Halbzeit in der Formel 1 und es könnte kaum spannender sein: Nach zehn von 20 Rennen liegt Sebastian Vettel nur noch einen Punkt vor Silverstone-Sieger Lewis Hamilton.
Vettel, Hamilton oder Bottas? Der F1-Titelcheck
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Doch während seit Wochen alle nur von einem Zweikampf um den WM-Titel reden, schleicht sich in Valtteri Bottas auf leisen Sohlen ein dritter Pilot an.
SPORT1 analysiert die Form der drei Titelkandidaten und wagt eine Prognose.
- Sebastian Vettel (Ferrari), 177 Punkte
Vier Rennen in Folge ohne Sieg und dabei nur ein zweiter Platz - die Formkurve bei Ferrari und Sebastian Vettel zeigt klar nach unten.
Besonders beim jüngsten Rennen in Silverstone war man das komplette Wochenende chancenlos gegen Mercedes. Inzwischen befürchten daher selbst die italienischen Medien eine Kehrtwende im Titelkampf.
Laut Vettel liegt das Problem bei Ferrari vor allem am Samstag. "Es stimmt, dass Mercedes bei den vergangenen Rennen etwas stärker war. Das Qualifying macht aber den großen Unterschied", sagte der Ferrari-Pilot.
Vettel und Ferrari werden alles daran setzen, um im Qualifying Schritt zu halten, wenn Mercedes in Q3 den Motor aufdreht. "Wir müssen am Samstag einen Schritt nach vorne machen, dann sieht auch der Sonntag anders aus", ist sich Vettel sicher.
Die kleine Schwächephase von Ferrari ist zudem wohl den Hochgeschwindigkeitskursen in Kanada, Aserbaidschan, Österreich und Großbritannien geschuldet, die Mercedes begünstigt haben.
SPORT1-Kolumnist Nico Hülkenberg ist deshalb überzeugt, dass Ferrari in Budapest zurückschlagen wird. "Mein Gefühl sagt immer noch, dass Ferrari und Vettel die besten Chancen haben", meint der Renault-Pilot mit Blick auf das Titelrennen.
SPORT1-Prognose: Titelchance 40 Prozent
- Lewis Hamilton (Mercedes), 176 Punkte
Wie Bayern-Präsident Uli Hoeneß einst schon zu sagen pflegte: "The Trend is your friend" - und dieser ist aktuell klar aufseiten von Mercedes. So siegten bei drei der letzten vier Rennen die Silberpfeile.
Lewis Hamilton triumphierte dabei zweimal - und wären in Baku das Pech mit der Kopfstütze und in Spielberg der Getriebewechsel nicht gewesen, wäre der Brite wahrscheinlich sogar viermal siegreich gewesen.
Gerade auf seiner Heimstrecke in Silverstone war Hamiltons Dominanz nahezu erdrückend - und das erstmals nicht nur im Qualifying. Hamiltons schnellste Rennrunde war fast eine Sekunde schneller als die der Ferrari.
"Mit viel Arbeit und Analysen haben wir es bei den vergangenen zwei, drei Rennen geschafft, uns zu verbessern. Wir sind froh, dass uns das vor der Saisonhalbzeit gelungen ist", sagte Hamilton.
Zweifelsohne hängt das Hoch bei Mercedes auch mit den jüngsten Highspeed-Kursen zusammen. Doch dies ist nicht der einzige Grund: Die Silberpfeile haben gerade in Sachen Setup einen großen Schritt nach vorne gemacht.
Denn das schnellste Auto hatte Mercedes auch schon zu Saisonbeginn. Doch in Sachen Setup reagierte der F1 W08 unberechenbar, weshalb kleine Änderungen oft ungewollte Auswirkungen hatten.
So konnte Mercedes anders als Ferrari nicht auf allen Strecken das volle Potenzial des Autos ausschöpfen. Auf der vermeintlichen Ferrari-Strecke in Budapest wird sich zeigen, ob Mercedes dieses Problem gelöst hat.
SPORT1-Prognose: Titelchance 50 Prozent
- Valtteri Bottas (Mercedes), 154 Punkte
Die ganze Welt blickt gebannt auf den Zweikampf zwischen Vettel und Hamilton. Doch im Schatten des Briten hat sich sein Teamkollege Valtteri Bottas zum echten Titelaspiranten gemausert.
Ein Sieg und drei zweite Plätze - kein Fahrer hat in den letzten vier Rennen mehr Punkte geholt als Bottas. Dabei war der Finne zu Saisonbeginn noch als Hamiltons Wasserträger abgestempelt worden. Doch bereits nach seinem Sieg in Sotschi stellte Bottas klar: "Ich will Weltmeister werden."
Nun liegt er sogar nur noch 23 Punkte hinter WM-Leader Vettel. Sollten Vettel und Hamilton sich in Budapest ins Auto fahren, könnte Bottas sogar als Führender in die Sommerpause gehen.
Zwar sind ihm Vettel und Hamilton in Sachen reiner Speed noch einen Tick voraus - doch sollten die beiden ihren vermeintlichen Zweikampf zu verbissen führen und patzen, könnte Bottas der lachende Dritte sein.
Hamilton scheint sich der drohenden Gefahr jedenfalls noch nicht bewusst zu sein. So fragte er in Silverstone nach seinem Stopp sogar via Funk, ob er Bottas ziehen solle und welche Rundenzeiten dieser denn bräuchte.
Unvorstellbar, dass Hamilton so etwas mit einem Fahrer machen würde, den er für einen gefährlichen WM-Rivalen halten würde.
SPORT1-Prognose: Titelchance 10 Prozent