Die easycredit Basketball-Bundesliga hat mit Aussagen zu ähnlichen Protestaktionen gegen Rassismus wie zuletzt im Fußball für Wirbel gesorgt - und nach einer Empörungswelle zurückgerudert.
BBL sorgt mit Anweisung für Wirbel
"Grundsätzlich ist es so, dass politische Äußerungen im Ligabetrieb verbal oder non-verbal nicht gestattet sind", sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz und fügte an: "Für uns gilt wie im Fußball: Wir treiben Sport, und es gibt keine politischen Äußerungen in jedwede Richtung, da öffnen wir nicht die Tür." Gleichwohl habe man Verständnis, wenn das Thema gerade die Spieler aus den USA beschäftigt.
Die Aussagen des Liga-Bosses sorgten umgehend für Unmut und Widerspruch bei den Spielern. Per Günther von ratiopharm Ulm wandte sich via Twitter an seine Kollegen: "Wenn Ihr euch äußern und im bevorstehenden Turnier gegen Rassismus Stellung beziehen wollt - bitte zögert nicht, dies zu tun. Die ersten 10.000 an Bußgeldern gehen auf mich", schrieb der 32-Jährige.
Auch viele BBL-Klubs kündigten an, die Spieler zu unterstützen, wenn sich diese gegen Rassismus positionieren wollen.
Pesic: Niemand kann Spielern Wort verbieten
Bayern Münchens Geschäftsführer Marko Pesic ermutigte seine Profis zum Einstehen gegen Rassismus. "In einer Zeit, in der es um Solidarität und Zusammenhalt geht, kann niemand den Spielern das Wort verbieten. Sich gegen Rassismus zu stellen, ist keine politische Äußerung, sondern eine Lebenseinstellung. Und wir sind uns ganz sicher, dass unsere Spieler genau wissen, welche Werte der Basketball an sich und welche Haltung speziell dieser Verein und seine handelnden Personen bei diesem leider sehr großen Thema besitzen", erklärte der 43-Jährige.
Bayern-Forward Danilo Barthel machte deutlich: "Wenn mich dazu fragt, sage ich dazu meine Meinung. Und die ist klar gegen Rassismus. Wir haben uns da auch in der Nationalmannschaft klar positioniert. Auch mit den Bayern haben wir die Kampagne Rot gegen Rassismus. Wir stellen uns klar dagegen."
Allerdings räumte der Nationalspieler auch ein, dass das Basketball-Feld dafür nicht der richtige Platz sei.
Fußballer protestieren gegen Rassismus
Auch Daniele Baiesi äußerte sich zu der Ansage der BBL. "Das ist ein sehr sensibles Thema. Es ist nicht so, dass die Spieler da belehrt werden müssten. Wir müssen das Thema umfassend betrachten. Wir sollten da oberflächliche Kommentare vermeiden."
Es gebe für alles eine geeignete Bühne, so der Bayern-Sportdirektor. "Ich befürworte Meinungsfreiheit. Ich weiß aber auch, dass verschiedene Möglichkeiten gibt, seine Meinung auszudrücken. Die Spieler werden über die Ansage natürlich informiert. Aber es ist ein sehr sensibles Thema. Jeder sollte damit auf seine Art umgehen."
BBL: Keine Sanktionen für Spieler
Eine erneute Reaktion der BBL, die nach den vielzähligen Widersprüchen Stellung bezog, ließ nicht lange auf sich warten. "Als Liga haben wir die Aufgabe, auf Statuten hinzuweisen und deren Einhaltung zu überprüfen. Das sagt aber nichts über unsere persönliche Betroffenheit und Bestürzung aus angesichts der Lage in den USA", erklärte Holz.
Man empfinde gerade jetzt große Solidarität insbesondere mit den Profis der Liga, die aus Nordamerika kommen und denjenigen, die ein selbstverständliches Zeichen setzen wollen. "Da die BBL seit jeher für Weltoffenheit und Vielfalt steht, braucht also eine hohe Sensibilität. Den Sportlern geht es vor allem um ein Statement gegen Rassismus und nicht um eine individuelle politische Meinungsäußerung. Daher werden wir selbstverständlich in diesem Zusammenhang von Sanktionierungen absehen."
Und weiter: "Auch wir als Liga haben ein klares Statement und werden auf Social Media ein klares Zeichen setzen", sagte Holz dem Sport-Informations-Dienst (SID) am Mittwochnachmittag. Laut Holz wertet die BBL derlei Aktionen nicht als politisch. Restriktionen habe niemand zu befürchten. "Das war falsch, das haben wir nie gesagt und gilt auch weiterhin. Es wird keine Sanktionen geben", so Holz.
In der Fußball-Bundesliga hatten am vergangenen Wochenende Profis wie der Schalker Weston McKennie, die Dortmunder Jadon Sancho und Achraf Hakimi und der Gladbacher Marcus Thuram auf dem Feld Solidarität mit dem Afro-Amerikaner George Floyd bekundet. Jener war in der Vorwoche von einem Polizisten in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota getötet worden.
Die Proteste der Fußballer hatten für eine Debatte über derartige Bekundungen gesorgt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sah jedoch von einem Verfahren gegen die betroffenen Spieler ab.