Am Mittwochabend überraschte die Formel 1 mit einer erneuten Modifikation der Regularien. Verschiedene Neuerungen treten ab der Saison 2018 in Kraft, sollte der Weltrat der FIA kein Veto einlegen - wovon auszugehen ist.
Die nächste Regel-Revolution - und ihre Folgen
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Somit werden Konzepte über den Haufen geworfen, die eigentlich bereits beschlossene Sache waren. Auch gegen möglichen Betrug wird präventiv vorgegangen. Zudem gibt es im Rennablauf ein neues Detail.
SPORT1 gibt einen Überblick über die wichtigsten Änderungen und beleuchtet die Hintergründe.
- Nein zum "Heiligenschein"
Lewis Hamilton hat es als "hässlichste Änderung der Formel-1-Geschichte" bezeichnet: Das angedachte Halo - aus dem Englischen mit Heiligenschein zu übersetzen - sollte zum Schutz der Fahrer beitragen.
Es war geplant, das Cockpit mit einer Haube komplett abzudecken, um die Piloten vor dem Einschlag anfliegender Teile zu bewahren. Doch da Hamilton nicht der einzige war, der sich aus optischen Gründen gegen die Einführung des Halo aussprach, haben Kommission und Strategiegruppe der Königsklasse, deren Treffen erstmals auch der neue Boss Chase Carey beiwohnte, das sogenannte "Shield" beschlossen.
Bei der neuen Vorrichtung handelt es sich um eine Scheibe aus PVC, die jedoch deutlich weniger Schutzfläche bietet. Die Formel 1 hat sich also auf einen Kompromiss eingelassen: bessere Optik zu Lasten von Sicherheit.
Aber auch das Shield hat nicht nur Befürworter. "Es ist noch schlimmer als Halo, weil wir überhaupt nichts sehen können. Es wird schmutzig werden", gab etwa Daniil Kwjat die Meinung eines Teils des Fahrerfeldes wieder. Insbesondere bei Regen könnte die Sichtproblematik ein Thema werden. Entsprechende Tests sollen im Laufe der Saison für Aufklärung sorgen.
- Heckflossen haben ausgedient
Ein wahres Hin und Her gibt es bei den Heckflossen, die nach der Saison 2010 verboten wurden. Später sind sie wieder erlaubt, doch nicht mehr installiert worden.
Zur aktuellen Saison dann die überraschende Neuerung: Die meisten Teams präsentierten ihre Boliden mit der nach oben spitz zulaufenden Motorabdeckung, die in ihrer Optik einer Haifischflosse ähnelt.
Red Bull hatte diese der Aerodynamik zuträglichen Modifikation bereits vermutet und wollte sie vor der Saison schon verbieten, scheiterte jedoch am Widerspruch der anderen Teams. Nun - nachdem sich auch die Fans kritisch geäußert haben - scheinen sich alle darauf geeinigt zu haben, dass die Flosse die Optik der Autos verunstaltet.
Jedenfalls soll sie ab 2018 verboten werden. Gleiches gilt für die T-Flügel.
- Öl-Prävention
Vor Beginn der laufenden Saison machten Betrugsvorwürfe gegen Mercedes die Runde. Die Silberpfeile sollen die Leistung ihrer Motoren während der Qualifyings 2016 erhöht haben, indem sie dem Benzin verbotenerweise eine bestimmte Menge an Öl zusetzten.
Zwar ist die Verwendung von Öl im Tank nicht grundsätzlich untersagt, einer Mitteilung der FIA zu Folge hat Öl an einem Rennwochenende im Benzin jedoch "nichts zu suchen". Um weiteren Betrugsversuchen und Unklarheiten vorzubeugen, wollen die Regelhüter zukünftig Messungen durchführen.
- Kleine Teams gestärkt
Die Formel-1-Strategiegruppe bestand bis dato aus Vertretern der großen Teams. Ferrari, Mercedes, Williams, McLaren und Force India haben an den Meetings teilgenommen.
In Zukunft soll es auch Vertretern der anderen Rennställe möglich sein, den Sitzungen als "Beobachter" beizuwohnen. Diese Maßnahme wurde getroffen, um die Transparenz zu erhöhen. Ein Entscheidungsrecht bekommen die Teams jedoch nicht eingeräumt.
- Fahrernamen auf den Autos
Nach dem Vorbild der IndyCar-Serie (LIVE im TV auf SPORT1 US) sollen bereits ab dem Großen Preis von Spanien Mitte Mai die Namen der Fahrer auf den Autos klar sichtbar angebracht werden, um es dem Zuschauer zu erleichtern, die Piloten zu identifizieren. Bisher prangte lediglich die Startnummer groß auf der Schnauze. (Rennkalender der Formel 1)
Langfristig wird sogar über LED-Displays nachgedacht, die aktuelle Position und Zeiten der Fahrer anzeigen.
- Änderung bei Roter Flagge
Bei extremen Witterungsbedingungen oder einem schweren Unfall hat die Renn-Jury die Möglichkeit, das Rennen abzubrechen, indem sie die Rote Flagge zeigt. Bislang wurde anschließend hinter dem Safety Car neu gestartet. Aber dem kommenden Jahr soll der Start stehend erfolgen.
Damit soll die Einsatzzeit des Safety Cars verringert werden.