Noch ein Titel fehlt Tobias Reichmann, um der aktuell erfolgreichste Handballer auf dem Planeten zu werden.
Reichmanns Traum vom einmaligen Triple
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Sollte sich die deutsche Nationalmannschaft bei den Spielen in Rio de Janeiro den Olympiasieg schnappen, wäre der sprunggewaltige Rechtsaußen nach dem Sensationstriumph der DHB-Auswahl bei der EM im Frühjahr und dem dramatischen Erfolg in der Champions League mit seinem polnischen Klub Kielce endgültig im Handball-Himmel. Und hätte damit bislang Einmaliges erreicht. (Der Zeitplan der Olympischen Spiele zum Ausdrucken)
Im SPORT1-Interview spricht Reichmann über den Traum vom nächsten Gold, das Geheimnis seiner Sprungkraft und Entdeckerin Anett Sattler.
SPORT1: Herr Reichmann, Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat gesagt, dass die Verdienste der Vergangenheit nichts mehr zählen. Bei der EM waren Sie bester deutscher Werfer mit überragender Quote. Wie schwer ist es, sich davon zu lösen?
Tobias Reichmann: Jeder weiß, dass das, was man gewonnen hat, auch schnell wieder Vergangenheit ist. Nach der EM hatte jeder auch direkt wieder ein neues Ziel, das große Ziel bei Olympia dabei zu sein. Dieser Traum wird nun wahr.
SPORT1: Ganz 2016 war bislang traumhaft für Sie mit dem EM-Titel und dann dem Champions-League-Sieg. Wäre Olympia-Gold jetzt die Krönung?
Reichmann: Auf jeden Fall. Es gibt keinen größeren Titel zu gewinnen als Olympia. Wir sind gut vorbereitet und fahren mit einer starken Mannschaft hin. Es wird vielleicht auch die eine oder andere Überraschung geben. Aber wir wollen und können oben mitspielen. (Der Zeitplan der olympischen Handball-Turniere)
SPORT1: Dabei sein ist also doch nicht alles?
Reichmann: Nein, natürlich nicht. Das Ziel ist immer eine Medaille, wenn man irgendwo hinfährt. Das ist auch unser Anspruch als Europameister.
SPORT1: Bei Ihnen ging es steil bergauf zuletzt. Machen Sie irgendetwas bewusst anders als zuvor?
Reichmann: Ich spiele jetzt im Ausland. Das hat mich vom Spielerischen und vom Selbstbewusstsein her weitergebracht. Deswegen bereue ich den Schritt nicht, nach Polen gegangen zu sein.
SPORT1: Zumal der Champions-League-Titel dabei heraussprang. War das Finale das dramatischste Spiel, das Sie je mitgemacht haben?
Reichmann: Das war einmalig. Es gab zwar schon einige Spiele beim Final Four in Köln, in denen eine Mannschaft mit sechs bis sieben Toren geführt hat und dann wurde das noch gedreht. Jetzt waren es neun Tore Rückstand in einer Viertelstunde. Das wird es in der Form nicht noch einmal geben.
SPORT1: Europameister, Champions-League- und Olympiasieger auf einmal – wissen Sie, ob es das im Handball schon einmal gegeben hat?
Reichmann(lacht): Ich glaube nicht. Aber Ende August werden wir schlauer sein.
SPORT1: Das gab es tatsächlich noch nie. Zu Ihrer Spielweise: Auffällig ist die enorme Sprungkraft. Was ist das Geheimnis dahinter?
Reichmann: Jeden Tag Mais essen. Ich rede mir ein, dass es hilft und das klappt ganz gut. Und ein bisschen trainieren natürlich.
SPORT1: Es heißt, SPORT1-Moderatorin Anett Sattler habe Sie entdeckt. Wie war es wirklich?
Reichmann: Sie hat mich tatsächlich ein paar Mal in Rangsdorf trainiert, wo ich damals als Kind mit dem Handball begonnen habe. Das wurde dann natürlich gerne aufgegriffen. Aber es stimmt: Bei ihr hatte ich meine ersten Trainingseinheiten.