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Holger Glandorf stößt bei WM in Frankreich gegen Kroatien zum DHB-Team

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Holger Glandorf stößt bei WM in Frankreich gegen Kroatien zum DHB-Team

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Der Unverwüstliche

Mit Holger Glandorf stößt einer der ganz großen deutschen Handballer zum DHB-Team. Dabei hing seine Karriere - und mehr - schon am seidenen Faden.
Germany Training Session - 25th IHF Men's World Championship 2017
Germany Training Session - 25th IHF Men's World Championship 2017
© Getty Images
Michael Prieler
Michael Prieler
von Michael Prieler

14 Jahre ist es her, dass Holger Glandorf sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft gab. Nun ist er wieder da.
 
Der Routinier stieß am Donnerstag in Rouen zum Team und komplettiert den DHB-Kader, der in Frankreich um die Medaillen spielen will. Sein erster Einsatz erfolgt im Kracher um den Gruppensieg gegen Kroatien am Freitag (17.45 Uhr im LIVETICKER).

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"Ich bin fit und gesund und freue mich auf die Aufgabe", sagte Glandorf bei seiner Ankunft im Teamhotel: "Ich bin jetzt nicht der Heilsbringer für eine Medaille. Ich versuche der Mannschaft zu helfen."

Halbrechter von höchstem Format

Genau das ist der Plan von Bundestrainer Sigurdsson, der einen Platz im Kader für Glandorf frei gelassen hatte. Er braucht nach den verletzungsbedingten Absagen von Steffen Weinhold und Fabian Wiede dringend einen zweiten Linkshänder im Rückraum um die hoch gesteckten Ziele zu erreichen.

Und der kantige Glandorf (33) ist mehr nur als eine Entlastung für Einzelkämpfer Kai Häfner. Er ist ein Halbrechter von höchstem Format, mit einem brachialen Wurf und enormer Durchsetzungsfähigkeit, zudem defensivstark. Von der Erfahrung (168 Länderspiele) und dem Respekt der Gegenspieler auf internationalem Parkett ganz zu schweigen. Glandorf ist eine Waffe.

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Dagur Sigurdsson führte die deutsche Mannschaft zum EM-Titel
Holger Glandorf
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Kader der deutschen Handball-Nationalmannschaft für die WM 2017

Weshalb die Mitspieler die Ankündigung seiner Rückkehr ausnahmslos begrüßten. "Holger ist ein Weltklassespieler, natürlich macht er uns besser", sagte Andreas Wolff nach dem vierten Sieg im vierten Turnierspiel gegen Weißrussland im Gespräch mit SPORT1.

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Und Häfner meinte: "Ich freue mich auf ihn, die ganze Mannschaft freut sich. Wir werden uns sehr gut ergänzen, und er wird uns in dem Turnier noch sehr helfen."

Sigurdsson erwartet mehr Balance

Dass Glandorf der Mannschaft bei der WM-Mission entscheidende Impulse geben kann, steht außer Frage, zumal er nun nicht schon vier Partien in den Knochen hat. "Ich erwarte mir eine bessere Balance in der Mannschaft, auch zwischen Angriff und Abwehr", erklärte Sigurdsson seine Beweggründe, das Ass aus dem Ärmel zu ziehen: "Er ist ein sehr erfahrener Spieler und wird den Jüngeren helfen können."

Sigurdsson bestätigte auch, dass es von Anfang an geplant war, Glandorf zum Showdown in Gruppe C gegen die Kroaten ins Boot zu holen.

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Die kurze Zeit zur Eingewöhnung dürfte kein Problem sein. Die Vorbereitung in Kamen-Kaiserau hat Glandorf ja zumindest in Teilen bestritten. Bei der Generalprobe für die WM gegen Österreich stellte er gleich seine Klasse unter Beweis – und zeigte, wie viel Feuer fürs DHB-Team noch in ihm brennt. Von da an war klar, dass er früher oder später in Frankreich auftauchen würde.

Glandorf drohte Amputation 

Glandorf und die Nationalmannschaft, das war nicht immer eine Liebesbeziehung. Tiefpunkt war vor einigen Jahren ein Rechtsstreit zwischen dem Spieler, der SG Flensburg und dem DHB über eine medizinische Behandlung. Glandorfs Karriere hing am seidenen Faden.

Vor einem Länderspiel im April 2012 gegen Dänemark hatte er eine Kortisonspritze erhalten. Es entwickelte sich eine Infektion in der linken Ferse. Glandorf fiel fast ein halbes Jahr aus, wurde dreimal operiert, sogar eine Amputation des Fußes drohte.

Die SG und der Spieler erhoben daraufhin schwere Vorwürfe gegen die medizinische Abteilung des DHB: Glandorf sei vor der Behandlung nicht im entsprechenden Umfang über mögliche Komplikationen informiert worden. Anfang 2013 endete die Auseinandersetzung mit einem Vergleich vor dem Landgericht Flensburg, über die Höhe der gezahlten Summe wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Sache wurde ausgeräumt. Die medizinische Betreuung beim DHB liegt längst in anderen Händen. Glandorf, der Qualen litt, kämpfte sich zurück. Er spielte auch wieder für die Nationalmannschaft, aber kein großes Turnier mehr. Die WM 2013 sagte Glandorf wegen anhaltender Probleme mit dem Fuß und den fehlenden nötigen Regenerationszeiten ab. Die EM 2014 verpasste Deutschland, die Qualifikation für die WM 2015 in Katar spielte Glandorf – ohne Erfolg.

Sigurdssons Ideen begeistern Glandorf

Nach den verlorenen Playoff-Duellen gegen Polen trat er im September 2014 aus der Nationalmannschaft zurück. "Es ist für mich Zeit, auf die Signale meines Körpers zu hören", sagte er damals. Es war das Jahr als er mit Flensburg sensationell die Champions League gewann.

Nun sollten, so Glandorf, "jüngere Spieler die Chance auf internationale Wettbewerbe, Qualifikationen und Titel bekommen". Auch die Wildcard für Katar, die der DHB später bekommen sollte, änderte daran nichts - Glandorf riss sich Ende 2014 die Achillessehne, am anderen Fuß.

Gesprochen hatte er da schon mit dem gerade erst installierten Bundestrainer Sigurdsson, dessen "Ideen und Ansätze" ihn begeisterten hätten, wie er erklärte.

Fast viereinhalb Jahre sollte es dauern, bis es zu einer Zusammenarbeit der beiden kam. Wie fruchtbar diese ist, werden die nächsten Tage zeigen. Zehn Jahre nach dem WM-Titel im eigenen Land ist Glandorf zurück. Wenn auch nur in dosierten Einsätzen, wird er noch einmal alles geben für sein Land. Um endgültig zur Legende zu werden.