Die Szene vor Spielbeginn war symptomatisch. Wayne Rooney, Uniteds Kapitän und zweitbester Schütze der Klubgeschichte, fungierte vor Manchesters Spiel gegen Leicester City als Ballträger.
ManUnited: Mourinho sägt Rooney an
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Jose Mourinho entschied sich erstmals in der Liga dazu, seinen Kapitän auf die Bank zu setzen. Erst in der 83. Minute kam der 30-Jährige beim überraschend klaren 4:1 über den Meister aufs Feld. Was einst einer Majestätsbeleidung glich, könnte in Zukunft zur Normalität werden.
Pogba blüht auf
Denn Mourinhos Maßnahme machte sich bezahlt: United spielte ohne Rooney und Marouane Fellaini mit mehr Tempo, Durchschlagskraft und Elan und beendete seine Mini-Krise von zuletzt drei Niederlagen in Folge. Vor allem Paul Pogba profitierte von Rooneys Degradierung.
Der 105-Millionen-Mann zeigte seine beste Leistung im United-Trikot und traf sogar zum ersten Mal. Neben Pogba glänzte Ander Herrera auf der Sechs, in der offensiven Dreierreihe überzeugte Juan Mata auf der Rooney-Position.
Bis zum 6. Spieltag hatte Rooney jedes Mal zu Beginn auf dem Platz gestanden - und dort seinen negativen Trend fortgesetzt. Bereits in der vergangenen Saison hatten seine Leistungen immer mehr Kritik von Experten und Fans mit sich gezogen, bei Englands blamabler Vorstellung bei der EM konnte er ebenso wenig Werbung für sich machen.
Mourinhos Entscheidung war nur folgerichtig - auch wenn der Trainer selbst nichts von einem Fingerzeig wissen wollte. "Er ist mein Mann. Ich vertraue ihm vollkommen. Er ist ein wichtiger Spieler für mich, für United und das Land", lobte Mourinho, der ihn 2013 unbedingt zu Chelsea holen wollte, bei Sky Sports.
Bank als Lösung?
Der exzentrische Coach begründete seine Änderungen mit der Idee, Zlatan Ibrahimovic mit zwei schnellen Spielern (Jesse Lingard und Marcus Rashford) zu umgeben und den Spanier Mata in die Zentrale zu stecken.
Trotz seines Vertrauensbekenntnisses wird auch Mourinho beobachtet haben, dass Uniteds Auftritt deutlich beherzter wirkte als in den vergangenen Wochen. Die Lösung für das Rooney-Rätsel könnte die Bank sein, das Zehner-Experiment scheint vor dem Spiel in der UEFA Europa League gegen Zorya Lugansk vorerst gescheitert.
Nun liegt es an Rooney, wie er mit dieser Situation umgeht. Mit Ryan Giggs und Paul Scholes steuerten zwei frühere United-Legenden auch im hohen Alter noch wichtige Akzente auf und neben dem Platz bei. Das kann auch Rooney, der zwar im Oktober erst 31 wird, aber schon 14 Profijahre auf dem Buckel hat.
Denn auch wenn Rooney vielleicht nie wieder an einstige Glanzleistungen anknüpfen wird, seine Erfahrung ist beim englischen Rekordmeister weiterhin gefragt. Wenn nicht in der Startelf, dann als Impulsgeber von der Bank, in seiner Rolle als Kapitän - oder notfalls auch als Ballträger.