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Die wichtigsten Fragen zu den Verhaftungen bei der FIFA

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Die wichtigsten Fragen zu den Verhaftungen bei der FIFA

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Was haben Ermittler in der Hand?

Nach und nach kommen Details der Ermittlungen gegen den Fußball-Weltverband ans Licht. Wer wird beschuldigt? Worum genau geht es? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Das Hauptquartier der FIFA in der Schweiz
Das Hauptquartier der FIFA in der Schweiz
© Getty Images

Wird es jetzt eng für die FIFA? Für Präsident Sepp Blatter? Mit den Verhaftungen zahlreicher aktueller und ehemaliger Funktionäre wirft die Schweizer Polizei viele Fragen auf.

Ein Überblick über den aktuellen Stand (BERICHT: Die Reaktionen im Überblick):

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Was ist passiert?

Einen Tag vor dem FIFA-Kongress in Zürich sind sieben hochrangige Funktionäre des Fußball-Weltverbands von der Kantonspolizei Zürich festgenommen, abgeführt und am Abend von der FIFA-Ethikkommission gesperrt worden, darunter auch die beiden FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay).

Die Polizeiaktion im noblen Fünf-Sterne-Hotel "Baur au Lac" glich einem Hollywood-Film. Die in Zivil gekleideten Beamten, die wegen eines Amtshilfegesuchs aus den USA handelten, ließen sich an der Rezeption die Zimmerschlüssel geben und holten die Funktionäre aus ihren Zimmern.

In einer weiteren, davon unabhängigen Justizaktion verlangte die Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts auf Geldwäscherei und Schmiergeldzahlungen bei den WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) die Aushändigung mehrerer Dokumente aus dem FIFA-Hauptquartier.

Worum geht es?

Laut Schweizer Bundesamt für Justiz (BJ) geht es um die Annahme von Schmiergeldern jenseits der 100-Millionen-Dollar-Marke aus den vergangenen 20 Jahren. Den Festgenommen werden Geldwäsche, die Annahmen von Bestechungsgeldern sowie Korruption bei WM-Vergaben und TV-Rechten vorgeworfen.

Die Schweizer Staatsanwaltschaft eröffnete wegen des Verdachts von Schmiergeldzahlungen und Geldwäsche im Zuge der Weltmeisterschaften 2018 (Russland) und 2022 (Katar) ein Verfahren gegen Unbekannt. Zudem sind offenbar Räumlichkeiten und Computer des Weltverbands FIFA durchsucht worden.

Die Bundesanwaltschaft wollte am Mittwoch die anwesenden Mitglieder des Exekutivkomitees befragen, die 2010 an der Vergabe beteiligt waren. Insgesamt sitzen noch zwölf damalige Entscheider im Exko.

Die mutmaßlichen Bestecher sind Vertreter von Sportmedien und von Sportvermarktungsunternehmen. Als Gegenleistung sollen diese bei der Austragung von Fußballturnieren in den USA und Lateinamerika die Medien-, Vermarktungs- und Sponsoringrechte erhalten haben.

Klar war bislang nur, dass die US-Bundesbehörde FBI seit Monaten Ermittlungen gegen die FIFA und ehemalige FIFA-Funktionäre anstrengt. Blatter hatte zuletzt zurückgewiesen, ins Visier der US-Behörden geraten zu sein.

Wer wurde verhaftet?

Das US-Justizministerium bestätigte die Verhaftungen folgender aktueller oder ehemaliger Funktionäre:

  • Jeffrey Webb, FIFA-Vizepräsident und Präsident des Kontinentalverbands CONCACAF
  • Eugenio Figueredo, Funktionär im Verband Uruguays
  • Eduardo Li, Präsident des costa-ricanischen Verbands
  • Julio Rocha, Development Officer der FIFA
  • Costas Takkas, Gesandter von CONCACAF-Präsident Webb
  • Rafael Esquivel, Präsident des venezolanischen Verbands
  • Jose Maria Marin, bei der FIFA zuständig für Olympia, ehemaliger Präsident des brasilianischen Verbands

Ihnen droht im Fall einer Verurteilung eine Höchststrafe von 20 Jahren Gefängnis - mit Ausnahme Figueredos, den im schlimmsten Fall zehn Jahre erwarten. Außerdem könnte ihm seine US-amerikanische Staatsbürgerschaft entzogen werden.

Präsident Sepp Blatter, seit Jahren im Zentrum der Korruptionsanschuldigungen gegen den Weltverband, gehört nicht zu den Beschuldigten. Am Mittwoch sollten eigentlich weitere Konföderationssitzungen zur Vorbereitung des Kongresses stattfinden.

Kann die Präsidenten-Wahl trotzdem stattfinden?

Ja - das will zumindest die FIFA. Der Weltverband kündigte sogar an, zur "Agenda" überzugehen. Damit würde am Donnerstag im Hallenstadion der 65. FIFA-Kongress beginnen, am Freitag will dann FIFA-Boss Joseph S. Blatter (79) in seine fünfte Amtszeit gewählt werden.

Einziger Herausforderer ist der jordanische Prinz Ali bin Al Hussein (39), der bereits von einem "traurigen Tag für den Fußball" sprach. Das große Aber:

Die Exekutive der Europäischen Fußball-Union (UEFA) will den Kongress und vor allem die Wahl mit aller Macht allerdings verschieben. Weil das "System FIFA" den Fußball, wenn es nicht gestoppt wird, irgendwann "töten würde".

FIFA-Sprecher Walter De Gregorio sagte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz: "Der Kongress und die Wahl werden wie geplant stattfinden. Die eine Sache hat mit der anderen nichts zu tun."

Korruptionsbekämpferin Sylvia Schenk sagte zu SPORT1: "Es wird natürlich eine Erschütterung mit Blick auf den Kongress geben. Sie werden vielleicht noch ein paar Dinge in ihrer Satzung ändern. Der Fehler war, die Vergangenheit vor ein paar Jahren nicht konsequent aufzuarbeiten. Als sie dann angefangen haben, war es viel zu spät."

Nach dem UEFA-Eingriff ist plötzlich wieder fraglich, ob der Kongress und die Wahl wie geplant stattfinden können. Ein FIFA-Kongress ohne 53 UEFA-Mitglieder?

Allein aber weil zwei Vizepräsidenten verhaftet und gesperrt nicht auf ihrem Platz sitzen werden, kann die Veranstaltung kaum mehr als zu einer gewaltigen Farce werden. Die Wiederwahl eines Präsidenten, aus dessen Führungsriege Personen verhaftet wurden und auf ihre Auslieferung in die USA warten, ist nur sehr, sehr schwer vorstellbar.

Aber bei der FIFA ist alles möglich. Blatter hat schon viele Krisen überstanden.