Deutschlands Topsprinter Julian Reus hat die Kritik am Leichtathletik-Weltverband IAAF beim Thema Doping-Bekämpfung erneuert und den Mut der deutschen Athleten gelobt.
Reus erneuert Kritik an IAAF
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"Ich finde, die IAAF hat nach der Dokumentation der ARD nicht wirklich so reagiert, als sehe sie es als ernsthaftes Problem, und zweifelt von vorneherein - ohne Untersuchung - an der Glaubwürdigkeit", sagte der 27-Jährige im Interview mit SPORT1. "Sie hat es eher als Angriff gesehen. Da fühlt man sich als Athlet nicht ernst genommen. Die IAAF kann mit ihren Mitteln sicher mehr im Dopingkampf tun als aktuell."
Anfang August hatte die ARD enthüllt, dass die Verbreitung von Dopingmitteln vor allem in den Ausdauerdisziplinen weitaus größer als bisher angenommen sei. Insbesondere Russland und Kenia rückten dabei in den Fokus.
Der Aufschreit aus der Sportlerszene ist groß. Diskus-Olympiasieger Robert Harting wendete sich mit einer markigen Video-Botschaft an die IAAF: "Ihr macht unseren Sport kaputt."
"Ich finde es super, dass sich Athleten mit dem Thema Doping bis hin zur Kritik an einem Weltverband auseinandersetzen und bewundere vor allem den Mut unserer Leichtathleten, dies auch öffentlich zu bekräftigen", teilte Reus mit.
Er führte aus: "Da ich ebenfalls den Standpunkt vertrete, dass für einen sauberen Sport noch mehr getan werden muss, vor allem international, habe ich mich an der Aktion beteiligt. Wir gehen täglich an unsere Leistungsgrenze und sollten daher für gleiche Bedingungen bei den Wettkämpfen sorgen. Wenn es die nicht gibt, sollten wir gemeinsam dafür kämpfen."
Zu den von der IAAF angekündigten Diskussionen mit Harting sagte Reus: "Was in den Gesprächen dann inhaltlich abläuft, ist schwer einzuschätzen. Jedoch ist es fraglich, warum die IAAF Robert Harting in ihrem Hauptsitz einlädt und dort zeigen möchte, wie der Kampf gegen Doping abläuft. Ich denke nicht, dass es als Argument ausreicht, zeigt aber, für wie naiv der Athlet manchmal gehalten wird."
Reus ist der schnellste Sprinter aller Zeiten aus Deutschland. 2014 löste er in 10,05 Sekunden Frank Emmelmann als deutscher Rekordhalter über 100 Meter ab.