Bei der Tour de France verschwand Alberto Contador deprimiert und schwer verletzt im Nebel der Vogesen, nur knapp zwei Monate danach ist der spanische Radprofi bei der 69. Vuelta strahlend wieder aufgetaucht.
Contadors verblüffendes Comeback
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Als Gesamtführender geht Contador in die letzten Renntage und ist bislang so überzeugend geklettert, als hätte es den Schienbeinbruch unterhalb seines rechten Knies nie gegeben.
Contador warnt vor Leichtsinn
Von seinem dritten Vuelta-Triumph sieht sich der 31-Jährige gleichwohl noch weit entfernt, trotz eines inzwischen recht komfortablen Polsters von 1:36 Minuten auf Landsmann Alejandro Valverde und 1:39 Minuten auf den Briten Christopher Froome.
"Jeder kann einen schlechten Tag erwischen", sagte Contador. Die bisherigen Eindrücke lassen aber daran zweifeln, dass gerade ihn bis zum Sonntag ein solcher Schwächeeinbruch trifft.
Rolle rückwärts bei der Vuelta
Noch am 23. Juli hatte Contador einen Start bei der Vuelta ausgeschlossen und sich etwas enttäuscht über den Heilungsverlauf seiner Verletzung gezeigt.
Da war sein verhängnisvoller Hochgeschwindigkeits-Sturz in einer Abfahrt bei der Tour gerade einmal neun Tage her. Nichts sah nach einem schnellen und vor allem so erfolgreichen Comeback aus.
Er habe keine Ahnung, wann er wieder aufs Rad steigen könne, ließ Contador via Twitter wissen.
Nach außen pessimistisch
Anfang August, teilte er später mit, habe die Verletzung dann ein regelmäßiges Training wieder zugelassen. Und zwei Wochen danach sah sich Contador vollkommen überraschend sogar doch in der Lage, die Spanien-Rundfahrt aufzunehmen.
Er habe tags zuvor erstmals ohne Schmerzen einen Berg bewältigen können, erklärte er.
Seine Ambitionen spielte der zweimalige Tour-de-France-Sieger zu diesem Zeitpunkt aber herunter. "Ich denke, ich bin nicht in der Lage, um den Gesamtsieg zu kämpfen."
"Habe noch Energie in mir"
Doch bereits die ersten schwierigen Anstiege zeigten, dass "El Pistolero" sehr wohl in der nötigen Verfassung ist.
Auch wenn Contador hin und wieder kleinere Probleme hatte und außerdem vom Ausscheiden des Kolumbianers Nairo Quintana profitierte, er verlor nie den Kontakt zur Spitze und holte sich bei Tony Martins Erfolg im Zeitfahren der zehnten Etappe das Rote Führungstrikot.
Und am Montag schließlich entschied Contador die Königsetappe vor Froome für sich.
"Die Vuelta ist noch nicht gewonnen, aber es war ein wichtiger Schritt, und ich habe noch Energie in mir", sagte er.
Vuelta als Risiko
Seine rasche Genesung führt Contador auf die Arbeit der Physiotherapeuten und Ärzte zurück.
Sein rechtes Knie wird nach wie vor jeden Tag gepflegt und für die Rennen mit speziellen Verbänden stabilisiert.
Die Vuelta-Teilnahme bezeichnete er als "Risiko. Eigentlich wäre es besser gewesen, zu Hause zu bleiben und über das kommende Jahr nachzudenken."
Er hoffte, der Start werde keine negativen Auswirkungen auf seine Gesundheit haben. Mittlerweile dürften ganz andere Gedanken überwiegen. Reserven für den Gesamtsieg sind wohl da.