Ein Trainingslauf war absolviert, und schon hatte die Streif ihr nächstes Opfer. Der Österreicher Otmar Striedinger ist beim ersten Testlauf zum härtesten alpinen Skirennen der Welt in Kitzbühel am Mittwoch schwer gestürzt.
So gefährlich wird die Streif 2017
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Glücklicherweise kam er glimpflich davon. Ein Nasenbeinbruch und ein Cut am Oberschenkel hindern ihn laut eigener Aussage nicht daran, den Super-G am Freitag und die Abfahrt am Samstag (jeweils im LIVETICKER) in Angriff zu nehmen.
Im letzten Jahr hat es zwei Topathleten schlimmer erwischt. Lokalmatador Georg Streitberger und Aksel Lund Svindal trugen nach Crashs im Wettkampf Kreuzbandrisse davon. Der Norweger hat nach wie vor mit den Folgen des Sturzes zu kämpfen und musste erneut operiert werden.
Reaktion auf Kritik nach Horror-Stürzen
Nach dem Horror-Rennen 2016 hatte es massive Kritik am Veranstalter gegeben. Die Strecke sei nach Schneefällen nicht ausreichend präpariert worden. Die Unebenheiten sind Streitberger und Svindal letztlich zum Verhängnis geworden.
In der Vorbereitung auf dieses Jahr wurden deshalb einige Veränderungen vorgenommen. Zum einen wird auf die Super-Kombination am Freitag verzichtet, um die Fahrer zu entlasten.
OK-Chef Michael Huber erklärt: "Viele Athleten hat der Kombi-Slalom vor der Abfahrt belastet."
Zum anderen haben die Organisatoren sich darum bemüht, insbesondere die kritische Passage nach der Hausbergkante früher und intensiver zu beschneien. Hochleistungs-Scheinwerfer sollen an dieser Stelle die Piste aufhellen.
Außerdem wurde das Tempo vor der Hausbergkante etwas entschärft. Ein Tor wurde versetzt, so dass die Fahrer vor dem Sprung einen größeren Schlenker fahren müssen.
Die Beanspruchung der Strecke trotz des Streichens der Super-Kombi hat sich dennoch kaum verringert. Vor den Weltcup-Rennen machte der Europa-Cup im legendären Tiroler Skiort Station.
Auch die drei Trainingsfahrten tun der Piste keinen Gefallen.
Glänzende Wettervorhersage
Dabei ist der Wettergott den Veranstaltern in diesem Jahr offenbar wohlgesinnt. Für die ganze Woche inklusive der Renntage ist kein Niederschlag sowie niedrige Temperaturen vorhergesagt.
Eine Situation wie in der vergangenen Saison droht also nicht. Dafür treten nun ganz andere Komplikationen auf, wie die erste Übungseinheit gezeigt hat.
Denn Striedingers Sturz wurde zwar durch den Bruch einer Bindung verursacht, hing jedoch mit der Beschaffenheit des Untergrunds zusammen. Die Streif präsentiert sich in extrem eisigem und steinhartem Zustand.
Hannes Reichelt, der 2016 ebenfalls zu Sturz kam, befürchtet sogar: "Die Strecke wird von Tag zu Tag noch eisiger und unruhiger werden. Brutal." Teamkollege und Leidensgenosse Max Franz – er war 2016 im Training abgeworfen worden – fügte hinzu: "Es ist unheimlich eisig. Daran muss man sich gewöhnen."
Die Athleten haben dieses Mal also mit anderen Widrigkeiten zu kämpfen, als wäre die gefährlichste Piste der Welt nicht schon Herausforderung genug.
SPORT1 erklärt die schwierigsten Passagen des Hahnenkammrennens.
Die Mausefalle:
In wenigen Sekunden beschleunigen die Fahrer vom Start weg von null auf 100 km/h und stürzen sich dann ins Nichts - 60 bis 80 Meter weit springen sie einen Abhang hinunter.
Schlimme Stürze ereigneten sich hier schon, vor allem der des Österreichers Hans Grugger 2011 ist in Erinnerung geblieben.
Der Steilhang:
Hier sind die technischen Fähigkeiten gefragt: Die Einfahrt erfolgt in einer 180-Grad-Kurve, dann muss man im eisigen steilen Gelände genau den Schwung treffen, sonst landet man im Netz.
Bei der Ausfahrt gilt es, geschickt die Kurve vor der Plane zu kriegen. Wer das nicht schafft, legt einen Schwung übers Plastik ein.
Hausbergkante und Traverse:
Die Oberschenkel brennen schon, doch es geht nochmal richtig ans Eingemachte. Die Fahrer springen über die Kante und müssen auf dem extrem welligen, in Fahrtrichtung nach rechts abschüssigen Gelände exakt die Linie treffen, sonst werden sie von der Piste abgeworfen und landen in den Fangnetzen. Diese Stelle wurde im vergangenen Jahr Svindal und Streitberger zum Verhängnis.