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Rache für das 1:7? Brasilien fiebert Olympia-Finale im Fußball entgegen

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Rache für das 1:7? Brasilien fiebert Olympia-Finale im Fußball entgegen

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Brasiliens Auftrag: "Macht ihnen sieben rein"

Brasilien erhofft sich im Olympia-Finale gegen Deutschland Revanche für das bittere 1:7 bei der WM 2014. Dabei wurden Neymar und Co. vor wenigen Tagen noch ausgepfiffen.
Neymar Revanche Brazil.jpg
© Grafik SPORT1 Paul Hänel
Christoph Küppers
Christoph Küppers
von Christoph Küppers

Zeitungsverkäufer Joao schaut ungläubig, als er die Frage hört: Was sei denn heute so das bestimmende Thema in Rio de Janeiros Tagespresse?

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Der Mittfünfziger wirft einen fast schon bemitleidenswerten Blick über den Rand seiner Lesebrille. Dann sagt er in seiner ganz speziellen Englisch-Portugiesisch-Mixtur: "Come on: Futebol!"

Dabei zeigt Joao auf die große Auslage hinter seinem Zeitungstresen mitten in Rios berühmten Innenstadt-Bezirk Copacabana. Und tatsächlich: Von gleich sieben Zeitungen grinsen feiernde Spieler der Selecao, Brasiliens Nationalmannschaft. Überall Fußball, überall gelb-grün, überall Neymar und Co.

Lobeshymnen für Neymar

Fußball ist und bleibt der Sport Nummer eins in Brasilien. Das zeigt sich schon daran, dass das Maracana bei Heimspielen der Selecao eine der wenigen ausverkauften Olympia-Spielstätten ist. Entsprechend im Fokus steht das olympische Fußball-Turnier.

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Am Samstag erwartet der Gastgeber nun im Finale die deutsche Olympia-Elf von Trainer Horst Hrubesch.

So hält Hrubesch die Benders auseinander
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So hält Hrubesch die Benders auseinander

Die Stimmungslage ist klar: Brasilien fiebert dem Match entgegen. Brasilien will olympisches Gold.

Die Zeitungen überschlagen sich nach dem 6:0-Halbfinalerfolg ihrer Mannschaft förmlich in Lobeshymnen. Dass ihre Mannschaft "nur" gegen Honduras gewonnen hat, interessiert sie nicht. Sie schreiben von einem magischen Auftritt. Besondere Lobeshymnen gibt es für die Doppeltorschützen Neymar und Gabriel Jesus.

Stimmung gewandelt

Dabei hätte noch vor wenigen Tagen niemand mit so einer Euphorie gerechnet. Nach zwei drögen 0:0 gegen Südafrika und Irak in der Gruppenphase buhten die Fans ihre Stars noch aus und verabschiedeten sie mit gesenktem Daumen in die Kabine. Die größte Zeitung des Landes, O Globo, titelte nach dem Irak-Spiel nur "Úúúúúúú". Buuuuh!

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Nach Siegen gegen Dänemark, Kolumbien und Honduras - wahrlich keine Fußball-Giganten - hat sich die Tonlage jedoch geändert. Die stolze Fußball-Nation Brasilien kommt wieder mit breiter Brust daher. Deutschland kommt da gerade recht, um das große Ziel, die erste olympische Fußball-Gold-Medaille, im eigenen Land zu erreichen. Und gleichzeitig Revanche zu nehmen für die WM 2014.

Denn ein Stachel sitzt immer noch tief. Auch zwei Jahre nach der Heim-WM 2014 liegt das bittere 1:7 im Halbfinale gegen Deutschland wie ein dunkler Schatten auf der Fußball-Seele des Landes. Noch heute sprechen Brasilianer von einem 1:7, wenn Sachen besonders schlecht laufen. Nun, bei Olympia, riechen sie ihre Chance auf Wiedergutmachung.

"Macht ihnen sieben rein"

Die Spieler wollen sich auf diese Spielchen nicht einlassen. "Wir wollen Gold holen und können uns nicht noch um diese Geschichte kümmern", sagt etwa Renato Augusto. Die Presse sieht das ganz anders. Sie gibt in den Tagen vor dem Spiel den Takt in der Bevölkerung vor. Interessant: Die Zeitungen warnen nicht etwa Brasilien vor Deutschland, sondern Deutschland vor Brasilien.

"Pode vir, Alemanha" - "Ihr könnt kommen, Deutschland!" schreibt die Zeitung Meia Hora. Der Expresso wird noch frecher und überschreibt den Fußball-Artikel mit "Mete 7 neles, Brasil" - Macht ihnen sieben rein, Brasilien! Und die Zeitung Extra aus Rio de Janeiro titelt: "Alemanha, pode esperar!" - Deutschland, warte nur!

Im Halbfinale gegen Honduras riefen 75.000 Zuschauer im Stadion Maracana bereits "O Alemanha, pode esperar, a sua hora vai chegar" - Oh Deutschland, warte nur, deine Zeit wird kommen! Und entsprechend fiebern die Fans dem olympischen Finale entgegen.

Schande aus dem Gedächtnis streichen

"Das wird unsere Revanche für die WM", sagt etwa Andre, ein 24-jähriger Medizinstudent aus Rio: "Wir gewinnen 2:0. Auf geht's, Brasilien!"

Und Tomas, ein junger Familienvater, sagt: "Wir stecken in der Krise. Es würde uns gut tun, ein bisschen Glück zu bekommen. Und eine Gold-Medaille im Fußball mit einem Sieg über Deutschland könnte das bringen." Eine Gruppe junger Mädchen kennt dagegen nur ein Erfolgsrezept: "Neymaaaar" brüllen sie, "Neymar wird es richten. Dieses Mal gewinnen wir 7:1."

Dass beide Turniere, also WM und Olympia, nur schwer miteinander zu vergleichen sind, blenden viele Brasilianer übrigens vollends aus.

Joao, der Zeitungsverkäufer, hat dafür eine ganz einfache Erklärung: "Das 1:7 bei der WM war eine Schande für uns. Viele wollen es mit einem Sieg über Deutschland aus dem Gedächtnis streichen."