Hauptrunde statt Heimreise: Die deutschen Handballerinnen haben bei der Europameisterschaft in Ungarn und Kroatien das vorzeitige Aus verhindert und dürfen weiter von der ersten EM-Medaille seit 20 Jahren träumen.
Deutschland wirft Gastgeber raus
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Die Mannschaft von Bundestrainer Heine Jensen bezwang in ihrem zweiten Turnierspiel Co-Gastgeber Kroatien in Varazdin mit 26:24 (13:14) und hat damit vor dem abschließenden Vorrundenspiel am Freitag (Fr., ab 17.55 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) gegen Schweden vorzeitig die Hauptrunde erreicht.
Eine Niederlage hätte das Ende aller Hoffnungen für den WM-Siebten bedeutet.
Starkes Comeback von Müller
"Wir haben sehr diszipliniert gespielt. Wir haben das Alles-oder-Nichts-Spiel angenommen und unser wahres Gesicht gezeigt. Wir konnten immer eine Antwort geben und haben einen starken Gegner verdient besiegt", sagte ein erleichterter Jensen.
Beste Werferinnen der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) waren Susann Müller und Shenia Minevskaja mit jeweils fünf Toren.
WM-Torschützenkönigin Müller gab dabei nach wochenlanger Verletzungspause aufgrund eines Fingerbruchs ein starkes Comeback.
Um nicht mit 0:4 Zählern in die zweite Turnierphase zu starten, muss das deutsche Team nach der überraschenden Auftaktniederlage gegen die Niederlande (26:29) gegen die ebenfalls schon für die Hauptrunde qualifizierten Schwedinnen aber unbedingt punkten.
Schwere Knieverletzung
"Wir werden mit Schaum vor dem Mund auf das Parkett gehen, um Kroatien zu schlagen", hatte Jensen nach der Pleite gegen die Niederländerinnen angekündigt.
Seine Mannschaft legte zunächst auch eine andere Körpersprache an den Tag als beim ernüchternden EM-Auftakt und begann engagiert.
Das Spiel über Kreisläuferin Anja Althaus und die Außen funktionierte deutlich besser als gegen die Niederländerinnen, und das Mitwirken Susann Müllers, die nach ihrer Verletzung erst am Dienstag zur Mannschaft gestoßen war, wirkte sich belebend aus. Entweder traf die 26-Jährige ansatzlos aus dem Rückraum oder sie steckte durchdacht am Kreis für ihre Mitspielerinnen durch.
Mit ihrem ersten Tor glich die Rückraumspielerin zum 6:6 (12.) aus. Für die erste deutsche Führung zeigte sich eine Minute später Kim Naidzinavicius verantwortlich, wenige Sekunden zuvor wurde die Kroatin Miranda Tatari mit einer schweren Knieverletzung unter Tränen vom Feld getragen.
Überragende Kroatin Penezic
In der Folge wechselte die Führung ständig, in den ersten 20 Minuten gelang es keinem Team, sich einmal auf zwei Tore abzusetzen.
Dann kam aber ein Bruch ins deutsche Spiel, die Angriffsaktionen wirkten wie schon gegen die Niederlande ideenlos. Über neun Minuten blieb die DHB-Auswahl ohne Tor. Trotz einiger starker Paraden von Torfrau Katja Schülke zogen die Gastgeberinnen in dieser Phase auf 13:10 (27.) davon.
Andrea Penezic bekam die deutsche Abwehr überhaupt nicht in den Griff, in den ersten 30 Minuten kam der kroatische Topstar schon auf acht Treffer.
Wahre Nervenschlacht
Dank eines Schlussspurts am Ende der ersten Halbzeit kam das Jensen-Team aber wieder auf ein Tor heran. Nach dem Wechsel setzte sich die umkämpfte Partie fort, beiden Mannschaften war anzumerken, was auf dem Spiel stand.
Gelungene Aktionen wechselten sich auf beiden Seiten mit leichten Fehlern und vergebenen Großchancen ab. So blieb die Begegnung spannend. Nach 48 Minuten stand es 21:21.
Es entwickelte sich in den letzten zehn Minuten eine Nervenschlacht - dank Müller, Minevskajas Nervenstärke von der Siebenmeterlinie und Torfrau Schülke mit dem besseren Ende für die DHB-Auswahl.
Das Spiel im Stenogramm:
Kroatien - Deutschland 24:26 (14:13)
Beste Werferin bei Kroatien: Penezic (13/2)Tore für Deutschland: Susann Müller (5), Minevskaja (5/3), Huber (3), Althaus (3), Nadgornaja (3), Geschke (3), Wohlbold (2), Naidzinavicius (1), Anne Müller (1)