Die Höchststrafe erfolgte nach 45 Minuten. In der Halbzeitpause wurde Gonzalo Castro ausgewechselt.
Entsetzen über den zweiten Anzug
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Eigentlich war die Partie für den 28-Jährigen bereits nach wenigen Sekunden gelaufen. Wie ein blutiger Anfänger hatte er sich austanzen lassen, die Folge war das Turbo-Gegentor zum 0:1.
Danach agierte Castro wie in Schockstarre. Auf der von ihm ungeliebten Position des rechten Außenverteidigers blieb er hinten stets anfällig, konnte nach vorne kaum Akzente setzen.
Castro wirkte wie ein Fremdkörper. Ein Unsicherheitsfaktor statt des erhofften Stabilisators mit seiner Erfahrung aus zahlreichen internationalen Einsätzen. Der Königstransfer von Borussia Dortmund wird in der noch jungen Saison zum Hauptproblem.
Wie eine Arbeitsverweigerung
Dabei bräuchte BVB-Trainer Thomas Tuchel einen Castro in Bestform als Außenverteidiger. Denn Lukas Piszczek fällt wegen Hüftproblemen mindestens zwei Wochen aus.
Doch Castro mag hinten rechts nicht mehr spielen. Entsprechend lieblos wirkte sein Auftritt im fernen Norwegen, beinahe schon wie eine Arbeitsverweigerung.
Nur: Im defensiven Mittelfeld bekommt der junge Julian Weigl derzeit den Vorzug. Bei der Leistung von Castro kein Wunder.
Es war bezeichnend, dass die Borussia nach Castros Auswechslung in der zweiten Halbzeit wesentlich stabiler auftrat.
Tuchel "entsetzt" über Abwehrverhalten
Die Dortmunder Verantwortlichen machten aus ihrem Unmut über die erste Halbzeit auch gar keinen Hehl.
"Ich war entsetzt, wie einfach das ging", sagte Tuchel über das nicht vorhandene Abwehrverhalten seiner Mannschaft.
Kapitän Mats Hummels sprach von einem "Katastrophen-Start - wie ein schlechter Film" und monierte: "Man darf einfach nicht mit einer solchen Schlafmützigkeit ins Spiel gehen." Klare Worte – vor allem Richtung Castro.
Und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ätzte in der Pause: "Das ist Wahnsinn. Egal, mit welcher Mannschaft, wir müssen das Spiel beherrschen." Taten sie aber nicht. Zumindest nicht bis zum Zwischenstand von 0:3 nach 22 Minuten.
Ginter zu Beginn unsicher
Dabei ist Castro als Sinnbild zu sehen für den zweiten Dortmunder Anzug, der kräftig in die Mangel genommen wurde. Erst auf dem Platz von Odds BK, dann von den eigenen Verantwortlichen.
Denn die fünf neuen Spieler im Vergleich zum 4:0-Auftaktsieg in der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach enttäuschten allesamt, mit leichten Abstufungen.
Weltmeister Matthias Ginter sah in der Innenverteidigung sowohl beim 0:1 als auch beim 0:2 alles andere als gut aus, stabilisierte sich später als rechter Verteidiger für den ausgewechselten Castro.
Auch Weidenfeller patzt
Der als Nummer eins degradierte Roman Weidenfeller ließ den Gewaltschuss zum 0:3 aus über 35 Metern über die Fäuste gleiten. Ein klarer Torwartfehler – auch wenn Hummels auf "den Flummi" von einem Ball hinwies. Watzkes Einlassung, aus der Entfernung sei kein Ball unhaltbar, war fast noch höflich zu nennen. So wird Weidenfeller sogar um weitere Einsätze in Europa fürchten müssen.
An Sven Bender lief das Spiel weitgehend vorbei. Auf dem Kunstrasen fand der ansonsten so kompromisslose defensive Mittelfeldspieler kaum in die Zweikämpfe.
Und Kevin Kampl wirkte zwar umtriebig, zog auf der rechten Mittelfeldseite aber immer wieder viel zu früh nach innen und verstopfte so das ohnehin schon prall gefüllte Zentrum.
Tuchel lobt die Moral
Es war kein Zufall, dass es die Leistungsträger waren, die das Spiel noch zu Gunsten des BVB drehten. Pierre-Emerick Aubameyang mit einem Doppelpack (34. und 76.) sowie Shinji Kagawa (47.) und Henrikh Mkhitaryan sorgten am Ende doch noch für einen 4:3-Sieg.
Vor dem Rückspiel am kommenden Donnerstag dürften über den Einzug in die Gruppenphase der UEFA Europa League keine Zweifel bestehen.
Wohl aber über die Qualität des zweiten Dortmunder Anzugs.