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Sportanwalt verteidigt BVB gegen Kritik

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Sportanwalt verteidigt BVB gegen Kritik

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Sportanwalt verteidigt BVB gegen Kritik

Anwalt Christoph Schickhardt nimmt den BVB nach dem Pyro-Eklat bei SPORT1 in Schutz. Die Oberstaatsanwältin ist anderer Auffassung.

Von Pierre Winkler

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München - Aus Sicht des Sportrechtlers Christoph Schickhardt trägt Borussia Dortmund keine Schuld an den Ausschreitungen beim 4:1 in der Champions League gegen Galatasaray.

"Der einzige Angriffspunkt gegen den Verein sind die Einlasskontrollen - diese sind aber nach heutigen Erkenntnissen nicht mehr so durchzuführen, dass nichts eingeschmuggelt wird", sagte Schickhardt im Gespräch mit SPORT1. Der Rechtsanwalt vertritt unter anderem die Bundesligisten Eintracht Frankfurt, Hannover 96 und Hertha BSC.

Unterdessen kritisierte Oberstaatsanwältin Birgit Cirullies den BVB: "Es ist schon Aufgabe des Fußballvereins, der die Veranstaltung durchführt, sich nach Kräften zu bemühen, die Sicherheit zu gewährleisten."

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Schickhardt dagegen meint, die entscheidenden Fehler seien lange vor dem Anpfiff gemacht worden, als eine Gruppe von rund 1400 zum Teil gewaltbereiten Galatasaray-Fans zum Dortmunder Stadion marschierte: "Die Polizei ist froh, wenn die im Stadion sind. Dann sind sie nämlich raus aus der Stadt und aus dem Wohngebiet", sagte Schickhardt.

"Und dann können sie keine Autos mehr anzünden. Wenn sie in diesem Käfig sind, atmet die Polizei erst einmal auf und überantwortet diese Personen damit dem Fußball. Und die armen Dortmunder sollen nachher dafür bestraft werden."

(Alle Infos ab 18.30 Uhr bei Bundesliga Aktuell)

Ermittlungen wegen versuchten Totschlags

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Die Bilanz des Abends: Zwei verletzte Polizisten, 21 Festnahmen sowie 700 Ermittlungen gegen türkische Fans wegen versuchten Totschlags, Landfriedensbruchs sowie Verstößen gegen das Sprengstoff- und Versammlungsgesetz (BERICHT: Polizei ermittelt nach Pyro-Eklat).

So klang die erste Pyro-Unterbrechung bei SPORT1.fm:

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Zweimal musste Schiedsrichter Pavel Kralovec die Partie unterbrechen, weil Anhänger der Gäste Feuerwerkskörper aufs Feld geschossen hatten.

"Wenn ein Spieler einen Eckball tritt und Angst haben muss, dass in seinem Rücken etwas fliegt, ist es diesem Spieler nicht mehr zuzumuten, diesen Eckball auszuführen", sagte Schickhardt. Genau so war es Dortmunds Shinji Kagawa ergangen, als er vor dem Galatasaray-Block stand.

"Kontrollen waren ordnungsgemäß"

Dennoch ging die Partie weiter - für Schickhardt eine zweifelhafte Entscheidung: "Was machen Sie denn, wenn der Spieler sagt: 'Ich trete den Eckball nicht'? Der Spieler soll sich dem Mob aussetzen. Da kann er sich doch nicht mehr auf Fußball konzentrieren."

Trotz dieser Tatsachen erwartet er eine Geldstrafe für den BVB, abhängig von den Dortmunder Vorstrafen. Außerdem muss der Verein bei der UEFA zum Beispiel die Dichte der eigenen Einlasskontrollen nachweisen.

"Hätte der BVB vorher nichts gefunden, und nachher brennt alles, dann wäre es kritisch zu sehen. Aber wenn er wie in diesem Fall etwas gefunden hat, waren die Kontrollen ordnungsgemäß", sagte Schickhardt dazu.

Pyro-Schmuggler schwer zu durchschauen

Gegen die organisierten Pyro-Schmuggler habe ein Verein kaum eine Chance.

"Diese Pyrotechnik ist teilweise nur so groß wie ein Eurostück. Die stecken sie Frauen in die Geschlechtsteile, die Männer in den After. Oder auch in den Mundbereich. Insbesondere im Herbst oder Winter ist das nicht zu finden, wenn die Leute Jacken an haben", berichtet er.

Oberstaatsanwältin Birgit Cirullies ist da anderer Auffassung: "Diese Pyrotechnik-Arsenale sind nicht so klein", sagte sie mit Blick auf die Tatgegenstände. "Dann muss man eben Vorkehrungen treffen, selbst wenn die Fans genötigt sind, vier Stunden vor dem Stadion zu stehen. Die Sicherheit der Allgemeinheit geht vor."

BVB-Organisationschef Christian Hockenjos warnte indes vor "unrealistischen Forderungen". "Einiges, was hier abgebildet ist, bekomme ich zumindest in eine Unterhose. Wenn wir nicht Zelte aufbauen und die Zuschauer nackt ausziehen lassen, können wir es nicht zu 100 Prozent verhindern."

Schickhardt sieht dagegen eher die Polizei und den Staat in der Pflicht. Gerade das Argument, die Polizei sei überrascht gewesen, lässt er nicht gelten: "Die Polizei hat auch vor zwei Wochen bei der Hooligan-Demonstration gesagt, sie sei überrascht - die Polizei in Nordrhein-Westfalen ist mir ein bisschen oft überrascht."

Polizei lässt Fans gewähren

Er präzisierte: "Der einzelne Polizist tut mir leid, er ist völlig schuldlos. Genau wie der Polizeichef. Schuld ist die Politik, die immer mehr spart, sodass die Polizei immer schlechter ausgerüstet ist. Das geht nicht."

Trotzdem erwartet Schickhardt von der Polizei härteres Durchgreifen. Schließlich habe es einen Fanmarsch wie den der Galatasaray-Fans bereits beim Randale-Spiel im DFB-Pokal 2011 gegeben. Beide Male sah die Polizei zu und ließ die Fans gewähren.

"Da stellt sich die Frage der Polizeitaktik. Ich meine, man muss die Straftäter dann herausgreifen, dingfest machen und einsperren, und zwar mit genügend Polizei, damit diese keine Angst haben muss. Wer dort schon Straftaten begeht, steht im dringenden Verdacht, das auch weiterhin zu machen - im Stadion und bei der Abreise", lautet Schickhardts Urteil.