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Handball: Folgen von WM-Aus der Bad Boys, TV-Vertrag, Anwurfzeiten

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Handball: Folgen von WM-Aus der Bad Boys, TV-Vertrag, Anwurfzeiten

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Der Handball auf dem Weg ins Ungewisse

TV-Blackout, WM-Aus, Fan-Flucht? Dem Handball stehen nach dem K.o. der Bad Boys große Herausforderungen bevor. Grund ist auch der neue Fernsehvertrag.
Löwen-Abwehrchef Pekeler, DHB-Kapitän Gensheimer: Den Klubteams und der Nationalmannschaft stehen dustere Zeiten bevor
Löwen-Abwehrchef Pekeler, DHB-Kapitän Gensheimer: Den Klubteams und der Nationalmannschaft stehen dustere Zeiten bevor
© SPORT1-Grafik: Philipp Heinemann / Getty Images und Imago

TV-Blackout, WM-Aus, Fan-Flucht? Nach dem Achtelfinal-Schock bei der WM gegen Katar ist unklar, wie es mit dem deutschen Handball weitergeht, sportlich und medial.

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Noch ist die Ära Dagur Sigurdsson zwar nicht vorbei. Aber beim All Star Game der DKB HBL am 3. Februar in Leipzig (ab 20 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) wird der Erfolgstrainer wohl offiziell vom DHB verabschiedet.

Die Nationalmannschaft bestreitet ein Showmatch gegen eine internationale Auswahl der "stärksten Liga der Welt“. An der Seitenlinie bei den All Stars steht dann neben Ljubomir Vranjes der jetzige Leipziger Coach Christian Prokop, der aller Voraussicht nach Sigurdssons Nachfolger wird. Offiziell bestätigt ist das weiter nicht.

Hanning will Versprechen halten

"Ich habe versprochen, zum 1. Juli werden wir einen haben, und das Versprechen gilt weiter", sagte DHB-Vize Bob Hanning nach dem bitteren WM-Aus im Gespräch mit SPORT1.

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Wenn Prokop es denn wird, tritt er ein schweres Erbe an. "Ich habe immer gesagt, es wird mal die eine oder andere Delle geben. Jetzt haben wir sie gesehen", so Hanning über den Rückschlag. Es sei ihm ganz recht, dass dies noch unter Sigurdsson passiert sei, weil das die Aufgabe für seinen Nachfolger einfacher mache.

Sportlich muss dem deutschen Handball angesichts des Durchschnittsalters der Mannschaft und des Potenzials im Nachwuchsbereich bestimmt nicht bange sein. Die Junioren wurden gerade erst Vize-Europameister.

"Handball verliert Gesichter"

Was der Sportart langfristig viel eher Schwierigkeiten bereiten könnte, ist die fehlende bisherige Präsenz in der Öffentlichkeit ab 2017.

"Der Handball verliert die Gesichter", kommentierte die Süddeutsche Zeitung angesichts der spartanischen Übertragungen der WM nur im Internet und ohne Rahmenberichterstattung und Interviews.

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Das Kreditinstitut DKB hatte vor der WM überraschend die Übertragungsrechte für die WM erworben - und diese nur deshalb auch ohne Sendelizenz zeigen dürfen, weil die Landesmedienanstalten den Vorgang als "außergewöhnlichen Einzelfall" duldeten. Deutsche Sender konnten im Vorfeld des Turniers keine Einigung mit Rechteinhaber beIN Sports erzielen, weil dieser eine Verschlüsselung der Satellitenübertragungen verlangte.

Für SPORT1 bestand zu keinem Zeitpunkt eine Chance auf die Rechte der Handball-WM. Und auch für die nächsten Großturniere, selbst die Heim-WM 2019, könnte der TV-Blackout drohen. 

Droht der Bundesliga Ähnliches?

Doch auch die DKB Handball Bundesliga steht vor einer Zäsur. Ab dem Sommer wird sie größtenteils im Pay-TV zu sehen sein. Einerseits schafft die Liga damit eine großflächige Abdeckung, indem nun alle Partien eines Spieltags auch live zu sehen sein werden. Mit den öffentlich-rechtlichen Sendern der ARD steht ein reichweitenstarker Partner bereit, der eine große Masse an Zuschauern erreicht. Andererseits wird dieser auch nur bis zu zwölf Partien inklusive des Final Four im Pokal im Free-TV übertragen.

Damit gehen die Handballer einen anderen Weg als beispielsweise die DEL, die ihren Fans aufbauend auf dem umfangreichen Pay-TV-Angebot bei der Telekom eine wöchentliche Live-Übertragung im Free-TV bei SPORT1 bietet. 

Heiß diskutiert werden zudem die neuen Ansetzungen der Spieltage. Um dem Fußball aus dem Weg zu gehen, gibt es neben vier Partien am Donnerstag ab 19 Uhr auch bei vier Partien pro Spieltag die Anwurfzeit von Sonntag, 12.30 Uhr.

Das bringt auch den Vorteil mit sich, dass die Ansetzungen besser auf die deutschen Spiele in der Champions League angepasst werden können. Von einem "Paradigmenwechsel" sprach Ligachef Frank Bohmann bei der Vorstellung der Pläne und gleichzeitig "einer riesigen Chance sich zu profilieren."

Klubs in Planungsschwierigkeiten

Doch nicht alle sind derart euphorisch, es warten planerische Großaufgaben auf die Klubs. "Wir stehen vor einem großen und kniffligen Puzzle", sagte Daniel Hopp, Geschäftsführer der SAP-Arena, jüngst dem Mannheimer Morgen.

Die Halle ist nicht nur Spielstätte der Rhein-Neckar Löwen, sondern auch des Eishockey-Klubs Adler Mannheim, die Termine am Sonntag haben. Und wenn Samstagabends eine Großveranstaltung in der Multifunktionsarena steigt, wird für ein Sonntagsspiel um 12.30 Uhr schlicht die Zeit für den Umbau knapp.

Fans nicht begeistert

Handball zur Mittagszeit schmeckt auch vielen Fans nicht. "Die neuen Anwurfzeiten haben bei uns schon für viel Diskussion gesorgt und man kann sagen, dass sie den allermeisten nicht gefallen", sagt Marina Petersen vom Flensburger Fanclub Die Wikinger auf SPORT1-Nachfrage: "Vor allem die Lust auf Sonntagsspiele um 12.30 Uhr ist sehr gering."

Die Zeit sei "nicht nur ungewohnt, sondern für viele wirklich unangenehm". Schließlich müssten viele Fans aus dem Umland auch noch eine Anreise bewältigen. Und damit nicht genug.

Die aktiven Sportler geraten in die Bredouille. "Wir sehen auch die Problematik, dass Sonntags vormittags viele Jugendmannschaften inklusive Betreuer aktiv sind", sagt Petersen: "Auch sie sind Fans, die dann nicht mehr zu den Spielen der HBL gehen können."

Kiel und Flensburg ausnahmsweise einig

"Wir als Fanclub sehen die Sonntagsanwurfzeit äußerst kritisch", sagt auch Volker Lorenzen von den Kieler Zebrasprotten.

"Bei Auswärtsfahrten wären die Berufstätigen zwar früher zu Hause, aber man müsste auch schon mitten in der Nacht los", führt er aus: "Da wir in der Sparkassenarena einen großen Fanstand haben, der 3 Stunden vor Spielbeginn aufgebaut wird, müssten die Betreiber schon mitten in der Nacht am Sonntag aufstehen, um rechtzeitig alles fertig zu haben. Die Halle öffnet ja 2 Stunden vor Spielbeginn."

Der frühe Sonntagstermin bedeutet natürlich auch, dass Tagesreisen für die Auswärtsteams seltener möglich werden. Durch die nötig gewordene Übernachtung steigen die Kosten.

Alles in allem steht der deutsche Handball nach dem Traumjahr 2016 mit EM-Titel und Olympia-Bronze jetzt vor einer Zeit großer Herausforderungen.