"Spieler xy wurde positiv auf Corona getestet."
Wie der Basketball zur Farce wird
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Tagtäglich lesen Sport-Fans inzwischen solche Meldungen. Betroffen sind dabei nahezu alle Sportarten. Doch meist beschränkt sich das Infektionsgeschehen auf wenige Personen. Was sich nun also in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga abspielt, darf getrost als außergewöhnlich bezeichnet werden.
Am vergangenen Freitag war das Team von Phoenix Hagen zu Gast bei den Nürnberg Falcons. Die beiden vorherigen Spieltage hatte Hagen verpasst, weil sich die komplette Mannschaft nach diversen Coronafällen zwei Wochen lang in Quarantäne begeben musste. Und auch der Ausflug nach Franken wurde zum Problem – und zwar für beide Mannschaften!
Zehn Nürnberg-Profis positiv
Zwar gewann Nürnberg die Partie mit 93:82, von 14 am Montag durchgeführten Coronatests fielen aber sage und schreibe zehn positiv aus. Nur das Trainerteam und die beiden Spieler, die nicht auf dem Parkett standen, wurden negativ getestet.
Und auch beim Team aus Hagen sieht es nicht besser aus. Nur eine Woche nach der letzten Quarantäne meldete der Klub acht neue Fälle, und muss sich genau wie die Nürnberger isolieren.
Dabei geht es nicht allen Spielern gleich gut. In Nürnberg beobachtet man "unterschiedliche Verläufe", wie Geschäftsführer Ralph Junge im SPORT1-Interview erklärte. "Wir testen und betreuen die Spieler und Trainer in enger Zusammenarbeit mit unseren Mannschaftsärzten [...] sowie einem regionalen Labor. Wir sind also gut und kompetent vernetzt. Eine komplette Absicherung wird es jedoch nicht geben", so Junge.
Die Infizierten in Nürnberg und Hagen sind beileibe nicht die ersten Fälle in der 2. Liga. Schon in den Vorwochen wurden diverse Spiele verschoben, weil sich einzelne Teams in Quarantäne befunden hatten.
Keine verpflichtenden Corona-Tests
Eine derart hohe Zahl an positiv Getesteten ist aber neu – und die Zahl hat sich bereits noch weiter erhöht. Denn die Nürnberg Falcons spielten am Wochenende nicht nur gegen Hagen. Weil die Liga einen Doppelspieltag angesetzt hatte, wurde am Sonntag auch die Partie gegen Bremerhaven ausgetragen. Auch dort gab es danach zwei positiv Getestete und das gesamte Team befindet sich nun in Quarantäne.
Wirklich überraschend kommt die Corona-Eskalation nicht, wird doch in der Liga nicht regelmäßig und flächendeckend getestet. Im Sommer hatten die Verantwortlichen einen Hygieneleitfaden entwickelt, "der das Infektionsrisiko für Spieler und Trainer, bei Einhaltung aller Maßnahmen, deutlich minimiert", wie Liga-Geschäftsführer Christian Krings bei SPORT1 erklärte.
Auf Basis dieses Leitfadens wiederum haben die Vereine auf die örtlichen Gegebenheiten angepasste Hygienekonzepte entwickelt. Eine Vorschrift zu regelmäßigen Tests gibt es dabei aber nicht, vielmehr können dies die Vereine eigenständig entscheiden.
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Labore lehnen vorsorgliche Tests ab
"Das Testungen bei uns nicht vorgeschrieben sind, bedeutet jedoch nicht, dass bei uns nicht getestet wird. Viele Vereine der BARMER 2. Basketball Bundesliga führen regelmäßige Testungen ihrer Spieler/Trainer durch. Die steigenden Infektionszahlen in Deutschland und damit verbunden die steigenden Zahlen an benötigten Labortestkapazitäten führen jedoch leider zu immer größer werdenden Kapazitätsengpässen von Laboren in Deutschland", erläutert Krings das Problem.
Um also auch weiterhin genügend Tests für Erkrankte sicherzustellen, lehnen immer mehr Labore "Präventivtestungen aufgrund erreichter Hygieneengpässe" ab. Auf dieses Problem weisen auch die Nürnberg Falcons hin. "Es stellt sich die Frage, ob offensichtlich ausgelastete Testlabore mit Präventiv-Testungen einer Sportliga zusätzlich belastet werden müssen", so Geschäftsführer Junge.
Doreth kritisiert die Liga
Das berechtigte Argument der hoch belasteten Labore konterte zuletzt der in Nürnberg ausgebildete BBL-Profi Bastian Doreth via Twitter wie folgt: "Dann darf aber nicht weitergespielt werden..."
Der frühre Bayern-Profi und heutige Bayreuth-Spieler hat sich zu einem der Wortführer im Corona-Wirbel um die 2. Liga aufgeschwungen.
"Bin gespannt wann die ProA checkt, dass es verpflichtende Tests vor jedem Spiel geben muss... zählt die Gesundheit der Spieler gar nichts mehr?", twitterte er kürzlich.
Der 31-Jährige weiß, wovon er spricht. Wegen zweier positiver Fälle befand sich sein Team bis vor kurzem selbst in Quarantäne.
Wöchentliche Corona-Tests finanzierbar?
Doch nicht nur die Kapazitäten, auch Geld spielt eine Rolle. In einer finanziell äußerst angespannten Zeit waren einige Teams wenig begeistert davon, wöchentlich Coronatests für Spieler und Trainer bezahlen zu sollen.
"Um bei Verdachtsfällen mit Symptomen reagieren zu können und eine schnelle Sicherheit zu bekommen, haben die Vereine von der Liga Covid-19-Schnelltests erhalten, mit denen Personen mit Symptomen sofort und schnell getestet werden zu können", erläutert der Liga-Geschäftsführer das Vorgehen.
Trotz der Schnelltests steigt die Zahl der Infizierten aber immer weiter an.
Wird die Saison abgebrochen?
Für die Liga bringen die vielen positiven Coronafälle aber noch ein weiteres Problem mit sich. Immer mehr Spiele müssen verschoben werden.
Dass die Saison deshalb eventuell abgebrochen werden muss, davon will Liga-Boss Krings aber noch nichts wissen.
"Je mehr Spiele nachgeholt werden müssen, desto schwieriger wird natürlich die Gestaltung des Spielplans", räumt er ein: "Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir jedoch sehr zuversichtlich, dass wir die verlegten Spiele nachgeholt bekommen. Als Profiliga sind gerade in der ProA auch Spiele unter der Woche möglich, sodass zum jetzigen Zeitpunkt noch genügend Zeit besteht, die bisher verlegten Spiele nachzuholen."
Doch wie der folgenschwere Doppel-Spieltag um die Nürnberger Falcons gezeigt hat, birgt eben auch die enge Taktung der Spiel Gefahren. Die Probleme der Liga werden in jedem Fall nicht kleiner.