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Markus Kuhn von den New York Giants schreibt deutsche NFL-Geschichte

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Markus Kuhn von den New York Giants schreibt deutsche NFL-Geschichte

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Markus Kuhn erschließt die Endzone

Markus Kuhn schafft als erster Deutscher einen Touchdown in der NFL. SPORT1 beleuchtet mit Vater Wolfgang den Aufstieg der "German Wall".
Markus Kuhn-New York Giants-NFL-Touchdown
Markus Kuhn-New York Giants-NFL-Touchdown
© Getty Images
Raphael Weber
Raphael Weber
von Raphael Weber, Eric Böhm

Als das Ei plötzlich ganz verlassen über den Rasen hoppelte, reagierte der 140-Kilo-Koloss blitzschnell.

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Markus Kuhn schnappte sich den Football und marschierte unaufhaltsam Richtung Endzone.

"Wow, renn, renn, renn, renn, renn", rattert es im Kopf des 28-Jährigen. Und dann: Touchdown! 26 Yards bis zur Unsterblichkeit, knapp 24 Meter auf dem Feld - ein Riesensprung in die Geschichtsbücher (News).

Mit dem ersten Touchdown eines Deutschen in der NFL (Die NFL LIVE im TV auf SPORT1 US und im LIVESTREAM) hat sich Kuhn beim 36:7 seiner New York Giants bei den Tennessee Titans schon jetzt ein Denkmal gesetzt - und kann es selbst kaum glauben.

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"German Wall"

Auf dem Weg in die Endzone denkt er die ganze Zeit "Das kann nicht sein. Oh Gott, oh Gott", schildert sein Vater Wolfgang im Gespräch mit SPORT1. Drei bis vier Mal die Woche telefoniert er mit seinem Junior, natürlich auch am Tag nach seinem größten Triumph.

Thursday Night Game in Chicago. Die Cowboys wollen die Bears erlegen. Nach der jüngsten Pleite gegen die Philadelphia Eagels herrscht bei den Fans aus Dallas aber Skepsis
DeMarco Murray lässt die Texaner aber im zweiten Abschnitt jubeln. Der Running Back bringt Dallas mit seinem Touchdown in Führung
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Auch Cole Beasley ist in Chicago gut drauf. Der Wide Receiver bringt den Ball zwei mal in die Endzone. Bei einem Touchdown ist Zentimeter-Arbeit gefragt
+3
NFL 2014: Woche 14

Wie außergewöhnlich Kuhns Leistung - nicht nur aus deutscher Sicht - ist, wird deutlich, wenn man sich seine Position bewusst macht. Als Defensive Tackle ist der 300-Pfund-Riese eigentlich dafür zuständig, den Laden dicht zu machen. Nicht umsonst nennen sie Kuhn in New York "German Wall". Am 1,93-Meter-Mann kommt so schnell keiner vorbei.

Ans Ei bekommen die schweren Jungs ihre Finger dagegen so gut wie nie. "Als ich zum letzten Mal gepunktet habe, war ich Quarterback in Deutschland. Das ist schon eine ganze Weile her", erinnert sich Kuhn lächelnd.

So deutsch wie nie

Zwar ist die NFL mit Sebastian Vollmer (New England Patriots), Björn Werner (Indianapolis Colts) und Kasim Edebali (New Orleans Saints) so deutsch wie nie - in die Nähe eines Touchdowns kamen sie alle aber nicht.

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Werner und Edebali sind als Linebacker nur für die Defensive zuständig, Vollmer zwar in der Offensive Line aufgestellt, aber damit betraut, Star-Quarterback Tom Brady zu beschützen.

Als Deutsche in der NFL (Alles zur NFL auch bei SPORT1 im Free TV - Do. 18 Uhr "Inside US Sports") gepunktet haben bisher überhaupt nur die Kicker Uwe von Schamann und der ehemalige Fußballprofi Horst Mühlmann per Field Goal.

Magischer Moment

Die Heldentat seines Sohnes hat Wolfgang Kuhn, wie immer, live am Bildschirm verfolgt. "Ich war überrascht und begeistert zugleich", erzählt er SPORT1 den magischen Moment, der auch deshalb so besonders war, "weil normalerweise die Anweisung lautet, den Ball zu sichern und sich mit den 140 Kilogramm darauf zu schmeißen bis er platzt", meint er lachend.

Besonders hat Vater Kuhn aber die Reaktion seines Sohnes gefreut. "Statt völlig auszuflippen, hat er gleich wieder seine Position als "German Wall" für den Extrapunkt eingenommen. Das ist auch typisch für ihn. Er bleibt auf dem Boden."

"Ich habe schon immer davon geträumt, das eines Tages zu machen", twitterte Markus Kuhn nach seinem Coup und dürfte mit Sicherheit zurückgedacht haben an die Tage, als er mit Football anfing.

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Von schwerer Verletzung zurückgeworfen

Von Weinheim in die NFL, von einer schweren Verletzung zurückgeworfen und jetzt der Touchdown-Held - das ist der Weg des Markus Kuhn

Erst mit 15 Jahren entdeckt der damals schon nicht mehr ganz so kleine Markus seine Liebe für das Spiel mit dem braunen Leder-Ei.

Snowboarden, Klettern, Fußball und Tennis - alles probiert Kuhn aus, ist vielseitig, aber nirgends herausragend, erinnert sich sein Vater. Die Zustimmung zum Football holt sich Markus mit einem Kniff.

"Ich fand das sehr angenehm, weil er mir damals sagte: 'Papa, da werden alle Anweisungen auf Englisch gegeben.' Ich dachte mir, das kann ja für das spätere Leben auch nicht schaden", schildert Kuhn senior.

Ein Naturtalent

Schnell entpuppt sich Markus als Naturtalent, ragt bei den Weinheim Longhorns in der German Football League (GFL) bereits heraus. Also bemühen sich die Kuhns um ein Stipendium in den USA, denn anders als Werner oder Edebali spielt er nicht schon vor dem College an einer sogenannten Prep School.

Mut macht Vater Wolfgang ein Vertragsangebot der Frankfurt Galaxy aus der NFL Europe: "Das hörte sich zwar toll an, aber ich als Vater wollte nicht, dass er dort nur als deutscher Alibi-Spieler ohne Ausbildung mitspielt."

Stattdessen soll Markus ans College und studieren: "Das war dann unser gemeinsamer Nenner aus Ausbildung und Football."

Auf eigene Faust

Auf eigene Faust fliegt das Duo 2007 in die USA. Nachdem die Liberty University ihm sofort ein Stipendium geben will, legen die Kuhns erst richtig los.

"Weil das so einfach ging, haben wir uns in den nächsten zwölf Tagen noch zehn sportlich bessere Unis angeschaut", berichtet Wolfgang Kuhn: "Bei North Carolina State hat ein Coach dann sein Potenzial erkannt."

Fünf Jahre spielt der Defensive Tackle im "Wolfpack", sein Teamkollege am College ist ein gewisser Russell Wilson, 2013 als Quarterback Super-Bowl-Champion mit den Seattle Seahawks.

Kuhn wird bei NC State schon als Neuling als All-American ehrenhalber ("Honorable Mention") ausgezeichnet. Und obwohl da noch niemand an eine Profikarriere denkt, wird er vor der NFL-Draft 2012 zur Combine, der großen Talentschau, eingeladen.

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An Position 239

"Da war klar: Er hat eine reelle Chance", erzählt Vater Wolfgang. Die Giants haben ihn schon da auf dem Zettel und greifen beim Draft an Position 239 zu. "Ich war in North Carolina dabei als der Anruf von den Giants kam. Da herrschte natürlich große Freude", berichtet Kuhn senior.

Bei den Giants, dem Meisterteam um Star-Quarterback Eli Manning, erkämpft sich Kuhn als Siebtrunden-Pick nicht nur direkt einen Platz im Team, was an sich schon außergewöhnlich genug wäre, sondern arbeitet sich schnell zum Starter hoch.

"Er hat sich alles sehr hart erarbeitet", sagt Vater Wolfgang stolz und erinnert sich auch an die schwerste Zeit in der Karriere seines Sohnes.

Kreuzbandriss nach zehn Spielen

Nach nur zehn Saisonspielen zieht sich Kuhn einen Kreuzbandriss zu. Doch der Riese zeigt sein großes Kämpferherz, fightet sich zurück und steht ein Jahr später wieder im Kader der Giants.

New York ist mittlerweile aber nur noch ein Schatten des Meisterteams von 2012. Mit den Playoffs haben die Giants nichts mehr zu tun, auch heute ist schon klar, dass Kuhns Team die Postseason verpassen wird. Zum dritten Mal in Folge.

Und auch wenn der Sieg gegen die Titans der erste nach sieben Pleiten in Serie ist, bleibt vor allem dieser magische Moment, als Tennessees Quarterback Zach Mettenberger den Ball fallen lässt und Kuhn nur noch denkt: "Geh hin, schnapp ihn dir und punkte!"

Der Touchdown sei eine "glückliche Fügung", meint Vater Wolfgang, aber für ihn zählt trotz der historischen Dimension etwas anderes: "Ich freue mich mehr über jede Sekunde, die Markus auf dem Platz steht. Als Siebtrundenpick und nach einem Kreuzbandriss immer noch dabei zu sein, ordne ich weitaus höher ein."