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FIFA-Skandal: Chuck Blazer ist Kronzeuge für das FBI

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FIFA-Skandal: Chuck Blazer ist Kronzeuge für das FBI

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Der Mann, der nichts zu verlieren hat

Chuck Blazer ist der wichtigste Kronzeuge des FBI bei den Ermittlungen gegen FIFA-Funktionäre. Einst war der schillernde Mann im Zentrum der Korruptionsgeschäfte. Nun kooperiert muss er kooperieren.
Chuck Blazer war von 1996 bis 2013 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees
Chuck Blazer war von 1996 bis 2013 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees
© Getty Images

Es ist eigentlich Stoff für Mafia-Filme.

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Ein voluminöser Mann, weißer Rauschebart, stets etwas verschwitzt aussehend, rollt im Elektro-Scooter ganz gemächlich durch Downtown New York City. Der Dicke war einst mächtig, Partner bei schmutzigen Geschäften nannten ihn ehrfürchtig "Mister 10 Prozent", weil er konsequent unter dem Tisch die Hand aufhielt. Häufig sitzt auf seiner Schulter ein Ara.

Auf offener Straße wird der Mann von FBI-Agenten zur Seite gebeten.

Aber nein, bei dieser Erzählung handelt es sich nicht um ein Drehbuch für Hollywood. Es handelt sich um Chuck Blazer: Der Kronzeuge, der den Fußball erbeben lässt.

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Der "Auspacker", der am Sturz von Joseph S. Blatter erheblichen Anteil hat und den Weltverband FIFA zerstören kann.   

Korruption, Luxushotels und verschobene WM-Turniere

Der ehemalige FIFA-Vizepräsident Jack Warner könnte von der WM 2006 profitiert haben
Der ehemalige FIFA-Vizepräsident Jack Warner könnte von der WM 2006 profitiert haben

Es gibt derart viele Geschichten über den 70-Jährigen, dass sie unmöglich alle in einem Text zu erzählen sind. Es geht um Korruption, Unsummen in Umschlägen, übergaben in karibischen Luxushotels, abgehörte Gespräche, verschobene WM-Turniere.   

Chuck Blazer war mittendrin in diesem Sumpf, gemeinsam mit Jack Warner, ein Meister des Filzes, war er die Spinne im Netz - nun liefert er seinen ehemaligen Gefährten und andere aus, um seine Haut zu retten.

Das Druckmittel des FBI gegen Charles Gordon Blazer, geboren zwölf Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs: eine Anklage wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. So muss er sich im Vernehmungsraum kooperativ zeigen, er hat im Grunde keine andere Wahl.   

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Insiderwissen mit Sprengkraft

Chuck Blazers Insiderwissen hat gewaltige Sprengkraft, wenn er nun "singt", erzittern diejenigen, die Dreck am Stecken haben. Auch und besonders im FIFA-Exekutivkomitee. Jeden Tag gibt es neue Enthüllungen, inzwischen reichen die Korruptionsvorwürfe bis zur WM-Vergabe 1998 zurück.   

Blazer ist seit längerer Zeit krebs- und zuckerkrank, nichts zu verlieren zu haben, macht ihn vielleicht noch gefährlicher.

Er handelt nicht aus Läuterung, sondern aus Angst. Die Schläge gegen sein einst eigenes Reich führt er aus einer Klinik in New York - auch gegen Warner, mit dem er jahrzehntelang in anscheinend unerschütterlicher Partnerschaft den Kontinentalverband CONCACAF leitete.   

Gigantische Geldflüsse

Offensichtlich muss man sich das so vorstellen, dass die teils gigantischen Geldflüsse stets über den Tisch des infernalischen Duos führten - und immer versickerte ein Seitenarm in ohnehin prall gefüllten schwarzen Kassen.

Damit ließ sich ein Leben in Saus und Braus finanzieren, und es reichte, um andere Funktionäre wie Marionetten tanzen zu lassen. Ein schmiergeldgeldbasiertes Stimmenmanagement.   

Phasenweise hat Chuck Blazer, einst im Exekutivkomitee des Weltverbandes sitzend, das auch dokumentiert.

Mit einer Wanze im Schlüsselanhänger soll der frühere CONCACAF-Generalsekretär während der Olympischen Spiele 2012 in London Verantwortliche der russischen und australischen WM-Bewerbung für 2018 (Russland gewann bei der Wahl 2010) sowie weitere FIFA-Granden abgehört haben.

Im Nebenraum schnitt das FBI die Gespräche mit.   

Luxus-Apartment für eine Katze

Noch viele weitere kuriose Geschichten kursieren über diesen Chuck Blazer, seine Liebe zu Tieren beispielsweise ist legendär. Im Trump Tower soll er ein Luxus-Apartment angemietet haben - für seine Katzen. Kosten: 6000 Dollar monatlich.   

Die wohl beste Anekdote schilderte die Londoner Times in einem riesigen Artikel am vergangenen Sonntag: Einst lief Chuck Blazer die Frau davon, den Papagei Max nahm sie mit.

Nach einem Jahr schien sie ein Einsehen zu haben, sie lieferte den Ara brav wieder bei ihrem Besitzer ab. Fortan jedoch störte Max wichtige Sitzungen krächzend: "Du Trottel, du Trottel!"