, er hatte gerade seinen 16. Titel beim Darts World Matchplay in Blackpool gewonnen, dem zweitwichtigsten Darts-Turnier nach der WM. Bei einer solchen Anzahl von Siegen werden die Erfolge irgendwann als natürliche Gegebenheit hingenommen wie die grölenden Darts-Fans in jeder Halle.
Taylor zerstört die Elite
Doch dieser Titel ist ein besonderer für "The Power". Der 57-Jährige befindet sich auf seiner Abschiedsrunde, nach der WM 2018 (ab dem 14. Dezember LIVE im TV auf SPORT1) ist alles vorbei. Aber zum Abschluss seiner glorreichen Karriere quetscht Taylor noch einmal alle Zielwasser-Reserven aus seinem Darts-Tank. Im altehrwürdigen Empress Ballroom von Blackpool nahm er es mit der Elite seines Sports auf – und zerstörte sie.
Schon den erfolgreichen Auftakt gegen den formstarken Gerwyn Pryce (10:5) hatten ihm viele Experten nicht zugetraut, doch was Taylor danach veranstaltete, ließ einige dieser Beobachter an ihrem Verstand zweifeln.
Wer ist Taylors nächstes Opfer?
Im Duell mit seinem langjährigen Rivalen Raymond van Barneveld behielt er mit 11:3 souverän die Oberhand, im Viertelfinale knüpfte er sich den mit einer Aura der Unbesiegbarkeit behafteten PDC-Weltmeister Michael van Gerwen vor.
Der Niederländer wurde von Taylor gedemütigt. 16:6. Nächstes Opfer? Adrian Lewis, die Nummer fünf der PDC. Im Finale wartete dann Peter "Snakebite" Wright, der aus Ehrfurcht Taylor den letzten Walk On überließ. Und als die Fans Taylor mit "Walking in a Taylor Wonderland" besangen, wirkte Wright ergriffener als der Rekordchampion selbst.
Der gefeierte Triumphzug Taylors in Blackpool setzte sich auch fort, als die Pfeile flogen. Mit 18:8 erteilte er Wright eine Lehrstunde. "Das hätte nicht zu einer besseren Zeit kommen können", sagte Taylor nach dem Sieg. Ein letztes Mal Blackpool. Ein letzter Erfolg.
Warum hört Taylor gerade jetzt auf?
Zum Ende seiner Karriere wächst Taylor noch einmal über sich hinaus. Viele fragen sich, warum er überhaupt aufhört.
Die Wahrheit ist: Der Rücken schmerzt, die Knie knarzen. Mit 57 Jahren schimpft Taylors Körper immer häufiger über die Belastungen. Vor allem aber hat er mit Motivationsproblemen zu kämpfen.
"Ich habe alles getan, um meine Karriere zu verlängern. Jetzt ist es wirklich genug", sagte Taylor. "The Power" mobilisiert gerade seine letzten Kraftreserven und schwingt sich noch einmal zu alten Höhen auf.
Nach der WM soll aber wirklich Schluss sein, das versichert er. Am liebsten mit einem Finalsieg gegen van Gerwen. In der Form, die er auf seiner Abschiedstour hinlegt, ist das sicher keine Utopie.
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