Wenn der FC Barcelona drei Ligaspiele in Serie verliert und einen Neun-Punkte-Vorsprung verspielt, kann der Spott nicht weit sein.
Barcelonas Zauber ist verflogen
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Die Mannschaft des FC Valencia posierte nach dem Triumph im Camp Nou am Sonntag in ähnlicher Pose wie Real Madrid nach dem Sieg im Clasico.
Innenverteidiger Aymen Abdennour imitierte Cristiano Ronaldos Oben-ohne-Statur, dazu hielten die Spieler Denis Cheryshevs Trikot in die Kamera – jenes Spielers, wegen dem Real in dieser Saison aus dem Pokal ausgeschlossen worden war.
Die Fans des FC Barcelona hatten Cheryshev, der im Winter nach Valencia wechselte, danach bei dessen Einwechslung beim 7:0 im Pokal höhnisch gefeiert. Zweieinhalb Monate ist das mittlerweile her, vergessen aber noch nicht. Valencia bekam seine Revanche und riss Barca in die Krise.
Die Meisterschaft ist nach der Pleite wieder völlig offen, die Presse in Barcelona schrieb von "Panik", das 500. Pflichtspieltor von Lionel Messi geriet zur Randnotiz.
SPORT1 nennt die Gründe für Barcelonas Pleitenserie:
Keine Alternativen
Barcas erste Elf ist von den Namen her die beste ihrer Zeit - kommen die Stars aber mal nicht auf ihre gewohnte Leistung, fehlt das Backup. Schon beim 1:2 gegen Real hatte es nur einen Wechsel gegeben.
Marc-Andre ter Stegen, Adriano, Dani Alves, Marc Bartra, Douglas, Aleix Vidal und Munir El Haddadi saßen gegen Valencia auf der Bank, liefen sich warm, hofften auf eine Einwechslung.
Sie alle hätten an diesem Tag auch zu Hause bleiben können. Wechsel gab es bei Barcelona nämlich keine. Selbst als die Gäste kurz vor der Pause 2:0 in Führung gingen.
Trainer ratlos
Trainer Luis Enrique wirkte gegen Valencia seltsam teilnahmslos. Marca spottete über den "Geist an der Seitenlinie". Einserseits verständliche Kritik - andererseits ist es kaum vorstellbar, dass Spieler wie Adriano einen Unterschied ausgemacht hätten.
Noch vor einigen Wochen erklärte Enrique seine Rolle: "Ich sage vor Spielen nur 'Abrakadabra', dann fangen die Spieler an zu zaubern."
So ironisch das auch gemeint war: Jetzt kommt der Eindruck auf, dass sein Einfluss auf die Mannschaft nehme tatsächlich abnimmt. "Der Zauber ist vorbei", schrieb Mundo Deportivo.
Formschwächen im Mittelfeld
Messi, Luis Suarez und Neymar treffen nicht mehr in derart beängstigendem Maßstab wie noch bis vor einem Monat. Das ergibt Probleme hinter der Sturmreihe.
Wenn es nicht wie gewünscht klappt im Angriff, rücken die zentralen Spieler immer weiter auf, öffnen so Lücken im Mittelfeld – und Barca wird ausgekontert.
Andres Iniesta und Ivan Rakitic sollen die Tür öffnen für die Monster ganz vorne, was in der vergangenenTriple-Saison auch hervorragend klappte. Aktuell halten sie den Laden aber nicht mehr zusammen.
Kein Glück, keine Effektivität
Diego Alves war Valencias gefeierter Spieler nach dem Sieg in Barcelona. Irgendwann konnte man aufhören, die Sensationsparaden des Torhüters zu zählen, eine Statistik war nicht mehr nötig für die Gewissheit: Der Mann hatte einen unfassbaren Abend.
Messi scheiterte mehrfach an Valencias Keeper, Gerard Pique vergab kurz vor Schluss noch aus kurzer Distanz, sank zu Boden und wurde in dieser Pose zum willkommenen Titelbild für die Zeitungen.
"Wir waren in jeder Hinsicht besser als Valencia, abgesehen von der Effektivität", sagte Enrique. Jede andere Hinsicht zählt nur leider nicht. Trotz Alves' Meisterleistung hätte Barca seine Chancen nutzen müssen, an mangelnder Auswahl lag es diesmal im Gegensatz zur Pleite gegen Atletico nicht.
Ablenkung
Neymar schickt einem Model 45 Minuten vor dem Rückspiel gegen Atletico ein virtuelles Herz, Dani Alves postet nach dem Champions-League-Aus ein bizarres Video als Frau verkleidet. In Zeiten von Pleitenserien kommen solche Dinge gar nicht gut an.
Auch Pique ist oft und gerne in den sozialen Medien unterwegs und legt sich bevorzugt mit Real Madrid an.
Das provoziert natürlich entsprechende Reaktionen: Reals Jugendtrainer Guti reagierte auf die jüngste Barca-Pleite mit einem Tweet, der suggeriert, dass die Katalanen in der Schlussphase der Saison einschlafen.