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Roger Goodell erntet wegen laschem Umgang mit NFL-Skandalen Kritik

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Roger Goodell erntet wegen laschem Umgang mit NFL-Skandalen Kritik

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Exzesse stürzen NFL vom hohen Ross

Die Skandalflut bringt NFL-Boss Goodell in Bedrängnis. Crash-Kurse und Aussortierungen reichen nicht. Sponsoren machen Druck.
von Eric Böhm

Die Zeit der Lippenbekenntnisse ist vorbei.

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Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass die NFL ein ernstes Gewaltproblem hat. Es vergeht kaum noch ein Tag ohne einen weiteren Prügelexzess (Die NFL-Saison LIVE im TV auf SPORT1 US und im LIVESTREAM).

Nach Ray Rice und Adrian Peterson folgten nun Carolinas Greg Hardy und Arizonas Jonathan Dwyer (News) - immer ging es um häusliche Gewalt.

Ein Thema, das die sonst so auf ihre Imagepflege bedachte Liga lange Zeit ignorierte oder mit geringen Strafen ahndete. Dafür zahlt auch Commissioner Roger Goodell nun einen hohen Preis.

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"Die NFL hat keine moralische Autorität mehr. Das Beispiel, das momentan für College- oder Schulteams gesetzt wird, ist inakzeptabel. Die NFL muss ihre lasche Einstellung zu Gewalt gegenüber Frauen ändern", kritisiert Terry O'Neill, die Präsidentin der "National Organization for Women".

Kodex und Benimm-Kurs reichen nicht

Zwar könnte argumentiert werden, dass private Handlungen und Probleme der Spieler die NFL nichts angehen, aber wenn immer wieder medienwirksam der hohe Standard des ligaeigenen Verhaltenskodex propagiert wird, ist es schwer, die Verantwortung zu leugnen.

Die Häufung der Entgleisungen - von Trunkenheit oder Drogenmissbrauch ganz zu schweigen - macht deutlich: ein zweitägiger Crash-Kurs in Benimm-Regeln ("Rookie Symposium") reicht nicht aus.

Hier wird vollmundig angepriesen: "jegliches Verhalten, welches die Integrität oder Reputation der NFL gefährdet" solle bestraft werden.

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Ray Rice ist das bestimmende Thema zum NFL-Start. Zwei Spiele wird er zunächst gesperrt, nachdem er seine heutige Frau tätlich angegriffen hat. Nach Auftauchen eines schockierenden Videos von dem Vorfall wird die Strafe auf unbestimmte Zeit verlängert. Die Baltimore Ravens haben ihn entlassen. So drastische Maßnahmen sind im US-Sport eher selten. SPORT1 zeigt die längsten Sperren und berühmtesten Fälle
LENNY RANDLE (MLB, Texas Rangers, 30 Tage): Der Baseballprofi verprügelt 1977 seinen Trainer Frank Lucchesi vor einem Testspiel, weil der einem Rookie seinen Startplatz gegeben hatte. Lucchesi braucht anschließend sogar eine OP. Randle wird für die gesamte Preseason gesperrt - im April wird er an die New York Mets abgegeben und spielt noch fünf Jahre. Lucchesi wird im Juni von den Rangers gefeuert
KERMIT WASHINGTON (NBA, L.A. Lakers, 60 Tage, 26 Spiele): Er schlägt 1977 Kevin Kunnert (Houston Rockets) auf dem Court nieder, danach bricht er dem späteren Coach Rudy Tomjanovich die Nase und den Kiefer - im Krankenwagen schmeckt er sogar sein Rückenmark. Es ist damals die längste Sperre der Liga-Geschichte
JOHN ROCKER (MLB, Atlanta Braves, 90 Tage, 28 Spiele, 20.000 Dollar): Der für seine wenig gewinnende Persönlichkeit berüchtigte Pitcher wird im Dezember 1999 für ein Interview in der "Sports Illustrated" gesperrt. Dort sagt er: "Ich würde nie nach New York wechseln, weil ich in der U-Bahn nicht neben einer Schwuchtel mit AIDS sitzen möchte. Noch schlimmer sind die Ausländer. Du kannst am Times Square einen Straßenzug entlang gehen, ohne Englisch zu hören. Wie sind die alle in dieses Land gekommen?"
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Die längsten Sperren im US-Sport

Häusliche Gewalt nicht ernst genommen

Doch genau darin lag in früheren Jahren das Problem.

Während Goodell - oder seine Vorgänger - bei Drogen oder Alkohol oftmals mit Null-Toleranz-Politik Stärke zeigen wollten, wurden häusliche Ausraster oftmals als "Hand augerutscht" zu Kavaliersdelikten verharmlost.

Selbst Rice war ja zunächst nur für zwei Spiele aus dem Verkehr gezogen worden - bis ein zweites schockierendes Video auftauchte. Die Vernehmung seiner Frau durch Goodell in Rice' Beisein ist zudem äußerst fragwürdig.

Früherer FBI-Chef ermittelt

Inzwischen wurde eine unabhängige Untersuchung unter dem ehemaligen FBI-Boss Robert Mueller angestrengt. Um die Liga aus der medialen Schusslinie zu nehmen, reicht das noch lange nicht.

Am 2. Spieltag flogen bereits Banner mit "Goodell Out" über die NFL-Stadien. Bei Spielergewerkschaft und den großen Stars ist der unnachgiebige 55-Jährige ohnehin nicht sonderlich beliebt - nicht nur wegen seines Jahresgehaltes (2013: 44,2 Millionen Dollar).

"Aus meiner Sicht ist das Klima in der NFL momentan eine Schande. Viele Leute fällen vorschnelle Urteile. Gerade weil die NFL eine solche Macht hat, sollte sie erst alle Fakten kennen", kritisierte Brandon Marshall, der 2008 wegen Verstoßes gegen den Verhaltenskodex für ein Spiel gesperrt war.

Bierlieferant sorgt sich

Dass die Liga auf den öffentlichen Druck mit Abschirmung Goodells reagiert und den Schwarzen Peter in Form von härteren Sperren an die Spieler weiterreicht, kommt ebenfalls nicht gut an und ist zu kurzsichtig (BERICHT: Prügelvater Peterson droht Gefängnis).

Die entscheidende Motivation, plötzlich drastisch Umzudenken und rigoros vorgehen zu wollen, ist aber das Geld.

Das Monday Night Game bildet den Abschluss des dritten Spieltags und die Bears treten erneut auf fremdem Platz an. Nach dem Match in San Francisco geht es für die Bears nach New York. Durch diesen Tunnel müssen sie kommen, zur Not auch mit Blaulicht
Im Gänsemarsch folgen die Jets-Spieler, die vor eigenem Publikum den 1:2-Fehlstart verhindern wollen
Doch recht früh wird den Jets klar, dass es ein richtig mieser Tag wird. Die Pässe sind ein bisschen zu lang, die Tackles etwas zu spät. Kurz um, es läuft nicht
Ganz anders bei den Bears. Quarterback Jay Cutler führt Chicago routiniert über das Feld und sorgt für für einen komfortablen Vorsprung
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NFL 2014: Woche 3

"Wir sind enttäuscht und zunehmend beunruhigt über die jüngsten Vorfälle. Wir sind noch nicht zufrieden mit der Art und Weise, wie die Liga auf Verhaltensweisen reagiert, die unserer moralischen Norm derart deutlich widerstreben ", erklärte ein Vertreter von Anheuser-Busch, Mutterunternehmen des offiziellen Bier-Lieferanten der NFL.

Bei solchen Statements schrillen in den heiligen Hallen des Football in New York die Alarmglocken. Denn letztlich ist auch die NFL nur ein Multimilliarden-Unternehmen.

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Vikings feuern Simpson

Die Sponsoren und TV-Partner haben eine riesige Bedeutung und können ständige Schlagzeilen über Verhaftungen und Skandale überhaupt nicht gebrauchen.

Die Minnesota Vikings sind durch das Peterson-Debakel und den Rückzug der Hotelkette Radisson so eingeschüchtert, dass sie nun Receiver Jerome Simpson gleich feuerten, weil er zum wiederholten Mal wegen Alkohols am Steuer erwischt wurde.

"Wir haben sicherlich Fehler gemacht und müssen genau wie die Spieler bessere Entscheidungen treffen", ließ Goodell in einem Statement ausrichten.

Die Fälle der vergangenen Wochen zeigen, dass es mit dieser Einsicht und bloßem Aussortieren einzelner Störenfriede nicht getan ist - der moralische Zeigefinger ist ohnehin verloren.