Nein, Mario Gomez hat keinen Doppelgänger, der in diesen Wochen bei der Europameisterschaft spielt.
Warum es bei Gomez wieder läuft
© Getty Images
So wie er in Frankreich auftritt, hat man ihn vorher im DFB-Team noch nie gesehen. Der 30-Jährige ruht in sich, er hat sich gegen alle Widerstände und Zweifel durchgesetzt.
EM-Rekord für Gomez Nebensache
Zwei Tore hat er bisher erzielt und mit Jürgen Klinsmann als deutscher EM-Rekordschütze gleichgezogen. Doch die Bestmarke hat für ihn keine Bedeutung.
"Unser Ziel und mein Ziel ist es nicht Rekorde zu brechen, sondern mein Ziel ist es, Europameister zu werden", sagt Gomez vor dem Viertelfinale gegen Italien am Samstag (ab 20 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER): "Bisher ist es eine gute EM. Vielleicht kann ich nach dem Turnier sagen, dass es eine ganz tolle war."
Zwei unglückliche Turniere
Gomez spielt seine dritte EM, die ersten beiden Turniere liefen nicht so toll für ihn.
Sein Fehlschuss 2008 gegen Österreich drückte ihm den Stempel des Chancentods auf. Vier Jahre später in Polen und der Ukraine traf er dreimal, wurde aber öffentlich von TV-Experte Mehmet Scholl ("Hatte Angst, dass er sich wundliegt") an den Pranger gestellt.
Beim Halbfinal-Aus gegen Italien gab er eine traurige Figur ab, die Kritik kam wieder hoch. "Ich bin fast Torschützenkönig geworden, und am Ende hab ich es ganz schön um die Ohren bekommen", erinnert er sich.
Schwerer Stand im DFB-Team und in München
Auch im Verein hatte er einen schweren Stand. Als Pep Guardiola 2013 Trainer in München wurde, gaben die Bayern Gomez an den AC Florenz ab.
Aber auch in Italien lief es alles andere als optimal, er war oft verletzt. Als Deutschland vor zwei Jahren Weltmeister wurde, musste er am Fernseher zuschauen. Beim ersten Spiel nach der WM gegen Argentinien war er wieder dabei und wurde ausgepfiffen. Wieder einmal.
Seine Karriere in der Nationalmannschaft schien fast schon beendet.
In Istanbul aufgeblüht
Florenz lieh ihn an Besiktas Istanbul aus, in der Türkei blühte er plötzlich auf, wurde Torschützenkönig und Meister. Im vergangenen Herbst kehrte er ins DFB-Team zurück und schaffte den Sprung in den EM-Kader. Gomez akzeptierte seine Rolle. Selbst die ersten beiden Partien auf der Ersatzbank haben an ihm nicht genagt. Im Gegenteil.
"Mein Selbstvertrauen war nie weg", sagte er nach dem Sieg gegen die Slowakei im Gespräch mit SPORT1, "für mich war klar, dass ich vielleicht irgendwann gebraucht werde."
Beim 3:0 im Achtelfinale traf er zum 2:0, gegen Nordirland erzielte er das einzige Tor.
"Im Idealfall stehe ich da, wo der Ball hinkommt. Ich bin Stürmer und versuche den Job zu machen, den ich schon lange mache und den der Trainer von mir einfordert", gibt er sich bescheiden. Gomez ist nicht nur wichtig als Torschütze, mit seiner physischen Präsenz beschäftigt er immer ein bis zwei Verteidiger und dient als Anspielstation. Außerdem brachte er etwas mit, was zuvor gefehlt hatte: Torabschlüsse.
Teamplayer statt Einzelkämpfer
Früher habe er gedacht, er müsse es vorne allein richten. Heute versucht er, "einfach alles in die Waagschale zu werfen für die Mannschaft und am Ende ist es mir eigentlich egal, ob ich ein Tor gemacht hab oder nicht." Der Erfolg sei "nicht nur die Sache eines Stürmers, sondern wie wir als Team auftreten."
Wenn die Mannschaft funktioniert, dann funktioniert auch Gomez. So war es in Stuttgart, als er mit dem VfB 2007 Meister wurde, so war es in München, wo er zweimal Meister und einmal Bundesliga-Torschützenkönig wurde. Und so war es auch zuletzt in der DFB-Elf.
Gute Voraussetzungen für Mario Gomez. Denn der hat nur ein Ziel: "Ich will, wie die Jungs damals in Brasilien, dann auch in Paris jubeln."