Mit seinem jüngsten Auftritt hat sich Jameis Winston keinen Gefallen getan.
Problemfall Jameis Winston
Der gleichermaßen hochtalentierte wie undisziplinierte College-Star der Florida State Seminoles sorgte einmal mehr für Negativschlagzeilen.
Gegen Clemson suspendiert
Weil er auf dem Campus einen "obszönen Ruf" losgelassen hatte, suspendierte ihn die Uni für das Spiel gegen die Clemson Tigers.
Winston tauchte trotzdem in voller Montur auf und wurde von Head Coach Jimbo Fisher prompt wieder in die Kabine geschickt.
Da der Quarterback als heißer Kandidat für den Draft 2015 gilt, schrillen bei den Managern der NFL angesichts der aktuellen Gewaltexzesse die Alarmglocken. Denn Winston ist schon häufiger als Problemfall in Erscheinung getreten.
Eigentlich leckten sich viele Teams nach dem jüngsten Gewinner der Heisman Trophy als bestem College-Spieler überhaupt die Finger.
Seine erstaunliche Coolness, gepaart mit einem vom Baseball gestählten Wurfarm und der Beweglichkeit eines Colin Kaepernick, lösten in Quarterback-Wüsten wie Tampa Bay schon Ekstase aus.
"Außergewöhnliches Talent"
"Jameis ist ein außergewöhnliches Talent. Ich mag ihn sehr. Er bringt alles mit, um in der NFL erfolgreich zu sein. Er muss nur seine Entscheidungen jenseits des Feldes verbessern", sagt TV-Experte und Ex-Coach Jon Gruden.
Doch genau darin liegt das Problem. Seit November 2012 sorgt das Multitalent aus Alabama - er glänzt für das Baseball-Team der Seminoles auch als Outfielder und Pitcher - immer wieder für Ärger.
Ein Luftpistolen-Duell zwischen mehreren Football-Spielern, bei dem 13 Fensterscheiben zu Bruch gingen, war noch relativ harmlos.
Im Juli 2013 wurde ihm vorgeworfen, Cola aus einem Fast-Food-Restaurant gestohlen zu haben. Im April 2014 gab es dann schon eine Anzeige, weil er Krabbenbeine im Wert von 32 Dollar gestohlen hatte.
20 Stunden gemeinnützige Arbeit
Dafür kassierte Winston eine Sperre von drei Spielen und musste 20 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten. Ein Jahr zuvor gab es bereits Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen eines sexuellen Übergriffes, es wurde aber letztlich keine Anklage erhoben.
Nun folgte der nächste Eklat. Die ersten NFL-Teams sollen ihn aus Furcht vor weiteren Problemen deshalb schon von ihren Draftlisten gestrichen haben.
"Wenn deine Spieler Fehltritte begehen, musst du sie erziehen. Wir tun diesbezüglich mehr als jeder andere in Amerika", stellt sich Fisher vor seinen Schlüsselspieler.
Eine andere Wahl hat er auch nicht. Schließlich kassiert der ehemalige Quarterback seine 4,1 Millionen Dollar Jahresgehalt nicht für seine Fähigkeiten als Pädagoge. Er soll Football-Spiele gewinnen.
Der Wettbewerb unter den besten College-Teams um millionenschwere TV-Deals und Sponsoren ist so brutal, dass beim Kampf um die besten Spieler jedes Mittel recht ist.
Ausgehöhltes Regelwerk
Zwar hat die NCAA klare Bestimmungen, was Zulassung und Vergütung angeht, diese werden aber häufig umgangen, gebeugt oder schlicht ignoriert.
Zwischen 2000 und 2006 arbeitete Fisher als Assistent für die LSU Tigers in der stärksten Conference (SEC), wo teilweise Spieler auflaufen, die nicht einmal vernünftig lesen und schreiben können.
Entsprechend bevorzugt werden die "Goldesel" dann auch behandelt. Sich mit Institutionen wie Stanford oder Notre Dame in Bezug auf akademische Standards und Disziplinierung zu vergleichen, ist sehr fragwürdig - unter der Hand aber auch nicht wirklich angestrebt.
"Ich will die Kommentare von Jameis nicht verharmlosen. Am Ende war für uns ein Spiel die richtige Entscheidung. Wir hoffen, er lernt daraus und beweist in Zukunft besseres Urteilsvermögen", sagt Fisher.
Winston selbst schwieg, zeigte aber in Trikot und Jeans am Spielfeldrand gegen Clemson wenig Zeichen von Reue.
Dafür sprachen seine Teamkollegen. Receiver Rashad Greene pries seine "großartige Persönlichkeit" an. Winston müsse allerdings aufpassen, was er in der Öffentlichkeit tue.
Diese Lektion muss der Bad Boy schleunigst lernen. Eine Football-Uni ist dafür aber nicht zwangsläufig der richtige Ort.