Hätte es noch eines Beweises bedurft, Dirk Nowitzki lieferte ihn.
Hitzkopf Nowitzki nordet Mavericks ein
Der Anführer der Dallas Mavericks suchte nach dem bitteren 100:101 bei Meister San Antonio Spurs (Bericht) zum Saisonstart der NBA keinen Sündenbock, sondern suchte die Schuld im eigenen Haus.
"Das dritte Viertel war insgesamt gesehen der Killer. Wir haben die Beherrschung verloren und uns zu sehr mit den Schiedsrichtern beschäftigt", bilanzierte Nowitzki.
Auch er selbst hatte völlig ungewohnt seine Fassung verloren und nach einer hitzigen Debatte mit einem Schiedsrichter ein technisches Foul kassiert.
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Nowitzki hat viel vor
Dieser Ausbruch und die deutliche Ansage an das eigene Team bereits nach dem ersten von 82 Saisonspielen macht eines deutlich: Der Finals-MVP von 2011 hat Großes mit diesem Team vor.
Nowitzki will mit dem gezielt verstärkten Kader von Anfang an vorne mitmischen. Auf diesem Weg stören ihn selbst solch recht harmlose Disziplinlosigkeiten.
Zu wertvoll wäre der durchaus mögliche Traumstart auch psychologisch gewesen. Nach dem verpatzten dritten Viertel (20:31) ging Nowitzki voran und schaffte sogar das 100:98, ehe es doch nicht reichte.
Auf Augenhöhe mit den Spurs
Das Wiedersehen mit dem Meister nach der knapp verlorenen Playoff-Serie im Sommer war zwar nur eine erste Momentaufnahme, deutete aber an, dass die Mavericks auf Augenhöhe mit den stärksten Teams der Western Conference wetteifern können.
Die Defensive stand mit Rückkehrer Tyson Chandler als Anker in der Mitte schon wieder recht gut. Jameer Nelson ist ein ähnlich routinierter Spielmacher wie Jose Calderon, und Devin Harris knüpfte topfit an seine starken Playoffs an.
"Mir haben eine ganze Menge Dinge gefallen", sagte demzufolge Trainer Rick Carlisle. (Die NBA LIVE im TV auf SPORT1 US und im LIVESTREAM)
Nowitzki treffsicher und nervenstark
Auch Nowitzki selbst gab Anlass zu Optimismus. Erfolgshunger und Ehrgeiz sind immer noch da, den ersten Sommer ohne Belastung oder Rückschläge seit Jahren hat der 36-Jährige hervorragend genutzt.
Sieben seiner elf Würfe versenkte Nowitzki (18 Punkte) mit frischen Beinen, schnappte sich ordentliche sechs Rebounds und war auch in der Crunch-Time schon wie gewohnt zur Stelle.
Nachdem der erste Ärger verraucht war, hob er dann auch die positiven Aspekte aus dem ersten Auftritt hervor: "Wir hatten den Wurf zum Sieg. Mir hat gefallen, wie wir zurückgekommen sind."
Abstimmung passt schon
Zwar stimmte gegen die leicht ersatzgeschwächten Spurs - es fehlten unter anderem Finals-MVP Kawhi Leonard und Tiago Splitter - noch längst nicht alles.
Aber nur zehn Ballverluste bei sechs eingesetzten Neuen deutete bei den Mavs auf eine bereits sehr ordentliche Abstimmung hin.
Nur Parsons mit Debüt zum Vergessen
Aus der Rolle fiel lediglich der teuerste und wichtigstes Zugang. Chandler Parsons erlebte als Nachfolger von Shawn Marion auf der kleinen Flügelposition ein Debüt zum Vergessen.
Acht Fahrkarten bei zehn Versuchen aus dem Feld - so wenige Treffer waren ihm in drei Jahren bei den Houston Rockets insgesamt nur viermal wiederfahren.
Dass der junge 46-Millionen-Mann dann auch noch den möglichen Sieg mit einem verpasstem Dreier wegschmiss, passte ins Bild.
Unterstützung kam vom neuen Mentor Nowitzki: "Eine Saison besteht nicht nur aus einem Spiel. Er muss sich noch an seine Teamkollegen gewöhnen. Ich mache mir keine Sorgen, er ist ein guter und vielseitiger Spieler."
An einen weiteren Fakt wird Parsons auch gewöhnen. Denn nur durch Nowitzkis Gehaltsverzicht wurde die Verpflichtung des Small Farwords überhaupt möglich und "Dirkules" weiß schon genau, wie sich der Neuzugang erkenntlich zeigen kann.
Alle Mahlzeiten Nowitzkis werden Auswärtsfahrten von Parsons übernommen
"Nervt total"
Zeigen wird Parsons seine Klasse vermutlich schon zum Heimauftakt gegen die Utah Jazz in der Nacht auf Freitag (ab 1.30 Uhr LIVESCORES), denn wie jeder gute Schütze hat auch der 26-Jährige ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis.
"Es nervt total, so ein erstes Spiel hinzulegen. Ich muss deutlich zulegen und darf mir nicht zu viele solcher Auftritte leisten. Es war aber nur ein Spiel", gelobte Parsons Besserung.
Mit so viel Selbstkritik lag er zumindest mental schon voll auf Nowitzkis Linie.