Nach der vierten Pleite im vierten Europacup-Spiel der TSG Hoffenheim rechnete Julian Nagelsmann mit seinern Spielern ab.
Nagelsmann sauer: TSG verliert erneut
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"So kannst du nicht gewinnen. Morgen werden wir das analysieren und da wird es nichts zu lachen geben. Wenn wir so weiter spielen geht unsere Chance, noch weiterzukommen, in den einstelligen Prozentbereich", schimpfte der Trainer der Kraichgauer im SPORT1-Interview.
Zuvor hatte sich der Bundesliga-Zweite beim bulgarischen Serienmeister Ludogorets Razgrad geschlagen geben müssen und auch sein erstes Auswärtsspiel in der UEFA Europa League mit 1:2 verloren. (Der LIVETICKER zum Nachlesen)
"So kannst du nicht gewinnen"
"Unsere Qualität muss ausreichen, um dieses Spiel zu gewinnen. Aber wir waren einfach zu schlecht, haben den Betrieb eingestellt", wütete der junge Trainer. "Der Gegner kam sehr aggressiv raus, wir hatten eine katastrophale Zweikampfquote, keinerlei Aggressivität, kein Gegenpressing. So kannst du nicht gewinnen."
Die Niederlage hat die deutsche Blamage perfekt gemacht - alle sechs Bundesligisten haben am zweiten Europapokal-Spieltag verloren. In der Champions League unterlagen der FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig, in der Europa League erwischte es neben Hoffenheim Hertha BSC und den 1. FC Köln.
Zum ersten Mal seit 1981 haben die deutschen Teams damit sechs Europacup-Spiele in drei Tagen verloren. Damals musste sich das Sextett sogar nur an einem einzigen Tag sechsmal geschlagen geben.
Kaderabek sorgt für Blitzstart
Dabei hatte die Partie für die TSG optimal begonnen: Der Treffer des Tschechen Pavel Kaderabek zum 1:0 nach 96 Sekunden war das schnellste Europa-League-Tor einer deutschen Mannschaft seit der Einführung des Wettbewerbs im Jahr 2009. Swetoslaw Djakow (46.) und Jody Lukoki (72.) drehten die Partie für Razgrad.
"Wir waren immer einen Schritt zu spät, irgendwie zu langsam vom Kopf und haben zu wenige Zweikämpfe gewonnen", kritisierte Torwart Oliver Baumann bei SPORT1. "Wir haben es einfach nicht geschafft, ins Pressing zu kommen. Den Start haben wir damit versaut."
Nach dem 1:2 gegen Sporting Braga am ersten Spieltag stehen die Kraichgauer nach zwei Partien bereits mit dem Rücken zur Wand. (SERVICE: Ergebnisse und Spielplan)
Die Hoffenheimer, die in den Playoffs zur Champions League am FC Liverpool gescheitert waren, hatten in Bulgarien mit großen Personalproblemen zu kämpfen und mussten zehn Spieler ersetzen.
Rosen schließt Nagelsmann-Abschied aus
In den Stunden vor der Partie stand allerdings Nagelsmann im Mittelpunkt. Grund dafür war die Entlassung seines Kollegen Carlo Ancelotti bei Rekordmeister Bayern München. Der "Trainer des Jahres", der vor rund zwei Wochen mit seinen Träumereien vom Job bei den Bayern für großes Aufsehen gesorgt hatte, gilt als Kandidat für die Ancelotti-Nachfolge.
"Ich befasse mich nicht mit Spekulationen", sagte Nagelsmann vor der Begegnung zu SPORT1. Sportdirektor Alexander Rosen schloss einen Abgang Nagelsmanns zu den Münchnern aus: "Die Gefahr ist so gering, ich kann gar nicht sagen, wie gering sie ist."
Die Spekulationen um den Erfolgscoach kommen nicht von ungefähr. In der laufenden Bundesliga-Saison ist der Klub von Mehrheitseigner Dietmar Hopp nach wie vor ungeschlagen. 14 Punkte nach sechs Spieltagen bedeuten zudem einen Vereinsrekord. (SERVICE: Tabelle)
Vor 8000 Zuschauern mussten die Hoffenheimer nicht lange auf die Führung warten. Kaderabek verwertete die erste Chance, Mark Uth hatte die Vorarbeit geleistet.
Traumtor sorgt für Hoffenheims Pleite
Nach dem Treffer gab es Möglichkeiten auf beiden Seiten. Die Bulgaren, die es 2014 und 2016 in die Gruppenphase der Champions League geschafft hatten, deuteten ihre Klasse in der Offensive an. Razgrad hätte bis zur Pause den Ausgleich verdient gehabt.
Gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs schafften dann auch die Gastgeber, seit 2012 sechsmal in Folge Meister, ein schnelles Tor. Djakow traf nach 46 Sekunden sehenswert.
Wie schon über weite Phasen der ersten Hälfte enttäuschten die Hoffenheimer auch in der zweiten Halbzeit, dennoch hatte Lukas Rupp die erneute Führung auf dem Fuß (67.). Lukoki machte es kurz darauf besser und vollendete mit einem traumhaften Schlenzer (72.).