Arsene Wenger war richtig sauer. "In der Champions-League musst du auf dem richtigen mentalen Level sein", schimpfte der Teammanager des FC Arsenal und bezichtigte seine Stars indirekt der Selbstgefälligkeit.
Weltmeister am Pranger
Trotz einer komfortablen 3:0-Führung hatten die Gunners den Sieg gegen Außenseiter RSC Anderlecht noch aus der Hand gegeben.
Zwei Weltmeister waren daran maßgeblich beteiligt.
Podolski lässt Flanke zu
"Lukas Podolski ist ein erstklassiges Beispiel für unzureichende Abwehrarbeit", schrieb die britische Zeitung "Telegraph" und ging hart mit dem deutschen Nationalspieler ins Gericht.
Vor dem Ausgleichstreffer zum 3:3-Endstand von RSC-Stürmer Alexandar Mitrovic (90.) hatte Podolski die Flanke zugelassen. Und Per Mertesacker verlor als Abwehrchef das entscheidende Kopfballduell im Zentrum.
"Wir waren in der Defensive sehr, sehr schwach und haben uns nie sicher gefühlt", sagte Wenger, der sofort nach dem Abpfiff wütend durch den Spielertunnel abgerauscht war.
"Werden durchgekaut und ausgespuckt"
Den Gruppensieg können sich die Londoner wohl abschreiben, Borussia Dortmund ist mit fünf Punkten Vorsprung enteilt.
Das Echo in den britischen Medien fiel dementsprechend unsanft aus.
"Sie sind taktisch planlos", sagte Gunners-Legende Paul Merson im TV-Sender Sky. "Falls Arsenal die nächste Runde erreicht, werden sie in dieser Form von den Gegnern durchgekaut und ausgespuckt", schrieb die Daily Mail, "Arsenal hätte das Spiel töten müssen", kommentierte der Independent.
3:0-Führung verspielt
Zunächst hatte nichts auf den herben Rückschlag hingedeutet. Die erneut ohne den verletzten Mesut Özil angetretenen Kanoniere zogen durch Treffer von Mikel Arteta (Foulelfmeter, 25.), des starken Alexis Sanchez (29.) und von Alex Oxlade-Chamberlain (58.) davon.
Doch der Anschlusstreffer Anthony Vanden Borres (61.) und die verletzungsbedingte Auswechslung von Arteta (62.) brachten die Wenger-Elf völlig aus dem Rhythmus.
Erneut Vanden Borre (73., Foulelfmeter) und schließlich Mitrovic waren die Nutznießer.
Podolski schlich mit finsterer Miene von dannen.
Die deutschen Weltmeister im Arsenal-Trikot können damit weiter keinen Haken hinter die Gruppenphase machen.
Kroos nicht ganz zufrieden
Ganz anders sieht es bei ihrem DFB-Kollegen Toni Kroos aus, der mit Titelverteidiger Real Madrid weiter das Maß aller Dinge in der Gruppe B ist.
Mit dem souveränen 1:0 gegen den FC Liverpool löste das Team von Trainer Carlo Ancelotti, der Sami Khedira nicht in den Kader genommen hatte, frühzeitig das Ticket für das Achtelfinale.
"Es ist nicht ganz einfach, immer so brillant zu spielen wie in den letzten Wochen, wenn man die Gruppe so souverän anführt", sagte Perfektionist Toni Kroos bei "Sky" nach seinem Einsatz über die volle Spielzeit nicht gänzlich zufrieden.
Dabei waren die Königlichen, für die der Franzose Karim Benzema entscheidend traf (27.), spielerisch klar überlegen. Und sorgten damit für weiteren Zwist in England.
Auch Ärger in Liverpool
Reds-Coach Brendan Rodgers setzte im Estadio Bernabeu angesichts des Ligaspiels am Samstag gegen den FC Chelsea zahlreiche namhafte Profis auf die Bank - darunter Kapitän Steven Gerrard und das italienische enfant terrible Mario Balotelli.
"Rodgers trampelt auf Liverpools Erbe herum", hieß eine der harschen Reaktionen der Presse (Telegraph).
Hitzige Debatten sind damit in den kommenden Tagen garantiert.