Der Fall Darja Klischina sorgte bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 für mächtig Aufsehen. Dem ganzen russischen Leichtathletik-Team wurde wegen Dopings der Start untersagt.
Klischina lehnt Russland-Fahne ab
© Getty Images
Als einzige durfte die Weitspringerin teilnehmen, weil sie die vergangenen drei Jahre in den USA verbrachte und nicht ins russische Doping-System eingebunden war. Sie trat unter neutraler Flagge an und verpasste Edelmetall als Vierte nur knapp.
Das will Klischina nun in London nachholen. Bei der Leichtathletik-WM 2017 geht die 26-Jährige erneut als unabhängige Athletin der IAAF an den Start. Am Mittwochabend will sie die Qualifikation zum Weitsprung-Wettbewerb meistern (ab 20.10 Uhr im LIVETICKER).
Klischina will Fahne ablehnen
Doch diesmal ist Klischina nicht die einzige Russin. Insgesamt 19 Sportler greifen in Großbritannien nach Medaillen.
Sollte sie tatsächlich unter den ersten Drei landen, will sie weiteren Ärger vermeiden. "Wenn ich gewinne und eine Ehrenrunde drehe, werde ich eine russische Fahne nicht akzeptieren können, falls mir jemand eine reicht", sagte Klischina der BBC.
Die Blondine bedauert es, nicht in ihren Landesfarben antreten zu können. "Ich mag die Tatsache nicht, dass ich keine russischen Farben tragen darf, aber so ist die Situation und wir alle wissen, dass wir aus Russland kommen", erklärt Klischina.
"Als Verräterin abgestempelt"
Klischina achtet bewusst auf ihr Verhalten, um nicht erneut den Zorn ihrer Landsleute auf sich zu ziehen. Nach der Starterlaubnis in Rio wurde sie in Russland an den Pranger gestellt.
"Ich erhielt Ablehnung, ich wurde von meinen eigenen Leuten als Verräterin abgestempelt, weil sie den Nachrichten geglaubt haben", erzählt Klischina von ihrer harten Zeit.
Sie gibt zu, sich allein gefühlt zu haben. "Ich habe versucht, die Kommentare in den sozialen Medien nicht zu lesen, aber es war unmöglich", so Klischina weiter.
"Dachte an Doping"
Im Gegensatz zu vielen anderen russischen Athleten konnte ihr jedoch kein Doping nachgewiesen werden. Die aktuell Fünfte der Weltrangliste gesteht jedoch, an Leistungssteigerung durch illegale Mittel gedacht zu haben.
"Ich habe darüber nachgedacht, als ich 15 war. Meine persönliche Bestleistung war bei 6,30 Metern und ich sah die älteren Mädchen, die über sieben Meter gesprungen sind. Ich dachte, das wäre ohne Doping nicht möglich", führte Klischina aus.
Als sie die sieben Meter geschafft hatte, war das Thema Leistungsmanipulation jedoch laut ihrer Aussage keine Option mehr.