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Rennfahrer-Tagebuch: Ein DTM-Wochenende aus Fahrersicht

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Rennfahrer-Tagebuch: Ein DTM-Wochenende aus Fahrersicht

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Rennfahrer-Tagebuch: Ein DTM-Wochenende aus Fahrersicht

Ein Wochenende der DTM 2017 aus der Sicht eines Rennfahrers: 'Motorsport-Total.com' hat Marco Wittmann am Norisring ein Wochenende lang begleitet
Marco Wittmann gibt einen Einblick in den Arbeitsalltag eines DTM-Fahrers
Marco Wittmann gibt einen Einblick in den Arbeitsalltag eines DTM-Fahrers
© ITR

Meetings, Autogrammstunden, Interviews und Treffen mit Sponsoren: Die DTM-Fahrer haben an einem Rennwochenende viel zu tun, vor allem außerhalb des Renncockpits. Ein Fahrer sagte gegenüber 'Motorsport-Total.com', dass das reine Fahren auf der Strecke nur rund zehn Prozent eines Wochenendes ausmacht. Die restliche Zeit verbringen die Piloten mit Terminen außerhalb ihres DTM-Autos.

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Der Sache wollte 'Motorsport-Total.com' genauer nachgehen und hat BMW-Pilot Marco Wittmann bei der DTM am Norisring ein Wochenende lang begleitet. Im zweiteiligen Rennfahrer-Tagebuch schildert der zweimalige DTM-Meister den Ablauf eines Rennwochenendes aus der Sicht eines Rennfahrers.

Das Wochenende am Norisring ist für Fahrer, Teams und Fans das Highlight einer DTM-Saison. Für Audi und BMW ist die Veranstaltung in den Straßen von Nürnberg ein Heimrennen, denn die Werke der bayerischen Hersteller sind nur rund 100 Kilometer entfernt. Doch für einen Fahrer im DTM-Feld trifft das Wort "Heimrennen" zu, wie für keinen anderen: Marco Wittmann. Der BMW-Pilot wohnt nur einen Steinwurf vom Norisring entfernt und könnte während dem gesamten Rennwochenende sogar im eigenen Bett schlafen.

Track Walk am Donnerstag

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Aufgrund des vollgepackten Zeitplans hat sich der gebürtige Fürther aber doch entschieden, in seinem eigenen Wohnmobil direkt an der Strecke zu übernachten. So kann er abends noch lange mit seinen Ingenieuren zusammensitzen und die Strategie für den nächsten Tag besprechen. Außerdem kann er so morgens ein paar Minuten länger schlafen und ausgeruhter in das für ihn stressigste Rennwochenende der Saison starten.

Für Wittmann und seine 17 DTM-Fahrerkollegen beginnt die Veranstaltung üblicherweise bereits am Donnerstag. Zwar hat der amtierende DTM-Meister eine kurze Anreise zum Norisring, doch steht eine Streckenbegehung mit seinen Ingenieuren, der sogenannte Track Walk, am Nachmittag auf dem Programm. Auf einem Stadtkurs wie auf dem Norisring ist die Besichtigung der Strecke besonders wichtig, um zu sehen, wie sich der Kurs, der auf öffentlichen Straßen verläuft, verändert hat. Gab es Ausbesserungen im Asphalt, sind neue Bodenwellen hinzugekommen? All das wird beim Track Walk erforscht.

Der Freitag beginnt mit einem Frühstück in der BMW-Hospitality auf dem Zeppelinfeld. Das erste Freie Training findet erst abends statt. Deshalb stehen tagsüber vor allem Marketingtermine und Meetings mit den Ingenieuren auf dem Programm. Vom Frühstück gestärkt heißt es für Wittmann und seine BMW-Fahrerkollegen: Autogramme schreiben.

Autogramme, Autogramme, Autogramme...

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Alle Hersteller der DTM erhalten täglich hunderte von Fananfragen und Autogrammwünsche und geduldig unterschreiben die sechs BMW-Fahrer Autogrammkarten, Kappen, Fahnen, T-Shirts und alles, was ihnen die Marketing-Mitarbeiter von BMW so vorlegen, um ihre Fans glücklich zu machen.

Anschließend geht es für Wittmann in die Box zum Radio Check: hierbei prüfen die Mechaniker, ob die Ohrstöpsel und das im Fahrzeug eingebaute Funkgerät funktionieren, sodass eine reibungslose Kommunikation zwischen Box und Cockpit gewährleistet ist. Zwar herrscht in der DTM seit dieser Saison ein Funkverbot. Doch im Falle einer Gefahrensituation muss das Team die Möglichkeit haben, den Fahrer zu informieren und warnen. Deshalb ist der Funk weiterhin ein wichtiges Kommunikationsmittel.

Nach dem Mittagessen geht es für Wittmann zum Treffen der DTM Drivers Association, der Fahrergewerkschaft in der DTM. Während dem Meeting werden Vorkommnisse der vergangenen Rennen oder andere wichtige Anliegen der Fahrer besprochen.

Pflichttermin: Fahrerbesprechung

Es folgt das obligatorische Fahrer-Briefing mit Renndirektor Sven Stoppe. Auch hier werden Angelegenheiten und Vorkommnisse vom vorangegangenen Rennen besprochen und auf besonderes Fahrverhalten hingewiesen. Beim Rennwochenende am Norisring verkündete der Renndirektor die Verschärfung der Kommunikation via Boxentafel. Seitdem darf den Fahrern auf dem Pitboard nur angezeigt werden, dass sie zum Reifenwechsel an die Box kommen sollen. Alle weiteren Informationen wie Platzierung, verbleibende Runden, Rundenzeit und so weiter dürfen nicht mehr gezeigt werden.

Nach der Fahrerbesprechung hat Wittmann eine Stunde frei. Doch die freie Zeit nutzt der BMW-Pilot, um sich mit Fans, Freunden und Sponsoren zu treffen. Und das tut er gerne.

Rund 90 Minuten vor dem ersten Freien Training steht ein weiteres Briefing auf dem Programm der BMW-Piloten. Im Media-und-Marketing-Meeting werden sie auf den neuesten Stand gebracht, welche Themen die DTM-Schlagzeilen beherrschen und welche Fragen der Journalisten sie erwarten können. Das Zielzeitfahren am Hungaroring und das verschärfte Funkverbot standen am Norisring ganz oben auf der Frageliste der Medienvertreter, die die DTM-Fahrer geduldig beantworteten.

Schönste Zeit des Wochenendes: das Fahren

Die Piloten werden im Rahmen des Marketing-Briefings aber auch über den Besuch wichtiger Gäste und Sponsoren informiert. Schließlich sollen sie wissen, wer ihnen im Laufe des Wochenendes die Hände schüttelt.

Eine Stunde vor dem ersten Freien Training geht es für Wittmann und Co. in den jeweiligen Team-Truck. Dort werden mit den Renn-, Strategie- und Performance-Ingenieuren die Herangehensweise an das Training besprochen. Werden Longruns gefahren, soll eine Qualifying-Abstimmung getestet werden, Daten über Reifen sammeln, und und und.

Schnell noch umziehen, Helm aufsetzen und los geht's endlich raus auf die Strecke! 30 Minuten Training stehen auf dem Programm gefolgt von Startübungen, um im Rennen auch gut wegzukommen. Die Zeit im Rennauto und das tatsächliche Fahren auf der Strecke bezeichnet Wittmann "als die schönste Zeit des Wochenendes". Denn da ist er ganz für sich und in seinem Element.

Vollgepackter Terminplan beim Heimrennen

Keine nervigen Meetings, Fragen oder Termine, sondern einfach nur Gas geben und fahren. Das ist es, was ein Rennfahrer am liebsten tut, und das ist schließlich auch sein Job. "Die schönsten Zeiten sind die Fahrzeiten, also dann, wenn wir im Auto sitzen. Das ist unser Hauptjob und die Leidenschaft, wofür wir leben und arbeiten. Alles andere ist Nebensache", erzählt Wittmann.

Nach dem Training geht es direkt zu den Ingenieuren in den LKW, um zu berichten, wie das Auto liegt, ob die Fahrzeugeinstellungen dem Fahrer liegen oder ob die Mechaniker über Nacht vor dem nächsten Training irgendwelche Änderungen vornehmen müssen. "Die Meetings mit den Ingenieuren sind Pflicht", sagt Wittmann. "Manchmal sind sie vielleicht etwas lästig, weil sie länger dauern als gedacht. Vor allem dann, wenn es nicht so gut läuft. Aber wenn es gut läuft, dann ist das Meeting kürzer, weil du normalerweise zufrieden mit dem Auto bist."

Schnell wieder umziehen und Rennoverall gegen Teamkleidung tauschen. Dann schnell in die Team-Hospitality flitzen und den wartenden Journalisten Rede und Antwort stehen. "Es gibt Rennwochenenden, wo alles sehr eng gesteckt ist. Zum Beispiel am Norisring, bei meinem Heimrennen. Als Lokalmatador habe ich die meisten Termine, aber so ist es eben. Es macht auch Spaß!", sagt der BMW-Pilot.

Gemeinsam mit angereisten Freunden und Familie genießt Wittmann ein ruhiges Abendessen, bevor es dann bald ins Bett geht. Der Samstag beginnt schon sehr früh und ist vollgepackt mit dem zweiten Freien Training, dem Qualifying und dem Rennen - und das alles innerhalb von gerade einmal fünf Stunden. Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt Wittmann und seinen Kollegen da nicht.

Den zweiten Teil des Rennfahrer-Tagebuchs können Sie am Sonntag bei 'Motorsport-Total.com' lesen.

© Motorsport-Total.com