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Die Brüder-Flügelzange mit der Gänsehaut-Geschichte

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Die Brüder-Flügelzange mit der Gänsehaut-Geschichte

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„Wie in einem Film“

Sie laufen zusammen für Athletic auf und sind die Gesichter der Mannschaft: Inaki und Nico Williams. Die Williams-Brüder schreiben eine ergreifende Geschichte - geprägt von Armut, Flucht und harter Arbeit.
Iñaki und Nico Williams spielen erfolgreich zusammen für den Athletic Club aus Bilbao
Iñaki und Nico Williams spielen erfolgreich zusammen für den Athletic Club aus Bilbao
© IMAGO/Ricardo Larreina Amador
Alexander Kortan
Alexander Kortan

Sie bilden die Brüder-Flügelzange beim Athletic Club aus Bilbao und greifen am Samstag im Finale der Copa del Rey gegen Mallorca (22 Uhr im LIVETICKER) nach dem ersten großen Titel seit 40 Jahren- aber der Weg von Inaki und Nico Williams an die Spitze des Profifußballs war alles andere als einfach.

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Im April 2021 stand das Duo mit ghanaischen Wurzeln erstmals zusammen auf dem Platz. Zuvor arbeiteten sich die Brüder aus der Jugend der Basken hoch in die erste Mannschaft. Der heute 29-jährige Inaki bestritt bereits über 300 Spiele für die Rot-Weißen.

Flucht mit ungeborenem Inaki durch die Sahara

Begonnen hat die besondere Geschichte der Williams-Brüder weit weg von Bilbao. Anfang der 90er-Jahre machten sich ihre Eltern Maria und Félix aus Accra auf den Weg nach Spanien. Im Bauch schon mit dabei: Inaki.

Das Paar durchquerte die Sahara bis zur spanischen Exklave Melilla. Teile der Reise bestritten sie barfuß, worunter Vater Félix noch heute leidet. Auf ihrem Weg quer durch Afrika waren sie lange ohne Wasser oder jegliche Nahrung - und dennoch haben sie es geschafft.

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Über den Grenzzaun geklettert und in Melilla angekommen, wurden sie zunächst festgenommen. Aus der Haft half Ihnen eine kleine Lüge: Sie erzählten der Guardia Civil, sie kämen aus Liberia und konnten so politisches Asyl beantragen.

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Als Kriegsflüchtlinge wurden sie dann nach Bilbao geschickt. Das Paar war zwar endlich in Spanien angekommen, stand aber vor weiteren Hürden.

„Es ist wie in einem Film“

Inaki selbst zeigte sich im Gespräch mit dem Guardian einst beeindruckt von der Flucht seiner Eltern: „Das zu hören, hinterlässt einen tiefen Eindruck. Beeindruckend. Es ist wie in einem Film und meine Eltern haben es gelebt.“ Er erfuhr von ihrer Flucht aus Ghana erst, als er schon Profifußballer war.

Seinen Namen erhielt Inaki wegen eines Geistlichen: Priester Inaki Mardones erleichterte Familie Williams den Neustart im Baskenland und wurde später sogar Patenonkel des kleinen Inaki. Er übernahm auch die Vormundschaft für die Williams-Brüder.

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Die Familie zog nach Pamplona um, wo im Jahr 2002 Nico Williams geboren wurde. Sie lebten in einer Sozialwohnung und die Eltern hangelten sich von Job zu Job.

Unter anderem eine Anstellung an der Stamford Bridge führte Vater Félix für einige Jahre nach London. Währenddessen half Inaki seiner Mutter dabei, seinen acht Jahre jüngeren Bruder großzuziehen.

Die Familie litt trotz harter Arbeit unter Armut, bekam Kleidung von der Kirche. Dabei schufteten nicht nur Maria und Félix viel und hart - auch Inaki half als Schiedsrichter aus und trug so zu weiterem Einkommen bei.

Inaki Williams: Vaterfigur für kleinen Bruder Nico

Das alles änderte sich dann aber, als Inaki Williams bei Bilbao so richtig durchstartete: 2013 gab er sein Debüt für die Reserve in der 3. Liga Spaniens, am 6. Dezember 2014 spielte er dann erstmals in La Liga.

„Es war nicht nur das Debüt selbst […] Es bedeutete, meinen Vater aus London zurückzubringen, meine Familie nach zehn Jahren wieder zu vereinen“, blickte Williams einst zurück. Durch sein Debüt für den Athletic Club und die darauffolgenden Einsätze war die Familie endlich finanziell abgesichert.

Lange war Inaki außerdem auch eine Vaterfigur für Nico. Aber mit dem sportlichen Erfolg des älteren Bruders konnte Papa Félix aus London zurückkehren und Nico hatte wieder beide Elternteile daheim. Das brachte dem Jungen die Stabilität, die er brauchte.

Denn auch Nico Williams legte eine beeindruckende Entwicklung hin und machte es dem großen Bruder nach: Auf seinen ersten Einsatz 2021 folgten bisher fast 100 Spiele für Bilbao.

Bei Athletic ist die Flügelzange seither fest in Williams-Hand: Routinier Inaki (11 Saisontore, 5 Vorlagen) kommt über rechts, der acht Jahre jüngere Nico (6 Treffer, 13 Assists) wirbelt links.

Ein Pionier aus Ghana im Baskenland

Die Karriere von Inaki ist auch unter einem anderen Aspekt beeindruckend: Zwar ist der Stürmer nicht der erste Spieler afrikanischer Herkunft beim Athletic Club, er ist aber der Erste, der sich etablieren konnte.

Die besondere Vereinspolitik der Basken macht das eigentlich so gut wie unmöglich. Denn die Regel in Bilbao ist, dass nur Spieler, die im Baskenland geboren oder aufgewachsen sind, für den Verein auflaufen dürfen.

Weil der kleine Inaki zwar die Flucht seiner Eltern als Ungeborener erlebte, aber eben erst am 15. Juni 1994 in Bilbao das Licht der Welt erblickte, stand ihm die Tür zu Ahtletic offen - und er ist dort sogar jetzt schon eine Legende und Rekordhalter.

Vom 16. April bis zum 22. Januar 2023 verpasste er kein einziges Ligaspiel seines Klubs! Nach 251 Partien in Serie bremste ihn eine Muskelverletzung aus.

Im Klub vereint und im Land getrennt

Nicht nur auf Klub-Ebene stellen die Williams-Brüder ihr Talent unter Beweis - und so viel sie auch vereint, in Sachen Nationalmannschaft gehen sie getrennte Wege: Während sie beide die spanischen Jugendmannschaften durchliefen, spielen sie heute für unterschiedliche Nationen.

2022 wechselte Inaki zur ghanaischen Nationalmannschaft. Seine Entscheidung begründete er damals über Twitter: „Der Moment ist gekommen, um meinen verinnerlichten Ursprung in Ghana wiederzufinden. Eine neue Aufgabe wird für mich beginnen, ich werde das ghanaische Trikot verteidigen und repräsentieren. Ich werde alles geben und von nun an ein Black Star sein.“

Nico Williams wiederum gab im September 2022 sein Debüt für die Selección und darf darauf offen, auch bei der EM 2024 in Deutschland in der spanischen Auswahl zu stehen.