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Transfermarkt: James, Modeste und Costa - Leihgeschäfte in Mode

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Transfermarkt: James, Modeste und Costa - Leihgeschäfte in Mode

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James, Modeste und Co.: Leihen ist das neue Kaufen

Leihgeschäfte bestimmen aktuell den Transfermarkt. Bei SPORT1 erklären der frühere Sportchef Robin Dutt und Spielerberater Jörg Neubauer die Hintergründe.
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© SPORT1-Grafik: Eugen Zimmermann/ Getty Images/ Picture Alliance
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Erst ausleihen, später kaufen. Dieses Modell scheint in Mode zu sein. Einige der aufsehenerregenden Deals in der aktuell laufenden Transferperiode sind Leihgeschäfte.

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Der FC Bayern hat James Rodriguez von Real Madrid für zwei Jahre mit anschließender Kaufoption ausgeliehen und Douglas Costa wurde für die kommende Spielzeit an Juventus Turin verliehen. Auch Renato Sanches könnte noch an den AC Milan ausgeliehen werden.

Der 1. FC Köln hat Anthony Modeste nach monatelangen Spekulationen letztlich doch an Tianjin Quanjian abgegeben. Die Chinesen leihen den Torjäger für zwei Jahre aus und müssen ihn anschließend fest verpflichten.

Bei SPORT1 erklären die Experten Robin Dutt und Jörg Neubauer, was hinter den Leihgeschäften steckt und welche die Vorteile sind.

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- Warum werden Leihgeschäfte getätigt?

"Leihgeschäfte gab es schon immer im Fußball. Das Ausleihen mit Kaufoption ist schon seit vielen Jahren fest am Markt etabliert", sagt Dutt.

Dutt war Trainer (u.a. Bayer Leverkusen und Werder Bremen) und Sportdirektor (DFB und VfB Stuttgart), hat beide Seiten erlebt. "Ein klassisches Leihgeschäft war beispielsweise, jungen Spielern in anderen Vereinen Spielpraxis zu geben. Ein weiteres Motiv ist es, einen Spieler, mit dem man sportlich nicht mehr plant, den aber auch kein anderer Klub sofort kaufen möchte, durch ein Leihgeschäft ins Schaufenster zu stellen", erklärt der 52-Jährige.

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"Oft werden auch Spieler als Übergangsverstärkung so lange ausgeliehen, bis entweder ein eigenes Talent so weit ist oder ein verletzter Spieler wieder rehabilitiert ist", ergänzt Dutt.

 - Welche Leihmodelle gibt es?

Neben der Leihe mit Kaufoption gibt es noch weitere Modelle. So kann eine Kaufoption zur Kaufpflicht werden, wenn ein Profi eine vereinbarte Anzahl von Spielen absolviert.

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Mittlerweile gibt es vermehrt Rückkaufklauseln, was den Transfer eines Spielers mehr oder weniger zu einer Leihe umfunktioniert.

Es gibt auch Verträge mit einer generellen Kaufpflicht - was im Grunde nichts anderes als eine Ratenzahlung bedeutet. Dieses Modell trifft im Fall Modeste zu.

 - Warum Ausleihe mit fester Kaufoption?

Bei einem Leihgeschäft mit verpflichtender Kaufoption "handelt es sich eher um ein betriebswirtschaftliches Konstrukt, welches speziell auf den chinesischen Markt, sprich den aufnehmenden Verein, zugeschnitten ist", erklärt Dutt. 

"Modeste ist sozusagen ein Leihkauf. So wie man bei einem Haus einen Mietkauf macht", veranschaulicht Spielerberater Jörg Neubauer den Wechsel des Kölners.

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Schumacher tritt gegen Modeste nach

Neubauer ist seit vielen Jahren ein Profi auf dem Transfermarkt. Zu seinen Klienten gehören unter anderem die Nationalspieler Sami Khedira, Kevin Trapp und Leon Goretzka.

"In zwei Jahren ist nicht mehr die Frage, ob die Chinesen Modeste nehmen oder nicht, sondern da müssen sie ihn bezahlen", stellt Neubauer fest. "Das hängt sicher mit den neuen Transfergesetzen in China zusammen", vermutet der Berater.

Hintergrund: Die chinesischen Klubs müssen bei einem Transfer einen Solidarbeitrag in gleicher Höhe der Ablösesumme an den Verband leisten. Quanjian leiht Modeste für zwei Jahre und einer Gebühr von sechs Millionen Euro aus, erst danach zahlen die Chinesen die restlichen 29 Millionen Ablöse.

- Welchen Vorteil haben Leihgeschäfte?

Der von Werder Bremen verpflichtete Serge Gnabry wurde von den Bayern nach Hoffenheim weiter verliehen. Von einer Kaufoption war aber nie die Rede. Der U21-Europameister soll nur ein Jahr beim Europacup-Teilnehmer "geparkt" werden - für angeblich zwei Millionen Euro.

"Das ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten", sagt Hoffenheims Sportdirektor Alexander Rosen: "Die Bayern bekommen hoffentlich einen top-ausgebildeten Spieler zurück, uns kann er bei der Mehrfachbelastung ganz entscheidend helfen, und Serge hat jetzt bei der TSG doch größere Einsatzchancen als beim FC Bayern."

Bei Leihgeschäften mit Kaufoption ist es etwas anders. Sie kommen zustande, "wenn der aufnehmende Verein den Spieler zunächst in einer Saison überprüfen möchte", sagt Dutt. So geschehen bei James und Costa.

"James und Costa waren bei Real und Bayern keine Stammspieler, also versucht man bei den neuen Klubs das Risiko zu minimieren", sagt Neubauer. "Bei einer einfachen Kaufoption nach zwei Jahren Leihe hat der FC Bayern fast alles richtig gemacht", lobt Dutt den Deal.

Die Münchner haben in James "einen Topspieler verpflichtet, der die Mannschaft mit großer Wahrscheinlichkeit sportlich verstärkt. "Die Leihsumme werde "in diesem Fall aber vermutlich auch nicht niedrig sein, so dass es am Ende auch für Real Madrid ein gutes Geschäft ist", glaubt Dutt. 

Zehn Millionen Euro soll die Leihgebühr für zwei Jahre betragen, die Kaufoption soll bei 35,2 Millionen Euro liegen. Real zahlte für James vor drei Jahren noch 75 Millionen Euro an den AS Monaco. Das Geschäft könnte am Ende für die Bayern besser sein als für die Madrilenen.

Für absolute Leistungsträger kommt das Leihmodell in Dutts Augen nicht infrage. "Bei Spielern der Kategorie Ronaldo machst du keine Leihe mit Kaufoption", meint er schmunzelnd.

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- Ist Ausleihen der neue Trend?

Für Neubauer zeichnet sich "kein neuer Trend" ab, Dutt sieht in der aktuellen Entwicklung etwas Positives. "Bei dem ganzen vielen Geld, das unterwegs ist, finde ich es wohltuend, dass deutsche Vereine wie der FC Bayern versuchen, sehr bewusst mit dieser Art von Transfers umzugehen. Auch bei der Leihe von Costa nach Turin wird die Leihsumme relativ hoch sein, so dass Bayern keinen Nachteil hat."

Fazit: "Die Klubs werden weiter versuchen, bei hohen Ablösesummen eine Leihe mit Kaufoption zu überprüfen, weil dieses Modell dem aufnehmenden Verein eine zusätzliche Sicherheit bietet", erklärt Dutt.