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SPORT1-Kolumne von Stefan Kretzschmar über Absagen für WM in Katar

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SPORT1-Kolumne von Stefan Kretzschmar über Absagen für WM in Katar

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"Unser Sport steht auf dem Prüfstand"

SPORT1-Experte Stefan Kretzschmar erläutert die Absagen für die WM in Katar und sagt, worauf es bei den Nachrückern ankommt.

Hallo Handball-Fans,

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die WM in Katar im Januar ist nicht mehr weit, und plötzlich ziehen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Bahrain zwei Nationen ihre Teams zurück (News).

Was ist da los? Meinen Informationen zufolge müssen die Absagen politisch motiviert sein. Sportliche Gründe, wie von Bahrain argumentiert, sind sicher nicht maßgeblich für den Rückzug.

Diese Staaten sollen wohl auch ihre Botschaften in Doha abgezogen haben.

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Aber, wenn jetzt Plätze frei werden, sollten als erstes die Australier nachnominiert und für ihre Qualifikation belohnt werden. Das steht für mich außer Frage.

Das war schon ein ordentlich fader Beigeschmack, als die Deutschen plötzlich die Wildcard bekommen haben und Australien die Teilnahme verweigert wurde.

Man nehme nur das Schicksal der australischen Spieler: Jeder von ihnen hat aus eigener Tasche bis zu 3000 Dollar bezahlt, um die Länderspielreisen bezahlen und damit überhaupt die Qualifikation in Ozeanien spielen zu können.

Die haben ja zu Hause längst nicht das Standing. Da legen sie aus eigener Tasche Geld hin, um sich den Traum von der WM zu erfüllen, und dann wird ihnen diese verwehrt. Das ist schon mehr als unglücklich.

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Was den anderen Platz betrifft: da geht es ganz nüchtern gesprochen erst mal ums wirtschaftliche Überleben unserer Sportart. Nur dank dieser Prämisse hat Deutschland eine Wildcard bekommen.

Legen wir die Fakten doch mal ehrlich auf den Tisch: Im schlechtesten Fall kann es sein, dass unser Sport eventuell aus dem olympischen Programm genommen wird. Er steht auf dem Prüfstand, weil bei den vergangenen Sommerspielen die deutschen Einschaltquoten gefehlt haben.

Man könnte jetzt kritisieren, dass da zu viel Kommerz hinter steckt. Aber auch der Weltverband IHF weiß, dass es um die Daseinsberechtigung geht. Deshalb, und nur deshalb hat Deutschland eine Wildcard bekommen.

Der deutsche Markt mit den Fernsehzuschauern und den Sponsoren im Hintergrund ist einfach zu wichtig. Deutschland ist immer noch die führende Handballnation.

Ob nun Island oder Serbien nachrücken oder doch zwei asiatische Nationen, da zwei Teams aus der Asien-Qualifikation zurückgezogen haben, bleibt aber abzuwarten.

Kommen wir zum Kerngeschäft, der DKB HBL. In der zeigt Frisch Auf Göppingen, was es drauf hat (News). Dritter Platz, Respekt! (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle)

Die Schwaben haben in der Vorsaison unter ihren Möglichkeiten gespielt. Doch jetzt haben sie sich einen noch besseren Kader zusammengestellt. Kevynn Nyokas auf Halbrechts ist ein Schlüsselfaktor. Ein unberechenbarer und athletischer Spieler, der ihnen das gewisse Extra gibt.

Und Michael Kraus ist einer der besten Mittelleute in Deutschland, wenn er seine Rolle annimmt. Im Gespann mit Tim Kneule hat Göppingen eine super Konstellation in der Rückraummitte.

Coach Magnus Andersson lässt ein ideal auf die Spieler abgestimmtes System spielen. Sie haben große und robuste Spieler, spielen zu Hause mit ihrem Hexenkessel im Rücken kompromisslos, haben Fighter, aber auch Künstler in ihren Reihen. Diese Mischung macht's.

Und da ist noch Luft nach oben. Sie sind in einer wirtschaftlich starken Region beheimatet, haben eine Top-Halle und eine Riesentradition. Ein Etat mit zehn bis elf Millionen Euro, wie beim THW Kiel kolportiert, ist sicher nicht drin.

Aber das finanzielle Niveau des HSV Hamburg, der Rhein-Neckar Löwen und der SG Flensburg-Handewitt kann Göppingen stemmen. Deshalb wird sich der Klub dauerhaft oben festsetzen.

Bis zum nächsten Mal,

Euer Kretzsche

Stefan Kretzschmar, 41, ist seit 2009 als Experte und Co-Kommentator das Handball-Gesicht von SPORT1. Der neben Heiner Brand wohl bekannteste deutsche Handballer hat in 218 Länderspielen 817 Tore für den DHB erzielt, gewann unter anderem Olympia-Silber in Athen 2004. In der Bundesliga war der ehemalige Weltklasse-Linksaußen für den SC Dynamo Berlin, Blau-Weiß Spandau, den VfL Gummersbach und zuletzt den SC Magdeburg aktiv, mit dem er 2002 die Champions League gewann. Bei SPORT1.de analysiert "Kretzsche" wöchentlich in seiner Kolumne das Handball-Geschehen.