Vom FC Bayern berichtet Robin Wigger
Bayern taumelt Richtung Sinnkrise
FC Bayern hatte vor der Saison hohe Ziele - wie es sich für diesen Verein eben gehört. Die Deutsche Meisterschaft in der letzten Saison sollte erst der Anfang sein.
Auch international wollte der FCB angreifen. Nach dem Erreichen des Top16 im Vorjahr gaben Spieler und Verantwortliche trotz schwieriger Gruppe auch in dieser Spielzeit die Zwischenrunde der Turkish Airlines Euroleague als (Minimal-)Ziel aus.
Langfristig wollten sich die Bayern in der Spitzengruppe der europäischen Königsklasse etablieren.
Pesic: Bin enttäuscht
Doch nach der Pleite gegen Fenerbahce Istanbul (Bericht) ist es mit den großen Tönen erst einmal vorbei. Die Bayern liegen in der Gruppe C nach fünf Spielen lediglich auf Rang fünf. Dem Sieg gegen "Pana" ließ München bisher keinen weiteren folgen.
"Natürlich bin ich enttäuscht über unsere Platzierung und darüber, dass wir verloren haben", erklärte Sportidrektor Marko Pesic bei SPORT1: "Aber ich weiß nicht, wo wir der Mannschaft einen Vorwurf machen könnten. Sie hat heute hervorragend gekämpft und das Maximum herausgeholt."
Das Aus droht
Dennoch: Das Weiterkommen ist in weite Ferne gerückt. Nur die ersten Vier qualifizieren sich für die nächste Runde. Noch ist die Chance nicht endgültig verspielt, doch die Rückrunde hat es in sich. (DATENCENTER: Euroleague).
In der kommenden Woche ist der FC Barcelona in den heimischen Audi Dome zu Gast ? Erfolgserlebnis unwahrscheinlich. Im Anschluss treten die Münchner nur noch einmal zu Hause an.
Goudelock überragt
Das Team kämpft mit hohen Erwartungen, fehlender Erfahrung und der erheblichen Belastung. Zuletzt gab es Krankheiten und Verletzungen zur Unzeit. Die Euroleague wird immer mehr zum Ballast.
"Manchmal kommt alles auf einmal", sagte Pesic bei und bezog sich dabei auch auf die unglaubliche Gala des Andrew Goudelock. Der US-Amerikaner stellte mit zehn Dreiern (bei 13 Versuchen) einen neuen Euroleague-Rekord auf.
"Bis zu diesem Spiel war Fenerbahce die schlechteste Mannschaft von der Dreipunktelinie, sie haben 28% geschossen. Jetzt treffen sie 17 Dreier, Goudelock davon zehn", haderte Pesic.
"Bin in guten Rhythmus gekommen"
Der Matchwinner selbst sprach von einem großartigen Gefühl.
"Ich habe einige Würfe getroffen, das gab mir Selbstvertrauen. Ich bin in einen guten Rhythmus gekommen", erklärte der Ex-NBA-Spieler bei SPORT1: "Der Korb wurde immer größer. Meine Extra-Einheiten haben sich bezahlt gemacht."
Schaffartzik äußert Kritik
Heiko Schaffartzik attestierte seinem Gegenüber zwar ein "unglaubliches Spiel", suchte die Schuld aber auch bei der eigenen Mannschaft.
"Wenn man sich das Spiel noch einmal anguckt, wird man sehen, dass er wahrscheinlich vier unglaubliche Dinger getroffen hat, aber eben auch sechs freie Dreier hatte", sagte Schaffartzik.
Mit Anton Gavel wurde ein defensivstarker Mann, der die Kreise des überragenden Guards hätte einschränken können, schmerzlich vermisst.
Der Neuzugang verletzte sich bei der Liga-Niederlage gegen ALBA Berlin und fällt mit einer Knöchelverletzung wochenlang aus.
Neuer Guard im Visier?
Trotz der nun schwierigen Ausgangslage in der Euroleague wird daher über eine mögliche Nachverpflichtung diskutiert.
Pesic hielt sich zunächst bedeckt. "Wenn wir etwas tun, sind unsere Spieler die ersten, die es erfahren", sagte er, um dann doch zuzugeben, dass er "die Augen offen halte."
Pesic schloss dabei aus, dass es sich um einen Taylor-Ersatz oder um einen athletischen Big Man handeln könnte. "Wir haben keine athletischen Probleme", sagte Pesic.
Micic: Brauchen keinen Ersatz
Für die möglichen Konkurrenten auf den kleinen Positionen scheint eine Nachverpflichtung aber kein Muss. (SHOP: Jetzt Basketball-Artikel kaufen)
"Anton, Bryce und Paul sind wichtig, kommen allerdings innerhalb der nächsten Wochen zurück", sagte Spielmacher Vasilije Micic auf Nachfrage von SPORT1: "Für diese kurze Zeit brauchen wir keinen weiteren Spieler. Wenn alle wieder fit und wir komplett sind, sind wir ein sehr starkes Team."
Fokus auf die Bundesliga
"Wir müssen das Spiel jetzt schnell vergessen und aus den Köpfen streichen. Am Sonntag gibt es ein ganz anderes Spiel. Da sind wir wieder die Gejagten, nachdem wir heute der Jäger waren ? das ist eine ganz andere Ausgangsposition", sagte Schaffartzik: "Wir müssen mit einem noch größeren Fokus an diese Aufgabe heranzugehen. Wir müssen bereit sein, vier Viertel so zu kämpfen, wie wir das heute getan haben, damit wir das Spiel gewinnen."
Für die Euroleague ist dieser Kampf allerdings augenscheinlich zu wenig. Solange München in der Rückrunde nicht ein kleines Wunder vollbringt, muss der Angriff auf Europa verschoben werden.