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DFB-Pokal: Neuer Modus trifft auf eine Front der Ablehnung

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DFB-Pokal: Neuer Modus trifft auf eine Front der Ablehnung

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Breite Front gegen die Fußball-Revolution

Ein Ideenpapier von Schalke-Vorstand Peter Peters und 16 Erstligisten regt ein Aussetzen der Europapokalteilnehmer in den ersten DFB-Pokal-Runden an. Das kommt nicht gut an.
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© SPORT1-Montage: Gabriel Fehlandt/Getty Images
Martin van de Flierdt
Martin van de Flierdt

Der 9. August 2015 war ein herausragender Tag in der Historie des badischen Oberligisten FC Nöttingen.

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Durch sieben Runden des Landespokals hatte sich der Klub aus dem kleinen Ort auf halber Strecke zwischen Karlsruhe und Pforzheim gekämpft. Der Lohn: ein Gastspiel des großen FC Bayern in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals.

29.500 Zuschauer machten das Karlsruher Wildparkstadion zu einem Tollhaus, als Mittelfeldspieler Niklas Hecht-Zirpel die frühe Münchner Führung durch Arturo Vidal ausglich. Vor der Pause gab es nur noch Gegentreffer von Mario Götze und Robert Lewandowski, nach dem Seitenwechsel gar nicht mehr.

"Ein Highlight der Vereinsgeschichte"

Dieses mehr als ehrenwerte 1:3 "hat hier eine Rieseneuphorie entfacht", sagt Dirk Steidl, Vorstand der Nöttinger, zu SPORT1. Der Oberliga-Tabellenführer ist klar auf Aufstiegskurs. Die knappe halbe Million Euro, die der Verein eingenommen hat, hat er für den Bau eines Kunstrasenplatz und neuer Kabinen sowie die Jugendarbeit bestens gebrauchen können.

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VfL Bochum v Bayern Muenchen - DFB Cup
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VfL Bochum v Bayern Muenchen - DFB Cup
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Bilder: In Bochum geht das Licht aus

"Aber bei solch einem Spiel geht es ja nicht primär ums Geld", erklärt Steidl. "Es ist für jeden kleinen Klub das Highlight der Vereinsgeschichte. Wenn man das den Amateuren wegnimmt, wäre das eine Katastrophe."

Grundsätzlich wegnehmen möchte den Amateuren eine solche Chance zwar niemand. Doch das Ideenpapier, das Schalkes Vorstandsmitglied und Ligaverbands-Vize Peter Peters mit 16 Bundesligisten erarbeitet hat, nährt ihre Sorgen, dass der Weg zu einem Gastspiel der ganz großen Namen künftig noch länger und steiniger wird.

Erste zwei Runden ohne Europapokal-Teilnehmer möglich

Denn der – wie der Ligaverband betont – unverbindliche Gedankenaustausch der Erstligafunktionäre, von dem die Bild am Freitag berichtete, hat mögliche Modusänderungen hervorgebracht. (Mehr dazu um 18.30 Uhr in Bundesliga Aktuell im TV auf SPORT1)

Nach Variante A steigen die sieben Europapokalteilnehmer erst in der dritten Runde ein, zuvor ermitteln die elf verbliebenen Erstligisten, die Zweite Liga und 71 Amateurklubs 25 Teams, die sich dort mit den Top Sieben messen dürfen.

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Variante B kommt in der ersten Runde bei 18 Zweitligisten und 58 Amateurteams ganz ohne Bundesligbeteiligung aus. Zehn Erstligisten stiegen in der zweiten, Europapokalteilnehmer und Titelverteidiger erst in der dritten Runde ein. Das Ziel: Die hohe Belastung der Topklubs soll reduziert, ihre internationale Konkurrenzfähigkeit gesteigert werden.

Das kommt allerdings schon in der Bundesliga-Mittelklasse nicht gut an.

"Ich habe Verständnis für die Argumentation und die Pläne der großen Vereine", sagt Eintracht Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen zu SPORT1. "Aber aus Sicht von Eintracht Frankfurt ist der Pokal die größere Chance, in den Europapokal zu kommen als tabellarisch Sechster zu werden."

Die Hessen sollten doch "die Hoffnung haben dürfen, dass in der zweiten Runde Bayern München zu Borussia Dortmund muss und Dortmund dann in der dritten Runde beim VfB Stuttgart ausscheidet. Ganz klar: Ein späteres Einsteigen der Top-Vereine würde unsere Chancen mindern."

Hochstätter: Belastung in England größer 

Auch aus der Zweiten Liga kommt Kritik.

"Ich kann nachvollziehen, dass die Belastung der Vereine, die international spielen, relativ groß ist", erklärt Christian Hochstätter, Vorstand des gerade im Pokalviertelfinale an den Münchnern gescheiterten VfL Bochum, auf SPORT1-Nachfrage. "Auf der anderen Seite spielen sie auf der britischen Insel mit 20 Mannschaften in der Liga, und dort gibt es mit dem League Cup noch einen zusätzlichen Pokalwettbewerb. Auch das ist machbar."

Einen neuen Modus des DFB-Pokals hält er für "keine gute Idee. Ich finde, dass der Pokalwettbewerb, so wie er derzeit ist, sehr gut bei den Leuten ankommt und sich auch sehr gut vermarkten lässt. Eine Änderung würde diesen Wettbewerb nicht besser machen. Ich wäre dagegen."

Guardiola hält Modus für "perfekt"

Damit liegt er erstaunlicherweise auf einer Linie mit Pep Guardiola, dessen FC Bayern München an einem späteren Einstieg in den DFB-Pokal ja grundsätzlich gelegen sein sollte.

"Ich finde es perfekt, wie es gerade ist. Das ist attraktiver und besser für die Fans. Die kleinen Vereine haben es auch verdient, sich mit den großen zu messen", meint der Katalane. "Es ist viel, viel besser als zum Beispiel in Spanien."

Bis einschließlich der Saison 2018/19 ist der aktuelle Pokalmodus mit 64 Hauptrundenteilnehmern, darunter 28 Amateurteams, noch gesichert. Erst danach würden Änderungen greifen.

Zeit genug, um noch einmal darüber nachzudenken.