Absender: Überraschungs-Kicker. Adressat: Sensations-Kombinierer. Die schönsten Glückwünsche nach dem zweiten WM-Gold erhielt Johannes Rydzek von der großen sportlichen Liebe.
"Es läuft einfach genial"
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"Bärenstarke Leistung, wir sind stolz auf Dich. Bei Dir läuft's, bei uns auch", vermeldete Tobias Werner, Linksaußen des FC Augsburg, per Videobotschaft in Richtung Schweden. Verteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker schickte hinterher: "Du bist selbstverständlich ins Stadion eingeladen."
"Wie im Traum"
Doppel-Weltmeister Johannes Rydzek freute sich riesig, bedankte sich via ARD: "Saucool. Bei denen ist das ähnlich wie bei mir - die sind auch so ein wenig im Traum", sagte der 23-Jährige, der bislang die ganz große Nummer der Titelkämpfe in Falun ist.
"Es läuft einfach genial hier", sagt Rydzek. Der Allgäuer, bislang eher Stellvertreter des unumstrittenen Anführers Eric Frenzel, jagt von Gänsehaut-Moment zu Gänsehaut-Moment.
Erst der furiose Zielsprint zum Einzel-Gold, dann der Triumph-Schlusslauf zum ersten Team-Titel nach fast drei Jahrzehnten, zudem zwei bewegende Siegerehrungen auf dem vollbesetzten Stora Torget von Falun.
Falun ist Rydzeks großer Durchbruch
"Es war sehr emotional, über so viele Menschen hinweg auf die deutsche Fahne zu schauen, die Hymne zu hören", sagte Rydzek, der den Lohn für die Arbeit der vergangenen Jahre sichtlich genoss.
Erst in Falun ist er zu dem Athleten geworden, den Bundestrainer Hermann Weinbuch aus ihm formen wollte.
"Ich hatte schon oft damit geliebäugelt, Johannes als Schlussläufer zu bringen. Jetzt haben wir gesehen: Er ist mental soweit", sagte Weinbuch nach der Gold-Staffel.
"Er hat oft Fehler gemacht, auch in der Taktik. Das haben wir immer wieder besprochen, da gab es auch Tränen bei ihm. Jetzt war er einfach so gefestigt, hat an sich geglaubt."
Drei Jahre ohne Weltcup-Sieg
Rydzek war ein Früheinsteiger, in seiner Entwicklung sogar Olympiasieger Frenzel voraus. Mit 19 wurde er 2011 dreimal Vizeweltmeister, holte seinen ersten Weltcup-Sieg - es sollte der einzige für drei Jahre bleiben. Die WM 2013 ging in die Hose, Platz zehn und 30 im Einzel, kein Startplatz im Team.
Erst mit Olympia-Silber mit der Mannschaft in Sotschi ist der Knoten geplatzt. Rydzek bewegt sich seitdem konstant auf allerhöchstem Niveau. "Er hat einen Kick, noch mehr Selbstvertrauen gekriegt", sagt Weinbuch.
Der Mentor holte 1988 Olympia-Gold
Rydzek, der einmal elf Viertausender binnen eines Jahres bestieg, hat auf seinem Weg nach oben die besten Lehrer gehabt - schon vor Weinbuch.
Mit 11 nahm ihn Thomas Müller in Oberstdorf unter seine Fittiche - dieser war als Kombinierer bei den Weltmeisterschaften 1985 und 1987 sowie Olympia 1988 an den bis Sonntag letzten deutschen Team-Titeln beteiligt.
Müllers zwei WM-Titel hat Rydzek schon erreicht, Weinbuch steht bei drei - sie könnte er schon in Falun übertreffen: Im Großschanzen-Einzel am Donnerstag (ab 10.00 Uhr im LIVETICKER) ist Rydzek ebenso heißer Gold-Anwärter wie im Teamsprint am Samstag (ab 10.00 Uhr im LIVETICKER).
Vier Titel bei einer WM hat noch kein Kombinierer geholt.