Für die Cleveland Cavaliers gab es zwei Optionen: Siegen oder fliegen. Das Team von LeBron James musste in Oakland gewinnen, um den Golden State Warriors in den NBA-Finals nicht erneut zum Titel gratulieren zu müssen.
Der König der Do-or-Die-Spiele
© SPORT1 Grafik: Paul Hänel/Getty Images
Manche Spieler zerbrechen an diesem Druck. James dagegen scheint diese Situationen, in denen es um die Wurst geht, zu lieben.
41 Punkte, 16 Rebounds und sieben Assists standen am Ende des fünften Spiels, das die Cavs mit 112:97 für sich entschieden, für James zu Buche. Diese Zahlen gehören zum Besten, was die NBA in ihrer Geschichte gesehen hat.
Ohne den gesperrten Draymond Green wurde James, Buhrufen zum Trotz, zum Dominator. Endlich hatte er auch wieder häufiger den Ball in der Hand und kontrollierte die Angriffe der Cavs. "Es war an der Zeit. Jetzt gilt für uns Do-or-Die. Coach Lue wollte, dass ich öfter den Ball habe. Endlich habe ich die Ballverluste abgestellt und meine Teamkollegen einbezogen", erklärte James.
Rekorde über Rekorde
Erst zwei Akteure schafften es wie James, in einem Spiel ums Überleben mindestens 40 Punkte und 15 Rebounds zu erzielen. Er ist erst der vierte Spieler und der erste seit Shaquille O'Neal 2001, der in einem Finalspiel mindestens 40 Zähler, 15 Abpraller und fünf Vorlagen auflegt.
Am Dienstag wurden Erinnerungen wach an 2012, als James schon einmal einen Auswärtssieg in einem Elimination-Game feiern konnte. Damals ließ er die Boston Celtics (45/15/5) in den Conference Finals leiden.
"Wir wollten uns einfach noch eine Chance geben. Damals in Boston wussten wir, dass die Saison vorbei ist, wenn wir nichts unternehmen. Ich musste etwas zeigen. Das war heute auch so ein Tag. Mir war die Bedeutung des Spiels bewusst", sagte James
Welcher Spieler der Ligahistorie den besten Punkteschnitt in Spielen, in denen das Ausscheiden droht, hat? Natürlich James. Mit 32,4 Zählern führt "King James" diese Liste vor Michael Jordan (31,3) und Wilt Chamberlain (31,1) an.
Auch Co-Star Irving brilliert
Die königliche Titelmission mit den Cavaliers wäre aber erneut bereits gescheitert, wenn nicht ein entscheidendes Mitglied seines Hofstaates eine ebenso glanzvolle Leistung aufs Parkett gelegt hätte. (Die NBA-Playoffs in der Übersicht)
Kyrie Irving war von keinem Warrior zu stoppen, verbuchte 41 Punkte und sechs Assists und verwandelte 17 von 24 Würfen. Nur Chamberlain war es bisher gelungen, in einem Finalspiel bei einer solchen Punkteausbeute über 70 Prozent aus dem Feld zu treffen.
Noch nie hatten zwei Teamkollegen zusammen so viele Punkte in einem Endspiel erzielt, beide suchten sich für ihr erstes 40-Punkte-Spiel der Saison den bestmöglichen Zeitpunkt aus. Nur vier NBA-Profis haben in der Geschichte in einem entscheidenden Spiel besser gepunktet.
Warriors vermissen Green
Die Warriors vermissten Draymond Green "gewaltig", wie Klay Thompson, mit 37 Punkten bester Warrior, erklärte. Aus einer Baseball-Loge musste der gesperrte All-Star mit ansehen, wie seine Teamkollegen kein Mittel gegen Clevelands Star-Duo fanden. Dass Defensivanker Andrew Bogut zu Beginn der zweiten Halbzeit verletzt vom Feld musste, tat sein Übriges.
Green hatte James in den vorherigen Partien mit seiner starken Defense und den Nickligkeiten immer wieder entnervt. Auch wenn ihm seine Unbeherrschtheit die bittere Sperre bescherte - das Fehlen von Greens Energie und Emotionen war deutlich zu spüren.
Bei seiner Rückkehr in Spiel 6 (Fr., ab 3 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 US) wird Green alles daran setzen, dass James wieder anfängt zu grübeln. Doch die Titelhoffnung bei den Cavaliers lebt, auch wenn noch kein Team in den Finals einen 1:3-Rückstand aufgeholt hat.
Dem König des Do-or-Die sei Dank.