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Windsurfen: Toni Wilhelm vor Olympia 2016 in Rio im SPORT1-Interview

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Windsurfen: Toni Wilhelm vor Olympia 2016 in Rio im SPORT1-Interview

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Rio: Zustand der Gewässer "katastrophal"

Toni Wilhelm kämpft vor Olympia vor allem mit den Bedingungen in Rio. Bei SPORT1 spricht er über die Wasserqualität, seine Chancen und die Faszination Windsurfen.
Toni Wilhelm
Toni Wilhelm
© STG/Lars Wehrmann
Stefan Junold
Stefan Junold

Leichenteile, Unmengen an Müll und schwer berechenbare Strömungen: Die deutschen Segler erwarten bei den Wettbewerben der Olympischen Spiele in Rio außergewöhnliche Herausforderungen.

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Zuletzt sorgten die Wettkampfstätten für Schlagzeilen, weil die Startrampen in der Marina da Gloria von Winden und Wellen beschädigt und teilweise zum Einsturz gebracht wurden.

Eine Woche bleibt den Organisatoren noch bis zum Start der Segelwettbewerbe am kommenden Montag - dann beginnen die Olympischen Spiele auch für den deutschen Windsurfer Toni Wilhelm. Nach seinem vierten Platz im RS:X-Wettbewerb 2012 in London zählt er zu den großen Hoffnungen auf eine Medaille.

Im SPORT1-Interview erklärt der 33-Jährige, welche Chancen er sich ausrechnet, wie er mit den widrigen Begleitumständen umgeht, und welche Rolle dabei Desinfektionsmittel spielen.

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SPORT1: Herr Wilhelm, Segel-Bundestrainer David Howlett hat vor den Strömungen in den Gewässern vor Rio gewarnt. Wie schätzen Sie diese und die Windverhältnisse am Surfspot ein?

Toni Wilhelm: Es ist mit das komplexeste Revier, auf dem ich bisher gesurft bin, nicht nur auf Grund der Strömungen, sondern auch wegen der drehenden Winde. Das Hinterland von Rio und die vorgelagerten Inseln sind sehr bergig und haben einen enormen Einfluss auf den Wind, der um die Erhöhungen herumdreht. Dann kommen die komplexen Strömungsverhältnisse noch erschwerend hinzu. Deshalb haben wir auch versucht, sehr viel Zeit dort zu verbringen.

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SPORT1: Sind die Bedingungen gefährlich oder noch gut kontrollierbar?

Wilhelm: Gefährlich ist es nicht, aber es beeinflusst unsere Fahrten enorm. Die Strömungen sind so stark, dass man gewisse Teile des Reviers meidet, weil man dort einfach nicht entlangfahren kann. Dafür haben wir ordentliche Tools, die uns auf dem Tablet zeigen, wo die Strömungen verlaufen und wie stark sie sind. Wir Deutschen sind natürlich in Revieren aufgewachsen, wo es kaum Strömungen gibt. Deshalb ist das Gespür nicht so vorhanden wie bei Fahrern anderer Nationen.

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SPORT1: Auch das Thema Wasserqualität kam im Vorfeld der Spiele immer wieder zur Sprache. Neben Unmengen von Müll wurden wohl auch Leichenteile angeschwemmt. Wie gehen Sie mit dieser Problematik um? 

Wilhelm: Was brutal nervt, ist die Müllsituation im Wasser. Wir hatten Trainingstage, an denen man keine 100 Meter geradeaus fahren konnte, ohne sich mit der Finne etwas einzufangen. Das ist katastrophal. Wenn sie das Müllproblem während der Spiele nicht in den Griff bekommen, wäre das eine Katastrophe. Wenn man dadurch eine Medaille verlieren würde, macht das alles keinen Sinn. Beim Testevent im vergangenen Jahr haben sie es hinbekommen - ich denke, dass sie es auch während der Spiele wieder hinbekommen werden.

SPORT1: Treffen Sie selbst irgendwelche besonderen Maßnahmen?

Wilhelm: Die einzige Maßnahme, die ich getroffen habe, ist, dass ich mich nach jeder Einheit mit einem desinfizierenden Waschmittel wasche, um einem gewissen Risiko aus dem Weg zu gehen. Ich versuche, das Problem auszublenden und mit der Situation umzugehen.

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SPORT1: Allgemein haben Rio und Brasilien im Olympia-Jahr mit massiven Problemen zu kämpfen. Zika-Virus, Sicherheit, Proteste und Armut sind die Stichworte. Inwieweit setzen Sie sich mit diesen Themen auseinander - und haben Sie an einen Startverzicht gedacht?

Wilhelm: Ich habe nicht an einen Startverzicht gedacht. Zika ist natürlich ein Problem, aber das ist im brasilianischen Winter relativ stark eingedämmt. Wir waren drei Wochen da, ich habe kaum Mücken gesehen und hatte keine Stiche. Natürlich sind Armut und Kriminalität problematisch, aber das kann ich leider nicht lösen. Es sind Sachen, die schade sind, die nicht gut verlaufen.

SPORT1: Kommen wir zu erfreulicheren Dingen. Sie haben in einem Interview das Ziel Medaille formuliert. Stehen Sie nach wie vor zu dieser Zielsetzung? Hat Ihr Weltcup-Sieg in England Ihre Hoffnungen vergrößert?

Wilhelm: Vergrößert nicht, aber er hat noch einmal einen Schub gegeben. Es waren nicht alle dort, weil viele zu dieser Zeit in Brasilien trainiert haben. Aber es waren unheimlich starke Leute da, darunter auch zwei Chinesen, von denen einer den olympischen Testwettbewerb gewonnen hatte und Vizeweltmeister geworden ist. Der andere war Vierter bei der Weltmeisterschaft. Das zeigt mir, dass ich auf einem guten Weg und in der Lage bin, bei allen Bedingungen vorne mitzufahren. Das Ziel ist eine Medaille.

SPORT1: Der Olympiasieger wird beim Windsurfen in 13 Rennen ermittelt. Wie beurteilen Sie den Modus der Medaillenvergabe?

Wilhelm: Diesen Modus haben wir die letzten Jahre immer benutzt. Es ist ein guter und fairer Modus. Wer nach 13 Rennen bei derart komplexen und hoffentlich wechselnden Bedingungen die Nase vorne hat, ist wirklich ein verdienter und würdiger Olympiasieger.

SPORT1: Würden Sie es als sinnvoll erachten, andere Disziplinen wie Waveriding oder Freestyle bei Olympia einzuführen?

Wilhelm: Ich glaube nicht, dass diese Disziplinen dort viel zu suchen haben. Es ist schwierig, die Bedingungen und passende Reviere, die solche Wettbewerbe ermöglichen, bei Olympischen Spielen vorzufinden. Es ist schon gut so, dass das Racing bei Olympia vertreten ist. Es ist sehr athletisch, man muss extrem fit sein. Wir haben Ausdauerwerte, die vergleichbar sind mit denen von Triathleten.

SPORT1: Wie würden Sie dem Laien erklären, was den Reiz der Sportart ausmacht und warum man sich die Olympischen Rennen ansehen sollte?

Wilhelm: Was ich an dem Sport cool finde, ist, dass man den Elementen ausgesetzt ist und mit ihnen spielt. Die Natur ist so unberechenbar. Zu versuchen, da ein System darin zu finden und damit "zu spielen", macht mir unheimlich viel Spaß. Es ist ein sehr taktischer und physisch intensiver Sport. Die schönste Beschreibung ist für mich immer: Windsurfen ist wie Schach spielen mit einem Puls von 180. Das macht es glaube ich auch interessant für den Zuschauer.