Auf Svetislav Pesic' Stirn bildeten sich tiefe Sorgenfalten.
Auf der letzten Rille ins erste Endspiel
"Die Situation insgesamt ist frustrierend", sagte der Coach des FC Bayern München vor dem fünften Gruppenspiel in der Turkish Airlines Euroleague gegen Fenerbahce Istanbul (ab 19.55 Uhr im GRATIS-LIVESTREAM).
Vor allem im Backcourt plagen den deutschen Meister erhebliche Personalsorgen: Mit Anton Gavel (Knöchel) und Paul Zipser (Trainingsrückstand nach Knieverletzung) stehen zwei Spieler definitiv nicht zur Verfügung. Kapitän Bryce Taylor fehlt ohnehin langzeitverletzt.
Im Topspiel der Beko BBL gegen ALBA Berlin (Bericht) erwischte es neben Gavel zudem Topscorer Nihad Djedovic mit einer Hüftverletzung. Es droht der nächste Ausfall für Pesic: "Nihad wird wahrscheinlich nicht gegen Fenerbahce spielen können."
Die Bank ist gefordert
Verletzungen also auf den kleine Positionen. Bisherige Bankspieler wie Lucca Staiger - nur in zwei der bisher vier Euroleague-Spielen eingesetzt - oder Vasilije Micic - wettbewerbsübergreifend nur rund 16 Minuten pro Partie im Einsatz - müssen in die Bresche springen.
Beide gelten nicht gerade als Defensivspezialisten, beide schleppten sich zuletzt mit dem Magen-Darm-Virus herum, der bei den Münchnern grassierte.
Noch mehr Last dürfe Routinier Heiko Schaffartzik zu stemmen haben. Der hat allerdings oft genug bewiesen, mit den Aufgaben zu wachsen. "Wir müssen mit den Spielern spielen, die fit und gesund sind, und ich bin sicher, dass wir die Ausfälle kompensieren können und ein gutes Spiel zeigen werden", ist der Nationalmannschaftskapitän überzeugt. SHOP: Jetzt Basketball-Artikel kaufen
Pesic kündigt Neuverpflichtungen an
Inzwischen ist die Personaldecke jedoch so dünn, dass Geschäftsführer Marko Pesic in der "tz" baldige Neuverpflichtungen ankündigt: "Die Formularien wären schnell abgehandelt. Rein theoretisch könnte bereits am Wochenende ein neuer Spieler in unserem Kader stehen."
Zur Partie gegen den Bundesliga-Zweiten EWE Baskets Oldenburg also (So., 17 Uhr LIVE im TV auf SPORT1), aber zu spät für das Duell mit Fenerbahce. Die erste Absage hat sich der FCB angeblich schon eingehandelt.
Shooting Guard Malik Hairston, der zwischen 2008 und 2010 für die San Antonio Spurs 62 Spiele in der NBA absolvierte, entschied sich nach Informationen von "Eurobasket"-Mitarbeiter David Pick gegen ein Angebot des Deutschen Meisters:
Mit dem Rücken zur Wand
Die Personalnot erwischt die Bayern in einer Phase, in sie den Trend von drei verpatzten Pflichtspielen in Folge stoppen müssen.
Mit nur einem Sieg bei drei Niederlagen liegt das Team gerade noch auf dem vierten Platz der Gruppe C, der zum Einzug in die Top 16 reichen würde (DATENCENTER: Euroleague).
Allerdings lauern dahinter Turow Zgorzelec und Armani Mailand mit der gleichen Bilanz. Der derzeitige Gruppendritte Fenerbahce könnte sich mit einem Sieg in München einen Puffer auf das Pesic-Team herausspielen, das in der Rückrunde drei seiner letzten vier Partien auswärts bestreiten muss.
Ex-Lakers-Guard wartet
So wäre alles andere als ein Sieg fatal für die Bayern, die in der Euroleague schon die letzten beiden Spiele gegen die vermeintlich schwächeren Teams aus Mailand und vor allem dem polnischen Zgorzelec verloren haben.
Diese beiden Aufgaben löste Fenerbahce ohne Ausrutscher. Zuletzt hatte der türkische Meister sogar den großen FC Barcelona mit einem 78:80 am Rande einer Niederlage.
Auffälligster Fener-Akteur war dabei Andrew Goudelock, der im Schnitt 17,8 Punkte markiert.
Ein Shooting Guard mit NBA-Erfahrung bei den L.A. Lakers ? eine harte Nuss also für den ersatzgeschwächten Bayern-Backcourt. Dazu kommt das europäische Supertalent Bogdan Bogdanovic. Der junge Combo-Guard kam vor der Saison von Partizan Belgrad.
Trainerlegende auch bei Fenerbahce
Zudem steht mit Zeljko Obradovic ein Erfolgsgarant an der Seitenlinie. Nicht weniger als zehn Europapokal-Titel holte der serbische Trainer mit seinen Teams. Unter anderem trainierte er Real Madrid und Panathinaikos Athen. "Obradovic ist einer der wenigen, der sich an Erfolgen mit unserem Trainer messen kann", zeigte sich auch Schaffartzik beeindruckt.
Doch trotz des gefährlichen Gegners und der eigenen Probleme haben sie bei den Bayern ihren Optimismus nicht verloren.
"Die Jungs wollen jetzt richtig Gas geben, weil sie sehen, dass wir Probleme haben", sagte Svetislav Pesic: "Jeder hat jetzt das Bedürfnis, noch mehr zu geben als sonst schon - dann ist natürlich alles möglich. Wir gehen in das Spiel, um es zu gewinnen."
Augen zu und durch also. Etwas anderes kann sich der FC Bayern in dieser Gruppenphase auch nicht mehr erlauben.